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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Bursche eine von Susans Händen hielt (sie schien es kaum zu bemerken und sah stattdessen wie gebannt Lengyll an), und plötzlich begriff er: Der Bürgermeister war entweder ihr Onkel oder möglicherweise ein Vetter engsten Grades. Lengyll schenkte beiden keine Beachtung, sondern sah nur die drei Neuankömmlinge an, die er einer eingehenden Prüfung unterzog, zuletzt Roland.
    »Falls wir in Mejis etwas tun können, um zu helfen, Junge, fragt nur – mich, John Croydon, Hash Renfrew, Jake White, Hank Wertner, wen auch immer. Ihr werdet sie heute Abend kennen lernen, aye, und ihre Frauen, Söhne und Töchter auch, und ihr müsst nur fragen. Wir mögen hier draußen ein gutes Stück von der Nabe Neu-Kanaans entfernt sein, aber dennoch stehen wir treu zum Bund. Aye, sehr treu.«
    »Gut gesprochen«, sagte Rimer leise.
    »Und jetzt«, sagte Lengyll, »werden wir angemessen auf eure Ankunft anstoßen. Ihr habt ohnehin schon lange auf einen Schluck Punsch warten müssen. Trocken wie Staub müssen eure Kehlen sein.«
    Er drehte sich zu den Bowleschalen um und griff nach der Schöpfkelle in der größeren und prunkvolleren der beiden, winkte aber den Kellner weg, weil er ihnen offensichtlich die Ehre zuteil werden lassen wollte, sie persönlich zu bedienen.
    »Mr. Lengyll«, sagte Roland leise. Und doch hatte die Stimme einen befehlsgewohnten Unterton; Fran Lengyll hörte es und drehte sich um. »In der kleineren Schüssel ist alkoholfreier Punsch, oder nicht?«
    Lengyll überlegte und schien zuerst nicht zu verstehen. Dann zog er die Brauen hoch. Zum ersten Mal schien er Roland und die anderen nicht als lebende Symbole des Bundes und der Inneren Baronien anzusehen, sondern als richtige Menschen. Junge Menschen. Knaben, wenn man es recht überlegte.
    »Aye?«
    »Gebt uns davon, wenn Ihr so gütig sein wollt.« Nun spürte er aller Blicke auf sich. Besonders ihren Blick. Er selbst hielt den seinen starr auf den Rancher gerichtet, aber seine periphere Sicht war gut, daher bekam er mit, dass Jonas wieder dünn lächelte. Jonas schien bereits zu wissen, was das zu bedeuten hatte. Roland vermutete, Thorin und Rimer ebenfalls. Diese Landeier wussten eine Menge. Mehr, als sie sollten, und darüber würde er später gründlich nachdenken müssen. Im Augenblick jedoch war es seine geringste Sorge.
    »Wir haben das Angesicht unserer Väter in einer Weise vergessen, die etwas mit unserem derzeitigen Aufenthalt in Hambry zu tun hat.« Roland stellte unbehaglich fest, dass er eine Rede hielt, ob es ihm gefiel oder nicht. Er wendete sich nicht an den ganzen Saal – den Göttern sei wenigstens für diese kleine Gunst gedankt –, sondern nur an den Kreis der Zuhörer, der allerdings schon deutlich größer geworden war als die ursprüngliche Gruppe. Aber ihm blieb keine andere Wahl, als zu Ende zu sprechen; das Boot hatte abgelegt. »Ich muss nicht auf Einzelheiten eingehen – und weiß, Ihr würdet auch keine erwarten –, aber ich sollte bemerken, dass wir versprochen haben, während unseres Aufenthalts hier keinerlei alkoholische Getränke zu uns zu nehmen. Eine Strafe, versteht Ihr.«
    Ihr Blick. Es schien, als könnte er ihn immer noch auf seiner Haut spüren.
    Einen Augenblick lang herrschte völlige Stille in der kleinen Gruppe rings um die Punschschüsseln, dann sagte Lengyll: »Euer Vater wäre stolz, Euch so offen sprechen zu hören, Will Dearborn – aye, das wäre er. Und welcher Junge, der etwas taugt, würde nicht hin und wieder einmal über die Stränge schlagen?« Er schlug Roland auf die Schulter, und obschon der Griff seiner Hand fest war und sein Lächeln echt aussah, waren seine Augen schwer zu lesen, lediglich ein nachdenkliches Funkeln tief in den Falten. »Darf ich an seiner statt stolz sein?«
    »Ja«, sagte Roland und lächelte als Erwiderung. »Mit meinem aufrichtigen Dank.«
    »Und meinem«, sagte Cuthbert.
    »Meinem ebenfalls«, sagte Alain, nahm das angebotene Glas Punsch und verbeugte sich vor Lengyll.
    Lengyll füllte weitere Gläser und reichte sie hastig herum. Diejenigen, die bereits Gläser in den Händen hielten, bekamen sie weggenommen und dafür alkoholfreien Punsch ausgeschenkt. Als alle der ursprünglichen Gruppe mit einem Glas versehen waren, drehte sich Lengyll um, da er offenbar den Trinkspruch selbst ausbringen wollte. Rimer klopfte ihm auf die Schulter, schüttelte verhalten den Kopf und nickte zum Bürgermeister hinüber. Jener Ehrenmann sah sie mit aus den Höhlen quellenden Augen und offenem

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