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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einmal.«
    »Nein«, sagte Alain.
    Jonas, der nur mit Gehorsam gerechnet hatte und auf nichts anderes vorbereitet war, war wie vom Donner gerührt. »Was?«
    »Sie haben schon verstanden«, sagte Alain. »Ich habe Nein gesagt.«
     
     

5
     
    Nachdem sie sich beim Haus Seafront förmlich verabschiedet hatten, hatte Roland seine Freunde deren eigenen Vergnügungen überlassen – er vermutete, dass sie im Traveller’s Rest landen, aber nicht lange bleiben oder großen Ärger bekommen würden, da sie kein Geld zum Spielen hatten und nichts Aufregenderes als kalten Tee trinken durften. Er war auf einem anderen Weg in die Stadt geritten, hatte sein Pferd an einem der Pfosten auf dem unteren der beiden öffentlichen Plätze festgezurrt (Rusher hatte ein einziges kurzes verwundertes Wiehern angesichts dieser Behandlung ausgestoßen, aber sonst nichts) und schlenderte seitdem mit tief ins Gesicht gezogenem Hut und schmerzhaft hinter dem Rücken verschränkten Händen durch die menschenleeren, verschlafenen Straßen.
    Unzählige Fragen gingen ihm durch den Kopf – hier stimmte etwas nicht, ganz und gar nicht. Zuerst hatte er geglaubt, dass er es sich nur einbildete, dass der kindliche Teil in ihm eingebildete Verwicklungen und Intrigen wie aus einem Abenteuerroman suchte, weil er aus dem Mittelpunkt des wahren Geschehens entfernt worden war. Aber nach seiner Unterhaltung mit »Rennie« Renfrew wusste er es besser. Es gab unbeantwortete Fragen, regelrechte Geheimnisse, und das Schlimmste war, dass er sich nicht darauf konzentrieren, geschweige denn auch nur den Versuch unternehmen konnte, sie zu verstehen. Jedes Mal, wenn er es versuchte, kam ihm Susan Delgados Gesicht in die Quere… ihr Gesicht, der Schwung ihres Haars oder auch die anmutige, furchtlose Weise, wie ihre Füße in den Seidenschuhen beim Tanz seinen Stiefeln gefolgt waren, ohne einen Schritt zu verpassen oder zu zögern. Immer wieder hörte er seine letzten Worte an sie, die er mit der gestelzten, pedantischen Stimme eines jungen Predigers an sie gerichtet hatte. Er hätte fast alles darum gegeben, den Ton und die Worte selbst zurückzunehmen. Zur Erntezeit würde sie das Bett mit Thorin teilen und ihm ein Kind austragen, ehe der erste Schnee fiel, vielleicht einen männlichen Erben, und was war schon dabei? Reiche Männer, berühmte Männer und blaublütige Männer hatten sich seit Anbeginn der Zeit Feinsliebchen gehalten; Arthur Eld hatte, der Überlieferung zufolge, deren mehr als vierzig gehabt. Also wirklich, was sollte es schon groß bedeuten?
    Ich glaube, ich habe mich in sie verliebt. Das bedeutet es.
    Ein bestürzender Gedanke, doch nicht von der Hand zu weisen; er kannte die Landschaft des eigenen Herzens dafür viel zu gut. Er liebte sie, höchstwahrscheinlich war das so, aber ein Teil von ihm hasste sie auch und klammerte sich an den erschreckenden Gedanken, den er beim Abendessen gehabt hatte: dass er Susan Delgado ins Herz hätte schießen können, wäre er bewaffnet dort gewesen. Teils war Eifersucht dafür verantwortlich, aber nicht nur; vielleicht nicht einmal zum größeren Teil. Er hatte eine unerklärliche, aber machtvolle Verbindung zwischen Olive Thorin – mit ihrem traurigen, aber tapferen Lächeln vom unteren Ende der Tafel – und seiner eigenen Mutter hergestellt. Hatte er diesen traurigen, wehmütigen Ausdruck an dem Tag, als er sie mit dem Berater seines Vaters überrascht hatte, nicht auch in den Augen seiner Mutter gesehen? Marten im offenen Hemd, Gabrielle Deschain in einem Morgenmantel, der ihr von einer Schulter gerutscht war, und das ganze Zimmer vom Geruch dessen erfüllt, was sie an jenem heißen Vormittag getrieben hatten?
    Sein Verstand, so abgebrüht er auch schon sein mochte, schrak entsetzt vor diesem Bild zurück. Stattdessen kreiste er wieder um Susan Delgado – ihre grauen Augen und ihr glänzendes Haar. Er sah sie lachen, Kinn hochgereckt, Hände vor dem Saphir verschränkt, den ihr Thorin gegeben hatte.
    Roland nahm an, dass er ihr die Mätressengeschichte vergeben konnte. Was er ihr trotz seiner Gefühle für sie nicht vergeben konnte, war das schreckliche Lächeln auf Olive Thorins Gesicht, als sie das Mädchen beobachtete, das an dem Platz saß, der rechtmäßig ihr zugestanden hätte. An ihrem Platz saß und lachte.
    Das waren die Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, während er ganze Felder von Mondlicht abschritt. Er hatte kein Recht, solche Gedanken zu hegen, Susan Delgado war nicht der Grund für

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