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Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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nehmen? Damit hätten Sie gut zu tun.«
    »Yeah, Hank könnte wohl ’ne kleine Vernehmung vertragen«, stimmte Baxter zu. »Aber er wird seinen Anwalt anrufen und zu schnell wieder rauskommen. Er hat ein Alibi.«
    »Es muss doch irgendwen im Ort geben, den wir in die Mangel nehmen können. Denken Sie drüber nach, Herb. Sie brauchen selbst ein Alibi, wenn diese Trottel mit Wanzen in das Starfighter Mansion eindringen.«
    »Samstag gibt’s garantiert irgendwo Ärger. Mir fällt schon was ein.«

    Onkel Wallys Gedanken kreisten um ähnliche Fragen. Die Aussicht, mit Eva und den vier Mädchen an den Lake Sassaquassee zu fahren, fand er nicht sehr reizvoll.
    »Glaub mir, Joanie, ich hab wegen ihnen so Vorahnungen. Du hast mir erzählt, sie seien recht nett. Niedlich, hast du gesagt. Tja, niedlich sind sie nicht. Nicht niedlich, wie ich’s mir vorstelle. Vier beschissene Teufelsbraten, das sind sie. Die sich Penny nennt, schleicht durchs Haus und fragt Maybelle und die übrigen Hausangestellten aus.«
    »Was sind das für Fragen, Schatz? Das hab ich nicht gewusst.«
    »Was wir ihr bezahlen, ob sie genug Freizeit kriegt und ob wir sie korrekt behandeln.«
    »Ach das. Eva hat mir erzählt, dass sie an so was Interesse hätten. Sie arbeiten an einem Schulprojekt über das Leben in den USA.«
    »Schulprojekt? Was für ’ne Schule ist das denn, wo sie wissen wollen, wie hoch der Mindestlohn ist und ob ich sie oft bumse?«
    Da war sogar Tante Joan entsetzt.
    »Wally, das hat sie doch nicht Maybelle gefragt? O mein Gott. Maybelle ist in ihrer Kirche Diakonin und eine strenggläubige Frau. Wenn sie herumlaufen und ihr solche Fragen stellen, verlässt sie uns.«
    »Das sag ich dir doch. Und das ist nicht alles. Rube hat erzählt, sie wollten wissen, wie viele Schwule es in Wilma gibt, welchen Anteil der Bevölkerung sie ausmachen und ob sie schwarz oder weiß sind und als Ehepaare zusammenleben. In Wilma! Wenn sich das rumspricht, sucht nicht nur Maybelle das Weite. Dann haue ich auch ab.«
    »O Wally«, sagte Tante Joan und setzte sich schwer auf das Bett. »Was sollen wir nur machen?«
    Wally dachte eine Weile über die Angelegenheit nach. »Ich schätze, wir fahren doch besser an den See. Da oben gibt es keinen, den sie fragen könnten. Und sag dieser Eva, dass sie die vier besser im Zaum halten muss. Wie viele gemischtrassige schwule Paare es in Wilma gibt? Großer Gott, das ist nicht zu toppen.«
    Da irrte er. An diesem Nachmittag hatte Tante Joan den Reverend und Mrs. Cooper samt ihren Töchtern eingeladen, damit sie ihre Nichten kennen lernten. Das Treffen war kein Erfolg. Der Reverend erkundigte sich, was die vier auf ihrer Schule in England über Gott gelernt hatten. Tante Joan versuchte einzugreifen, doch es half nichts. Samantha hatte mit Reverend Coopers Frage rein gar nichts anfangen können.
    »Gott«, fragte sie verwirrt. »Wer ist denn Gott?«
    Jetzt war der Reverend an der Reihe, völlig verwirrt zu gucken. Offensichtlich hatte ihm noch nie jemand solch eine Frage gestellt.
    »Gott? Nun, ich würde sagen … ich würde sagen …«, und er verstummte.
    Mrs. Cooper nahm sich des Problems an. »Gott ist die Liebe«, sagte sie salbungsvoll.
    Die Vierlinge betrachteten sie mit neuem Interesse. Das würde spaßig werden.
    »Machen Sie Gott?«, fragte Emmeline.
    »Gott machen? Hast du ›Gott machen‹ gesagt?«, fragte Mrs. Cooper.
    Tante Joan lächelte gedrückt. Sie wusste zwar nicht, was kam, hatte aber das Gefühl, es würde die Situation nicht einfacher machen. Tatsächlich machte es die Situation äußerst unangenehm.
    »Man macht Liebe, und wenn Gott Liebe ist, muss man ihn machen«, verkündete Emmeline mit engelhaftem Lächeln.
    »Es würde keine Menschen geben, wenn man nicht Liebe machte. So werden Babys gemacht.«
    Mrs. Cooper stierte sie entsetzt an. Darauf fiel ihr keine Antwort ein.
    Dem Reverend schon. »Kind«, sagte er laut und unklugerweise. »Du weißt nicht, was du da sprichst. Dies sind die Worte Satans. Es sind schlimme Worte.«
    »Gar nicht wahr. Das ist schlichte Logik, und Logik ist nichts Schlimmes. Sie haben gesagt, Gott sei die Liebe, worauf ich sagte …«
    »Wir haben alle gehört, was du gesagt hast«, warf Eva ein, den Reverend übertönend. »Und wir wollen nichts mehr von dir hören. Hast du das verstanden, Emmy?«
    »Ja, Mummy«, sagte Emmeline. »Aber ich verstehe immer noch nicht, was Gott ist.«
    Es folgte eine lange Stille, unterbrochen von Tante Joan, die fragte, ob noch

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