Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
gesamte Tätigkeit eine Art Tarnung für ganz andere Geschäfte, und zwar die, die auch deiner Schweigepflicht unterliegen. Du weißt schon. So dürfte es sein.«
    »Ich werde also meine Mörder bekommen. Und was bekommt ihr?« fragte Rune Jansson nachdenklich.
    »Wenn es möglich ist, die gesamte Bande, die Kernwaffen schmuggelt. Jetzt verstehst du vielleicht den Grund für diesen massiven Personaleinsatz.«
    »Was geschieht mit denen?«
    »Sie werden der russischen Justiz überstellt, die in diesem Fall recht streng sein dürfte.«
    »Todesstrafe?«
    »Ohne Zweifel. Genickschuß. Wird innerhalb einer Woche vollstreckt, denke ich.«
    »Pfui Teufel. Und meine Mörder?«
    »Tja… möchtest du sie nach Hause mitnehmen und in Haparanda verurteilen lassen statt in Murmansk? Sie selbst dürften diesen Vorschlag glänzend finden.«
    »Einer von ihnen scheint russischer Staatsbürger zu sein. Den können wir also nicht ohne weiteres ausgeliefert bekommen. Wir haben nämlich kein Auslieferungsabkommen mit den Russen. Aber diesen Finnen, könnte man den retten?«
    »Warum willst du ihn retten?«
    »Weil ich ein Gegner der Todesstrafe bin.«
    »Das bin ich auch«, sagte Carl nachdenklich. »Das bin ich auch. Aber darüber werden nicht Leute wie du und ich entscheiden, sondern die Politiker. Politiker sind nach meiner Erfahrung oft ziemlich blutrünstig, solange man es ihnen erspart, den Hinrichtungen beizuwohnen.«
    »Und wenn die Salven der Erschießungspelotons verstummt sind… Pfui Teufel, ich glaube zu träumen. Na ja, was passiert, wenn dieser Teil vorbei ist?«
    »Noch eine Sache, eine einzige«, brummelte Carl nachdenklich. »Dann werden wir ermitteln, wo das Schmuggelgut geblieben ist.«
    Draußen auf dem Hof war Lärm zu hören. Die Polizeiwagen kehrten zurück. Schreie und Flüche waren zu hören, als Menschen vermutlich brutal und mit Schlägen ins Gebäude gejagt oder geschleift wurden.
    Jurij Tschiwartschew drehte sich fröhlich zu Carl um und sagte etwas, worüber beide lachten. Carl erklärte Rune Jansson den Zusammenhang.
    »So, jetzt beginnt das Verhör der Verdächtigen. Wir können uns die Vernehmung hinter einer solchen Glasscheibe ansehen, du weißt schon. Ich kann für dich übersetzen. Interessiert, mal die Verhörmethoden ausländischer Polizisten kennenzulernen?«
    »Wird es so übel, wie ich glaube?« fragte Rune Jansson. Die Unlust stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Ja, das wird es«, stellte Carl kurz fest. »Ich schlage aber trotzdem vor, daß du mitkommst und es dir ansiehst.«
    »Warum?«
    »Weil du Polizist bist und ein verdammt guter dazu. Es ist doch nicht ganz ohne Bedeutung, wie ein Geständnis zustande kommt, nicht wahr?«
    »Nein«, seufzte Rune Jansson. »Das ist es wirklich nicht. Wo ist es? Unten im Keller?«
    »Ja, das könnte ich mir vorstellen«, lächelte Carl. »Wie in der guten alten Zeit. Der Keller ist bestimmt noch da.«
    Die Brüder Gelli, Antonio und Giuseppe, waren gewiß auf Gewalt eingestellt. Ihre Geschäftsidee erhob sich nämlich nicht sehr weit über dieses Niveau. Man hatte sie angewiesen, die Schikanen jetzt allmählich zu steigern, und der dem zugrundeliegende Gedanke war so einfach, daß sie ihn sogar selbst verstanden hatten, ohne ihn sich von ihren Chefs erklären lassen zu müssen. Man wollte einige Restaurants in Stockholm übernehmen, um sie zur legalen Basis für andere und gewinnbringendere Geschäfte zu machen.
    Als sie die Küche des Restaurants La Nonna betraten, wollten sie also unter allen Umständen Streit anfangen, selbst wenn die gewünschte »Versicherungssumme« wider Erwarten für sie bereitlag und wartete.
    Sie stiefelten von der Hofseite hinein, ohne anzuklopfen, und stießen die beiden Tellerwäscher zur Seite, die ihnen zufällig im Weg standen. Sie grinsten über die Furcht, die sie auslösten, und setzten den Weg in die eigentliche Küche fort, in der jetzt alle Tätigkeit aufhörte. Genau, wie sie erwartet hatten.
    »Guten Abend«, sagte Giuseppe Gelli, der ältere Bruder, höhnisch und sah sich um.
    »Guten Abend«, erwiderte nur einer der Anwesenden, ein junger Mann, der viel zu gut gekleidet war, um zum Personal zu gehören. Er betrachtete die Eindringlinge nachdenklich, während er einen Kopfhörer aus dem Ohr nahm und ein Tonbandgerät abschaltete, das er offenbar in der Tasche hatte.
    »Bellini«, erklärte er mit einem Lächeln, das plötzlich zu Eis gefror, als er die beiden Brüder musterte. »Ich mag Ihre Manieren nicht,

Weitere Kostenlose Bücher