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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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daß er eine Art Englisch hörte.
    »Okay, ich ergebe mich«, erwiderte er auf englisch und stellte langsam schräg hinter sich seine Reisetasche so ab, daß sie außer Reichweite der Terroristen war.
    »Now beck app for focking sake and putt you on the focking flor and spread eagle focking blackhead!« brüllte der Terrorist, der Luigi am nächsten stand. Dessen Verblüffung verwandelte sich allmählich in Zorn.
    »Die Herren meinen wahrscheinlich, daß sie mich erschießen werden, wenn ich nicht sofort gehorche«, sagte Luigi auf englisch, und da seine Worte offenbar nicht verstanden worden waren, wiederholte er das Ganze auf schwedisch.
    Die beiden Terroristen blickten einander jetzt fragend an. Ihre Masken verdeckten nicht nur einen Teil ihres Blickfelds, sondern die beiden machten auch einen unwiderstehlich komischen Eindruck, da sie »die Augen zu verdrehen« schienen wie Neger in amerikanischen Filmkomödien der zwanziger Jahre.
    In dem kurzen Augenblick des Zögerns, der dadurch entstand, daß Luigi plötzlich die Sprache gewechselt hatte, packte er mit einer Hand den Pistolenlauf des ihm am nächsten stehenden Terroristen und drehte ihn zur Seite, während er ihm mit der anderen Hand gleichzeitig die Wollmütze über die Augen zog und dem zweiten Mann mit voller Kraft einen Fußtritt ins Gesicht versetzte.
    Der Rest war einfach.
    Als er die beiden Männer niedergeschlagen hatte, riß er ihre Pistolen an sich, zog die Magazine heraus und warf sie weg. Sie rutschten scheppernd die Treppe hinunter. Dann zog er die Patronen heraus, die im Lauf der Waffen gesteckt hatten, und schleuderte sie hinterher. Er warf die Pistolen neben die beiden leblos daliegenden Körper und hob seine Tasche auf, um seinen unterbrochenen Weg fortzusetzen. Als er über die beiden Männer hinwegstieg, fiel ihm auf, daß sie am linken Oberkörper ein eigentümliches Symbol trugen, ein dort festgenähtes Stück Stoff. Er beugte sich erstaunt hinunter und musterte den unerwarteten Fund. Es waren zwei zickzackförmige gelbe Blitze auf blauem Boden, und darunter stand: Es zu können, bevor es geschieht – es zu wagen, wenn es geschieht.
    Die Blitze erinnerten der Form nach ein wenig an die SS- Runen, und Luigi fragte sich zunächst, ob er rechtsextremistischen Terroristen begegnet war. Er blieb stehen und lauschte, aber im Treppenhaus war alles still. Dann bückte er sich schnell und suchte bei seinem nächstgelegenen Opfer auf der Innenseite des Overall. Das erste, was er sah, als er den Reißverschluß herunterzog, war eine schußsichere Weste mit der Aufschrift POLIZEI in großen, fluoreszierenden Buchstaben.
    Luigi wurde zunächst ganz kalt. Er begriff nichts. Dann kam er zu dem Schluß, daß er trotz dieses Vorfalls sein Beweismaterial und seine empfindlichen Geräte aus dem Haus schaffen mußte, bevor er auf noch mehr solcher Gestalten stieß. Er ging schnell ein paar Stockwerke weiter die Treppe hinunter und betrat dann einen Hotelkorridor, in dem er eine Gruppe höchst irritierter Hotelgäste verschiedener Nationalität vorfand, darunter zwei Sikhs mit Turban. Sie drückten abwechselnd ungeduldig auf die Fahrstuhlknöpfe. Luigi schloß sich still der Gruppe an, da er davon ausging, daß die Treppen riskanter waren.
    Doch plötzlich sahen sie, daß ein Fahrstuhl sich näherte. Jemand machte eine scherzhafte Bemerkung, wer warte, den erwarte etwas Gutes.
    Die kleine internationale Gesellschaft vor den Fahrstuhltüren hätte allerdings nicht im Traum das erwartet, was jetzt geschah, als der Fahrstuhl hielt und die Tür mit einem seufzenden Laut zur Seite glitt. Vier Terroristen stürzten heraus. Sie hatten Masken über den Gesichtern, trugen Stirnbänder, Stiefel und hielten Maschinenpistolen in den Händen.
    »Beck off, blackheads!« brüllte der erste Terrorist, der den Fahrstuhl verließ. Die kleine Gruppe von Hotelgästen wich instinktiv zurück, während sie von seiner Maschinenpistole »in Schach gehalten« wurden. Die anderen verließen den Fahrstuhl hinter ihm und nahmen Kurs auf das Treppenhaus. Als sie dort ankamen, wollte Terrorist Nummer eins ihnen folgen, während er immer noch seine Waffe auf die Hotelgäste richtete. Doch als er rückwärts lief, stolperte er über eine Falte im Teppichboden, setzte sich aufs Hinterteil und feuerte eine Geschoßgarbe auf das Glasdach, wobei er gleichzeitig eine Kristallkrone zerschoß, so daß Kristall und Glassplitter auf die jetzt völlig verängstigte Gruppe am Fahrstuhl

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