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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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herabregneten.
    »Es besteht keine Gefahr!« rief Luigi laut auf englisch. »Es sind nur Polizisten, schwedische Polizisten, und sie meinen es nicht ernst. Es handelt sich nur um eine Übung!«
    Dann sprang er schnell in den Fahrstuhl, während der letzte Terrorist, der etwas von »Focking« fluchte, mühsam auf die Beine kam und einen Blick auf die Verwüstungen warf, die er angerichtet hatte. Die Hotelgäste hatten sich inzwischen auf den Fußboden geworfen. Der Terrorist schrie: »Polizei, stay kühl!«
    Dann verschwand er durch die Tür zum Treppenhaus. Luigi hielt den Fahrstuhl durch einen Druck auf den Warteknopf fest und gab seinen Leidensgenossen ein Zeichen, sie sollten schnell in den Fahrstuhl kommen.
    »Hier drinnen können sie nicht auf uns schießen«, erklärte er aufmunternd und winkte fröhlich mit der Hand. Die beiden Sikhs mit ihren Turbans erhoben sich als erste, zupften würdevoll ihre Anzüge zurecht und wischten ein paar Glassplitter ab, bevor sie den Fahrstuhl betraten. Ihnen folgten zwei blauhaarige ältere Amerikanerinnen mit großen Augen sowie ein Deutscher.
    »Waren das wirklich Bullen?« fragte eine der amerikanischen Damen, als die Fahrstuhltür zuging und Luigi auf den Knopf zum Erdgeschoß drückte.
    »Ich fürchte ja. Ein schwedisches SWAT-Team in Aktion, wie ich zu meinem Bedauern sagen muß.«
    »Aber warum hat er an die Decke geschossen?« fragte die zweite Dame.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Luigi resigniert.
    Unten in der Halle war erstaunlich wenig von Polizei zu sehen. Luigi sah nur fünf oder sechs uniformierte Beamte in der Nähe des Eingangs. Er kam zu dem Schluß, daß es jetzt am wichtigsten war, die bespielten Bänder aus dem Haus zu bekommen, sowie die Abhörgeräte, die wahrlich nicht bei irgendwelchen durchgedrehten Polizisten landen durften. Er ging daher mit entschlossenen Schritten zur Tür.
    »Haltet diesen Kanaken da auf!« hörte er jemanden schräg hinter sich befehlen, und die drei uniformierten Beamten beim Eingang machten sich sichtlich bereit, den Befehl zu befolgen.
    Luigi drehte sich wütend um und entdeckte den Polizisten, der den Befehl gegeben hatte. Er warf einen schnellen Blick auf dessen Rangabzeichen und ging dann langsam, aber nicht sonderlich drohend auf ihn zu.
    »Wenn Sie entschuldigen, Kommissar, ich habe es inzwischen wirklich satt zu hören, daß mich Vertreter der schwedischen Polizei mit Ausdrücken wie ›Kanake‹ oder ›Spaghettifresser‹ oder ›Gonokokkenträger‹ belegen«, sagte er mit unterdrücktem Zorn. »Mein Name ist Svensson, Lukas Svensson«, fügte er hinzu und zog seinen schwedischen Führerschein aus der Tasche, den er dem verlegenen Polizeikommissar unter die Nase hielt.
    »Ich bedaure den Ausdruck, das tue ich wirklich«, sagte der Polizist beschämt. »Aber die Situation ist im Augenblick recht aufgeregt hier im Hotel.«
    »Ich weiß«, sagte Luigi kalt. Ihm kam im selben Augenblick eine Idee. »Ich arbeite nämlich beim Generalstab. Ich habe hier in der Tasche sensibles Material, das nicht in falsche Hände gelangen darf. Können Sie vielleicht dafür sorgen, daß ich einen sicheren Transport erhalte?«
    Die Verhandlungslage des Polizisten war jetzt kaum dazu angetan, dem »Kanaken« einen einfachen Gefallen zu verweigern. Zwei Minuten später wurde Luigi daher mit dem Material, das auf keinen Fall in die Hände der Polizei gelangen durfte, mit einem Polizeiwagen, eingeschaltetem Blaulicht und Sirene direkt zu Samuel Ulfsson im OP 5 gefahren.
    Unterdessen hatte sich die eigentliche Polizeiaktion entwickelt. Die drei Beamten, die an Luigi und den anderen Hotelgästen vorbeigerannt waren und dabei eine Kristallkrone zerstört hatten, hatten inzwischen ihre verwundeten Kollegen gefunden und über Funk Verstärkung angefordert.
    Die Operation wurde jetzt von einer Position am Tegelbacken aus geleitet. Dort verriet ein schwarzer Dodge-Bus mit schwarzen Scheiben und keinen besonderen Kennzeichen außer einem kleinen Aufkleber mit gelben SS-Blitzen auf blauem Grund, daß sich hier die Einsatzzentrale befand.
    In diesem Bus befand sich Polizeioberrat Jan »der Tiger« Källberg, der Chef der erst vor kurzem eingerichteten Anti-Terror-Truppe Schwedens. Er trug keine Gesichtsmaske, war jedoch mit Rücksicht auf die Geheimhaltung im Gesicht mit schwarzen und grünen Streifen bemalt und trug ein Stirnband. Er leitete die ganze Operation mit eiserner Faust.
    Da die erste Attacke auf unerwarteten Widerstand gestoßen war, setzte er

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