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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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die Reserveeinheiten Rattlesnake und Cobra ein und befahl den Übergang zu Plan B. Dieser sah vor, daß man von zwei Seiten eindrang und dabei Tränengas einsetzte.
    Bei Göran Karlsson und Elisabeth Wendell im Zimmer war es bis jetzt ruhig gewesen. Doch plötzlich hörten sie zwei dumpfe Laute am Fenster, und als Göran Karlsson vorsichtig hinaussah, entdeckte er zwei Personen mit Gesichtsmasken, die vor dem Fenster zappelnd an Nylonseilen hingen, fünfzehn Meter über der Straße. Er bemühte sich verzweifelt, ihre Aufmerksamkeit zu wecken, und zeigte eifrig auf das Fenster zum Nebenzimmer, das vermutlich das vorgesehene Ziel war. Die beiden Männer draußen schienen seine Mitteilung jedoch nicht zu begreifen, da sie zu sehr damit beschäftigt waren, sich aus ihrer buchstäblich verhedderten Situation zu befreien.
    Doch jetzt wurde die Tür zum Nebenzimmer aufgesprengt, und man hörte Geräusche, die sich wie starkes metallisches Klicken anhörten.
    »Jetzt schießen Sie Tränengas rein. Es müßte bald vorbei sein«, sagte Göran Karlsson freundlich erklärend. »Jetzt brauchen wir nur noch eins zu tun, nämlich stillzusitzen.«
    Nachdem es etwa eine Minute still geblieben war, drang man jetzt offenbar ins Nebenzimmer ein. Durch die Wände waren ein paar kurze Feuerstöße zu hören, danach wurde es still.
    »Es ist vorbei«, stellte Göran Karlsson fest.
    »Sollten wir ihnen nicht sagen, daß ihre Kollegen da draußen hängen und Schwierigkeiten haben?« sagte Elisabeth Wendell und sprang entschlossen aus dem Bett. Sie tapste zur Tür und öffnete sie, bevor Göran Karlsson eingefallen war, weshalb er instinktiv gegen diesen Vorschlag war.
    Doch das, was jetzt geschah, klärte ihn mit entsetzlicher Deutlichkeit über die Situation auf. Die Tür wurde nämlich aufgerissen, und zwei Männer, die definitiv nicht wie Terroristen gekleidet waren, dafür aber Gasmasken trugen, schoben Elisabeth Wendell vor sich her ins Zimmer zurück. Der eine hielt eine kleine UZI-Maschinenpistole in der Hand, deren Mündung er an die Decke richtete. Der andere richtete eine Pistole auf Elisabeth Wendell, die jetzt aufs Bett geschubst wurde, während Göran Karlsson sich erhob, beide Arme hochriß und wiederholt schrie, er ergebe sich. Die beiden Männer rissen ihre Gasmasken ab und wischten sich mit einer Hand das Gesicht ab, während sie mit der anderen die Waffen auf ihre Gefangenen richteten.
    »Wir sind unschuldig, wir haben nichts getan«, piepste Göran Karlsson. Es hatte den Anschein, als kämpfte er mit Mühe gegen die Tränen an.
    »Halt die Schnauze!« schrie einer der Italiener, der dann zur Tür ging und lauschte.
    Die beiden Männer legten dann einen Finger auf den Mund, um zu zeigen, daß die Gefangenen sich jetzt ruhig verhalten sollten. In der gequälten Stille hörten alle im Zimmer, wie draußen im Korridor etwas geschah.
    Jetzt tauchte die zweite Angriffswelle auf, nämlich das Kommando Rattlesnake. Aus dem Nebenzimmer war ein wilder Schußwechsel zu hören. Die beiden Italiener wechselten einen Blick, der zunächst von stummem Erstaunen geprägt war und dann in Heiterkeit überging.
    »Die Bullenärsche schießen aufeinander«, flüsterte der Mann optimistisch, der an der Tür stand.
    Elisabeth Wendell war eher verwundert als verängstigt. Unter anderem konnte sie nicht begreifen, weshalb sich Göran Karlsson so eigenartig verhielt. Sie wußte ja, daß er sich auf dem Rücken eine große schwarze Pistole in den Hosenbund gesteckt hatte. Doch jetzt stand er nur da, reckte die Arme in die Höhe und sah völlig verängstigt aus.
    Erneut war draußen im Korridor Lärm zu hören. Offenbar war jetzt die zweite Angriffswelle dabei, mit gezogenen Waffen in das Zimmer zu stürmen, in dem sich nur beschossene Polizisten befanden. Ein paarmal war ein kurzer scharfer Knall zu hören, der nicht von einer Schußwaffe stammen konnte. Dann wurde es still, und anschließend folgten neue kurze Feuerstöße.
    In diesem Augenblick senkte der Mann, der seine Maschinenpistole auf Elisabeth Wendell gerichtet hatte, seine Waffe und ging zwei Schritte auf seinen Kollegen an der Tür zu, den er gleichzeitig etwas fragte. Er brachte seinen Satz nie zu Ende. Elisabeth Wendell, die ihre ganze Aufmerksamkeit auf die beiden Eindringlinge gerichtet hatte, sah ebenfalls nicht, was geschah. Sie sah nur, wie die beiden Gangster von etwas getroffen wurden und zusammenbrachen. Es kam ihr vor, als hätte sie erst nachträglich die vier Schüsse

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