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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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gewußt, wer dieser Mann war, hätte der Anblick dieses leicht übergewichtigen Mannes, der schon weit über fünfzig war, mit seiner Haartolle im Stil der fünfziger Jahre kaum an einen Führer einer militanten Befreiungsorganisation denken lassen. Er sah nicht einmal arabisch aus. Der dunkelblaue Anzug – das Jackett hing auf einem Stuhl neben dem Schreibtisch –, das tiefblaue, teure Seidenhemd und das müde, unrasierte Gesicht erinnerten eher an einen nicht ganz erfolgreichen italienischen Musiker in New York. Er war jedoch einer der erfahrensten Politiker der arabischen Welt und vermutlich einer der cleversten.
    Plötzlich hatte Abu Lutuf zu Ende geschrieben, und damit entstand hektische Aktivität, als er den anderen Anwesenden ein paar Zeilen vorlas. Er breitete die Arme zu einer fragenden Geste aus, und als er keine Antwort erhielt, unterzeichnete er schnell und überreichte das Dokument dem Mann, der ihm am nächsten saß. Damit eilten sämtliche Männer bis auf einen aus dem Raum, was ihrer lautstark geführten Unterhaltung jedoch kein Ende machte.
    »Verzeihung, mein Freund«, sagte Abu Lutuf mit einem entschuldigenden Lächeln. Er stand auf und ging Carl entgegen, um ihn zu umarmen. »Ich weiß, daß dies kein sehr höflicher Empfang für einen unserer Freunde ist. Wir haben jedoch einen Kongreß am Hals.«
    Carl erwiderte die Umarmung steif und murmelte, er sei dankbar, empfangen zu werden. Abu Lutuf scherzte, hier sei keine besondere Dankbarkeit nötig, denn sie hätten nur eine Viertelstunde Zeit.
    »Wenn das so ist, haben wir zwei Möglichkeiten«, sagte Carl enttäuscht, als er sich auf den knarrenden schwarzen Kunstledersessel setzte, der dem Sessel am nächsten stand, auf den Abu Lutuf sich gerade setzte. »Entweder komme ich zurück, wenn du mehr Zeit hast. Oder du nimmst dir die Zeit, die du für unsere Unterhaltung als nötig ansiehst.«
    »Kaffee oder Tee?« sagte Abu Lutuf mit einem entwaffnenden Lächeln. Carl bat um Kaffee, worauf rund eine Minute verstrich, bis die Getränke gebracht wurden. Die Palästinenser waren dafür bekannt, daß sie die Nächte durcharbeiteten. Und wenn in der Stadt ein Kongreß stattfand, gab es für einen Mann wie Abu Lutuf sicher viele schlaflose Nächte. Es war ihm anzusehen.
    »Nun. Die schwedische Regierung hat also gerade dich geschickt, um uns eine Botschaft zu überbringen«, begann Abu Lutuf in einem Tonfall, der klar erkennen ließ, daß es Zeit war, zur Sache zu kommen. »Warum gerade dich? Ihr habt doch jetzt eine konservative Regierung, die das Ruder herumreißen und in der schwedischen Außenpolitik eine mehr proisraelische Linie verfolgen will. Und wie kannst gerade du für eine solche Regierung arbeiten?«
    »Ich bin Militärexperte, Offizier des Nachrichtendienstes, und als solcher arbeite ich für jede schwedische Regierung«, begann Carl gemessen.
    »Das kann ich verstehen. Doch du bist ein bekannter Freund des palästinensischen Volkes. Weshalb also schickt dieser neue junge Premierminister gerade dich?« entgegnete Abu Lutuf schnell.
    »Das wirst du verstehen, wenn ich meine Botschaft überbracht habe«, entgegnete Carl mit einer einladenden Handbewegung. Sie bedeutete, daß es seiner Meinung jetzt Zeit war, zur Sache zu kommen. Abu Lutuf äffte die Geste nach. Das war das Zeichen, Carl solle losschießen.
    »Ich bin angewiesen worden, die Botschaft unter vier Augen zu überbringen«, sagte Carl peinlich berührt. Er nickte zu einem schnurrbärtigen, rauchenden Mann, der auf dem Sofa hinter ihm sitzen geblieben war.
    »Doktor Naami ist mein Kanzleichef. Alles, was du sagst, werde ich ohnehin mit ihm besprechen«, erwiderte Abu Lutuf mit einer kleinen Furche auf der Stirn und erschöpfter Miene. Dann sah er schnell auf seine Armbanduhr.
    »Das werde ich wohl akzeptieren müssen«, sagte Carl und holte dann schnell Luft. »Ich bin hergekommen, um zunächst einige Erkenntnisse zu überbringen. Dann einen Vorschlag. Es geht um folgendes. Seit einigen Monaten befindet sich eine ehemals sowjetische Kernwaffe, die in Murmansk gestohlen worden ist, in Libyen. Es handelt sich um eine Bombe mit einer Sprengkraft von etwa zehnmal Hiroshima. Die Bombe ist aus Murmansk über Schweden nach Tripolis geschmuggelt worden, wo sie im Januar angekommen ist. Es ist unbekannt, wo in Libyen sie sich befindet. Stockholm, Moskau und Washington haben Kenntnis davon.«
    »Das ist ohne jeden Zweifel ein furchtbares Wissen«, erwiderte Abu Lutuf. Er erhob sich schwer,

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