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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Bekanntschaft mit Moammar Ghaddafi. Sie kannten sich seit den fünfziger Jahren, als Moammar noch ein kleiner Junge gewesen war. Sie hatten sich zur Zeit Nassers in Ägypten kennengelernt. Jedenfalls kannten sie sich schon sehr lange. Sie hatten sehr gute persönliche Verbindungen. Ghaddafi hörte wirklich auf Ratschläge und Ansichten Abu Lutufs.
    Was Abu Lutuf anschließend sagte, war besorgniserregend. Es war nämlich sowohl ein logischer Ansatz zur Vermeidung einer Katastrophe, zugleich aber eine logische Methode, sie herbeizuführen. Abu Lutuf glaubte, nach Tripolis reisen zu können, um Moammar Ghaddafi dort ganz einfach die Lage zu erklären.
    Die Argumente lagen auf der Hand. Zu welchem politischen Zweck die Bombe auch gedacht gewesen war, ob berechtigt oder nicht, so war dieser Zweck jetzt verfehlt, da das Weiße Haus Bescheid wußte und Kriegsvorbereitungen traf.
    Folglich, so Abu Lutuf, müsse sich Libyen freiwillig der Bombe entledigen. Das könne nun natürlich nicht so geschehen, daß man die Amerikaner auffordere, herzukommen und sie abzuholen. Hingegen könnten die Schweden sie holen. Ein Schiff aus dem friedlichen und neutralen Schweden würde die Bedrohung der Region beseitigen. Politisch ließe sich das zur Not als Sieg der Weisheit Ghaddafis erklären und der schwedischen Bereitschaft, einen Einsatz für den Frieden zu leisten. Natürlich würde auch die Geheimdiplomatie der Palästinenser in einem guten Licht erscheinen. Und die USA würden nicht triumphieren.
    »Da gibt es aber einen Haken«, bemerkte Carl trocken, nachdem er der enthusiastischen und keineswegs unlogischen Darlegung geduldig zugehört hatte. »Dann muß ich zunächst einmal zurückfliegen und mit meiner Regierung sprechen. Ich werde in Stockholm das Ergebnis unserer Überlegungen mitteilen. Wenn ich meinem Chef, dem schwedischen Ministerpräsidenten, erzähle, und ich muß es ihm sagen, daß Abu Lutuf das Problem durch eine Reise nach Tripolis lösen will, wo er vernünftig mit einem Mann reden will, der allen amerikanischen und schwedischen Medien zufolge nicht ganz bei Verstand ist, dann… Ja, ich brauche vielleicht nicht fortzufahren. Mein Ministerpräsident petzt sofort im Weißen Haus, und dann stehen wir wieder am Anfang.«
    »Also Krieg?« sagte Abu Lutuf mit einem bekümmerten Kopfnicken.
    »Ja«, erwiderte Carl kalt. »Ohne Zweifel. Schlimmstenfalls ein sehr großer Krieg mit unklaren Zielen, in dem man möglichst viele denkbare Ziele vernichtet.«
    »Und die Alternative?« fragte Abu Lutuf mit einem sehr plötzlichen Rückfall in die Erschöpfung.
    »Die Alternative ist, wie schon gesagt, eine schwedischpalästinensische Gruppe, die das Ziel zerstört, bevor es von Bombern erreicht werden kann.«
    »Wie sollte sich ein solcher Trupp zusammensetzen?« fragte Abu Lutuf mit einer Kraftanstrengung, sich aus der Erschöpfung zu befreien.
    »Ich schlage vor, daß er unter dem Befehl von beispielsweise mir selbst und Oberstleutnant Mouna steht, mit der ich schon früher manchmal operativ zusammengearbeitet habe. Ferner möchte ich mindestens einen schwedischen Experten dabei haben, und im übrigen dürften wir unter Mounas Kollegen geeignetes Personal finden«, erwiderte Carl mit einem kühnen Lächeln.
    Er hatte das Gefühl, den palästinensischen Diplomaten allmählich in die richtige Ecke zu drängen.
    »Was wird in diesem Fall der Nachwelt bekannt werden?«
    fragte Abu Lutuf mit einem überraschend eifrigen und interessierten Glitzern in den Augen.
    »Darüber dürfte ich kaum zu entscheiden haben«, erwiderte Carl ironisch und munter. »Ich bezweifle aber, daß die Amerikaner selbst die Nachricht hinausposaunen, die PLO habe die Welt gerettet. Also wird auch die schwedische Regierung es nicht tun, und folglich wird mir meine Regierung die strengste Schweigepflicht auferlegen. Bleibt noch Abu Ammar.«
    »Inwiefern Abu Ammar?« fragte Abu Lutuf optimistisch.
    »Nun, das ist doch recht einfach«, entgegnete Carl. »Wenn der Palästinenserführer überraschend eine große Rede hält und erzählt, was passiert ist, dürfte es verdammt schwer sein, das zu dementieren. Wie unpopulär eine solche Nachricht im Weißen Haus auch wäre, denn man müßte sich bei Abu Ammar für diesen glänzenden Einsatz im Interesse des Weltfriedens bedanken. Wenn sich Abu Ammar aber aus Gründen der Diskretion einverstanden erklärt, nicht an die Öffentlichkeit zu gehen und zu prahlen…«
    Carl beendete seinen Satz mit einem geheimnisvollen

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