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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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vielen Schüssen und der Munition nicht ganz einfach, da viele der Spezialpolizisten sich eine illegale Sondermunition beschafft hatten, von der sie mit Recht oder Unrecht meinten, sie hätte eine bessere Wirkung als die Munition, die ihnen von Gesetzes wegen zugeteilt wurde.
    Der unvermeidliche Besuch des Staatsanwalts gemahnte zwar ein wenig an schwarzen Humor, da der Herr Polizeioberrat »der Tiger« mitwirken sollte. Samuel Ulfsson hatte den beiden Leutnants jedoch düster befohlen, sich in Uniform einzufinden. Jetzt saßen sie dort, gekämmt, gestriegelt und mit gesenktem Kopf wie Schuljungen und schämten sich in Erwartung dessen, was da kommen sollte. Luigi hatte sich auf Carls gewohnten Platz gesetzt und Göran Karlsson saß ihm gegenüber. Damit hielten die Streitkräfte immerhin eine Bastion an dem einen Ende des Schreibtischs, was es ermöglichte, den Feind in beträchtlichem Abstand am anderen Ende des blitzblanken braunen Konferenztischs unterzubringen.
    Oberstaatsanwalt Dick »Cunctator« Olofsson kam hereingestolpert, obwohl er hatte hereinstürmen wollen, und im Schlepptau hatte er den zivil gekleideten und ungeschminkten Polizeioberrat Jan Källberg, den »Tiger«.
    Nach der kurzen förmlichen Begrüßungsprozedur setzten sich die beiden feindlichen Unterhändler wie berechnet in doppelter Armeslänge voneinander entfernt hin, während der Staatsanwalt zu sprechen begann und gleichzeitig in seiner Aktentasche verwirrt nach Dokumenten wühlte.
    »Ja, wir haben es ja hier mit einer prekären Situation zu tun.
    Ich sollte vielleicht damit beginnen, den Sachverhalt vorzutragen?« fragte er und fand endlich, was er suchte.
    »Ja!« fuhr er eifrig fort. »Ich habe hier das Gutachten des Gerichtsmediziners, in dem also das beschrieben wird, was Leutnant Karlsson getan hat. Daraus geht unter anderem hervor, daß der Gerichtsarzt den Tod in einem Fall mit der langen Verzögerung erklärt, die durch das Warten darauf entstanden ist, daß einer dieser… mal sehen, Sabrini Soundso hieß er, ärztlich versorgt wurde. Die direkte Todesursache ist natürlich Verbluten, aber das Verbluten ist wiederum eher auf organisatorische Fehler zurückzuführen als auf die Kugel des Herrn Leutnants Karlsson. Im übrigen wird darauf hingewiesen, daß beide Opfer eine sehr effektive Erste Hilfe erhalten hätten, da… ja, das kann ich vielleicht überspringen?«
    Er blickte verwirrt hoch und suchte mit den Blicken eine Antwort, doch die Anwesenden schienen alle nur auf die Tischplatte vor sich zu starren.
    »Ja, hm, ich sollte vielleicht fortfahren. Scheiße, wo ist jetzt dieses andere… aha, hier!« fuhr der Staatsanwalt bei seiner Jagd nach einem neuen Dokument verwirrt fort. »Also, in diesem zweiten Fall gibt es ja nicht viel Forensisches zu diskutieren. Es geht im Grunde um einen unmittelbar tödlichen Schuß, der die große Körperschlagader zerfetzt hat. Der Schuß war jedoch absichtlich tief gezielt, man könnte sagen, streng nach polizeilicher Dienstanweisung. Nun, dies dazu.«
    Er sah auf, als hätte er damit alles Nötige erklärt, doch der einzige der Zuhörer, dem jetzt aufging, wohin die Reise gehen sollte, war der schon im voraus informierte und beschämt errötende Polizeioberrat.
    »Welche juristischen Konsequenzen bringt dies mit sich, und welche Möglichkeiten haben wir, die Sache gegen Göran Karlsson hinter verschlossenen Türen verhandeln zu lassen?« fragte Samuel Ulfsson jetzt kalt, ungeduldig und geradeheraus.
    »Ja! Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen«, fuhr der Staatsanwalt entzückt fort. »Wenn wir von den Wirkungen der Gewalt absehen, die hier verübt worden ist, haben wir auf gewisse Weise eine Situation, die dem Fall der beiden Polizisten ähnelt, die da draußen auf der Treppe verprügelt worden sind. Ich nehme an, daß Sie sich das haben zuschulden kommen lassen, Leutnant Bertoni-Svensson?«
    »Ja«, erwiderte Luigi mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich konnte aber nicht ahnen, daß…«
    »Danke, Leutnant Svensson, Verzeihung, Bertoni-Svensson!« rief der Staatsanwalt und reckte die Hand wie ein Stopp-Schild in die Höhe. »Wie wir wissen, hat unser Kollege hier, Polizeioberrat Källberg, nach Beratung mit seiner Mannschaft beschlossen, daß es vernünftigen Interessen nicht dienlich sein würde, dieses Ereignis vor Gericht beurteilen zu lassen. Ich müßte mich dann wegen Behinderung dienstlicher Aufgaben, Körperverletzung von Beamten und was weiß noch lächerlich machen. Das

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