Der einzige Sieg
sie soeben gehört hatten.
»Die Juristerei ist manchmal wirklich nicht leicht zu verstehen«, brummelte Samuel Ulfsson. »Diese Entscheidung stimmt zwar vollkommen mit zumindest meiner Ansicht überein, und von eurem allgemeinen Rechtsbewußtsein habe ich leider eine klare Auffassung. Aber wir leben ja nicht im Wilden Westen, und das, was wir früher an ähnlichen Dingen erlebt haben, ist verdammt kompliziert gewesen. Manchmal werde ich aus diesen Juristen nicht schlau.«
»Kann es eine politische Frage sein?« wollte Luigi wissen.
»Inwiefern?« fragte Samuel Ulfsson aufrichtig erstaunt. »Die Politiker haben mit dieser Sache doch nichts zu tun gehabt?«
»Doch, der Generalreichsanwalt«, wandte Luigi ein. »Der arbeitet doch für die Regierung. Wie sieht diese Geschichte denn aus dem Blickwinkel der Politiker aus?« fuhr er eifrig fort.
Die beiden anderen zeigten mit übertrieben deutlichem Mienenspiel, daß das, was Politiker meinten und glaubten, womöglich noch unbegreiflicher war als die gedankliche Tätigkeit von Juristen.
»Die neue Terrorpolizei ein totales Fiasko, und ein Offizier vor Gericht, weil er die Polizei vor weiteren Verlusten rettet. So dürfte es rein politisch wohl aussehen«, überlegte Luigi weiter. »Carl Bildt und seine Jungs sollen ja harte Typen sein, die gegen alle zuschlagen, gegen die zugeschlagen werden soll, das heißt gegen Gewaltverbrecher ohne Fallschirm. Eine Anklage gegen Göran wäre wohl keine gute politische Reklame, und das haben sie dem Generalreichsanwalt gegenüber vielleicht angedeutet, wenn man so sagen darf…«
»Nee!« unterbrach ihn Samuel Ulfsson entschieden und schlug demonstrativ mit der Handfläche auf den Tisch. »Jetzt wollen wir keinen Wermut in diesen Freudenbecher schütten. Das Gesetz ist zu dem Ergebnis gekommen, daß wir richtig gehandelt haben, und angesichts der abenteuerlichen Umstände dürften wir damit sehr zufrieden sein. Wo ist Carl?«
»Auf dem Rückweg von Tunis. Er soll heute abend ankommen«, erwiderte Göran Karlsson schnell.
»Ausgezeichnet«, sagte Samuel Ulfsson. »Ich hoffe, die Herren haben für eine kleine Feier morgen nachmittag beim Oberbefehlshaber Zeit?«
Er blickte die beiden Leutnants mit gespielt fragendem Gesichtsausdruck an, als erwartete er tatsächlich, sie könnten sich mit etwas Wichtigerem als einer Einladung beim Oberbefehlshaber entschuldigen. Sie zeigten jedoch mit keiner Miene, daß sie andere Pläne hatten.
»Gut!« fuhr Samuel Ulfsson fort. »Ihr beide werdet morgen nachmittag zu Hauptleuten befördert, und der OB möchte die Zeremonie persönlich leiten. Wie schön, daß ihr beide Zeit habt. Wo ist übrigens Åke Stålhandske?«
»Der ist draußen in Stenhamra und baut einiges für Carl um«, erwiderte Luigi.
»Baut um…?« fragte Samuel Ulfsson, bevor er darauf kam, wofür dieser Euphemismus stand. »Ja, genau, er baut was um. Wie auch immer: Wir sehen uns spätestens morgen nachmittag!«
Åke Stålhandskes vermeintliche Umbauarbeit betraf ausschließlich elektronische Probleme.
Ein Klatschblatt der sogenannten Frauenpresse war ja, wie Luigi aufgeschnappt hatte, für die beiden potentiellen italienischen Mörder eine wichtige Quelle gewesen.
Nach einiger Mühe, die bei der eigentlichen Recherche nicht der Komik entbehrte, hatten sie das Blatt gefunden, das gemeint sein mußte.
Es handelte sich um eine vierseitige gefälschte »Zu Hause bei«-Reportage, die für eine nichtsahnende Leserin den Eindruck erweckt haben mußte, als hätten Carl und Tessie ihr Haus für das Klatschblatt geöffnet. Da fand sich beispielsweise ein Farbfoto von Carl mit dem Ministerpräsidenten. Beide hielten einen Drink in der Hand. In einer Bildunterschrift hieß es, der Ministerpräsident und dessen Frau gehörten zu den gerngesehenen Gästen auf Stenhamra. Ferner fand sich eine zur Hälfte korrekte Beschreibung dessen, was man irgendwann gegessen und getrunken hatte, sowie Fotos von Tessie, die aus einem vor kurzem erschienenen IBM-Prospekt stammten, und einige ähnliche Dinge. Das alles war an und für sich harmlos.
Doch da ein früherer Eigentümer von Stenhamra ein inzwischen bankrotter Immobilienschwindler der achtziger Jahre war, gab es umfassendes Archivmaterial aus dessen Zeit, da er wie viele der damaligen Emporkömmlinge ein Freund der Klatschpresse gewesen war.
Die Zeitschrift hatte deswegen einen detaillierten Grundriß des ganzen Hauses bringen können, auf dem sämtliche Schlafzimmer und Ausgänge
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