Der einzige Sieg
verzeichnet waren. Man hatte für ein Mörderteam also ausgezeichnete Vorarbeit geleistet.
Überdies hatte das Blatt Bilder von Eva-Britt, als sie Johanna Louise in der Kindertagesstätte in Gamla Stan abholte. Es wurde genau angegeben, um welchen Kindergarten es sich handelte, ferner wurde Eva-Britts Adresse genannt, und überdies wurden ihre Vermögensverhältnisse offengelegt. Das Blatt drückte auch noch auf die Tränendrüsen und behauptete, Carl habe sich »freigekauft«, um »zu seiner Jugendgeliebten zurückkehren zu können, die jetzt überdies ein Kind erwartet«.
Es war schon bemerkenswert, daß niemand aus dem Kreis des Nachrichtendienstes auf das Blatt aufmerksam geworden war, als diese Reportage veröffentlicht wurde. Doch in der Arbeitsgemeinschaft des Generalstabs wurden solche Publikationen nicht gelesen, und wenn irgendeine Ehefrau es zufällig getan hatte, hatte sie der Angelegenheit wohl keine größere Bedeutung beigemessen. Wenn überdies jemand Carls Namen auf einem Aushang der weniger seriösen Presse entdeckt hatte, mußte jeder davon ausgehen, daß ohnehin nichts stimmte. Jedenfalls war die tödliche Bedrohung dem ganzen Nachrichtendienst entgangen, was diesem kein gutes Zeugnis ausstellte.
Åke Stålhandske hatte folglich mit einem recht zerlesenen Exemplar von Svensk Damtidning als Vorlage sich und zwei Experten der Streitkräfte seit gut einer Woche mit »Umbauten« beschäftigt. Die Männer hatten im Keller des Hauses begonnen und sich dann Stockwerk für Stockwerk emporgearbeitet.
Der Keller hatte sich als relativ problemlos erwiesen. Das Herrenhaus in seiner heutigen Gestalt war zwar eine Holzkonstruktion aus der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. Es war jedoch auf einem bedeutend älteren Steinfundament mit zwei Meter dicken Mauern errichtet worden. Es ging in erster Linie also darum, sämtliche Öffnungen der Steinmauer von innen zu verschließen und mit gepanzerten Luken zu versehen. Von außen sah es aus, als wären es Fenster aus normalem Fensterglas. Wer jedoch auf diesem Weg eindringen wollte, kam nach einem halben Meter nicht weiter. Überdies wurde der Keller mit einem Notstromaggregat ausgestattet, so daß die Beleuchtung dort unten von den übrigen Stromquellen des Hauses unabhängig war. Anschließend wurden beim untersten Eingang zum Keller gepanzerte Türen eingebaut. Jetzt befand sich dort unten eine uneinnehmbare Festung, die allen Berechnungen zufolge selbst dann völlig sicher sein würde, wenn das Haus oben niederbrannte. Der Telefonkontakt mit der Außenwelt ließ sich mit einem gewöhnlichen Handy herstellen. Im Erdgeschoß des Hauses waren die Fenster das größte Problem. Nach einigen Konsultationen mit einem teuren Architektenbüro kam man auf die Lösung, die Fenster »spanisch« zu machen, indem man sie an der Außenwand des Hauses mit schmiedeeisernen Gittern sicherte und das gewöhnliche Fensterglas durch einen dünneren Typ von Panzerglas ersetzte, wie er auch bei sogenannten schußsicheren Autos Verwendung findet. Natürlich gab es Waffen, die ein solches Glas leicht durchschlagen konnten; wenn das Opfer sich jedoch mehr als einen Meter von diesem Glas entfernt aufhielt, würden die Geschosse zersplittern und ihre Richtung ändern.
Åke Stålhandske hatte nicht die Absicht, eine uneinnehmbare Festung zu bauen, denn ihm graute schon jetzt vor dem, was Tessie zu den Veränderungen sagen würde, sondern verfolgte die Absicht, jeden Versuch, ins Haus zu gelangen, so kompliziert zu machen, daß das Überraschungsmoment verlorenging. Wenn Carl zu Hause war, war er für das weitere Geschehen dann selbst verantwortlich.
Bei den Fenstern des Obergeschosses begnügte Stålhandske sich damit, sie mit Alarmanlagen zu versehen sowie mit Schlössern, die sich nur mit einigem Zeitaufwand zertrümmern ließen. Auch damit sollte Zeit gewonnen werden.
Die elektronische Seite des Problems war vor allem deshalb mühsam, weil er Gefahr lief, das System übermäßig sensibel auszurichten, so daß nicht mal ein Hase nachts am Haus hätte vorbeihuschen können, ohne einen Sturm von Sirenen und Flutlicht auszulösen. Das würde überdies den Nachtschlaf derer stören, die sich im Haus befanden, und Polizisten und Wachpersonal unnötig alarmieren.
Es wäre einfacher gewesen, wenn das Haus von Mauern umgeben gewesen wäre, aber ein solcher Umbau wäre ohnehin nicht wirksam gewesen, denn immerhin gehörte auch ein großes Stück Seeufer zum Grundstück. Statt dessen
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