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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Baumstämme. Die ungeordnete Reihe der Grenadiere stand unter Dauerfeuer, und obwohl sie sich mit Platten aus Gusseisen gepanzert hatten, rissen die Salven der Drehkanonen klaffende Wunden in das pflanzliche Gewebe ihrer Leiber.
    Jetzt endlich traten die erschöpften Kaktuskämpfer den Rückzug an, in den Schutz ihrer eigenen Artillerie. Der letzte der Grenadiere war ein Remade, ein Mensch. Ein geflecktes Etwas haftete an seinem Fuß. Seine Kaktuskameraden drehten sich zu ihm herum, und er spie ihnen Feuer ins Gesicht. Sie hatten den Wirt unschädlich gemacht, aber nicht den Handlinger. Er war unbemerkt zu einem neuen Wirt gewechselt.
    Auf der Eisenbahnbrücke nur wenige Meter neben der Cockscomb Bridge donnerte ein Zug heran. Am Nordufer waren die Gleise blockiert, aber südlich der Station Petty Coil war die Sud Line in der Hand des Kollektivs. Neben der Brücke hielt der Zug an, und aus den Fenstern feuerten Kollektivisten Granaten ab, dirigiert von Garuda aus dem Elendsviertel, die in den Aufwinden der durch das Bombardement entfachten Brände schwebten. Die Kartätschen zerstörten weitere Teil der Bebauung auf der alten Brücke und sprengten die Marschordnung der Miliz.
    Doch es genügte nicht. Die Miliz eroberte die Cockscomb Bridge und nahm ihrerseits den Zug unter Beschuss. Im Osten stach der schwarze Dolch des Parlaments gen Himmel, ein Inselberg aus düster ragenden Granitmauern, schaute herab auf dieses Treffen und die anderen (ein Luftangriff auf die Kelltree Docks, Shunnkavallerie ritt auf ihren Zweibeinern in Creekside ein, ein Mameluckenregiment aus regierungstreuen Remade kämpfte in Echomire, von den Kollektivisten als Verräter beschimpft).
    Es ist so weit. Ein Raunen von den Befehlshabern des Kollektivs in Riverskin. In einem Befehlsstand unter den Eisenbahnarkaden bei der Saltpetre Station brüllte Frengeler, Ex-Milizionär, ausgebildeter Taktiker und zu den Radikalen übergelaufen, fähigster militärischer Kopf im Kollektiv: Entscheidet euch, ob ihr gottsdammich siegen wollt oder nicht. Wir haben keine Zeit mehr, also los. Sprengt die Brücken.
    Nur wenige Brücken führten vom Territorium des Parlaments hinüber zum Gebiet des Kollektivs: Jede einzelne war ein Einfallstor und durfte keinesfalls der Miliz in die Hände fallen. Unter der Oberfläche des Tar sandten die Vodyanoi-Kollektivisten, die die Ausflüsse der Kanalisation bewachten, Sprengkommandos aus.
    Es war eine traurige Pflicht. Niemand hatte Lust, die schönen alten Bauwerke in die Luft zu jagen, doch es schien ihnen unumgänglich zu sein.
    Durch das trübe Wasser schwammen sie dorthin, wo die Brückenpfeiler aus dem Schlamm aufstiegen. Sie tasteten und suchten, mit wachsender Bangigkeit, doch konnten sie ihre vorbereiteten Sprengsätze nicht finden. Sie bildeten einen Kreis, verständigten sich mit den bellenden Lauten ihrer Unterwassersprache, da näherten sich aus den düsteren Fluten feindliche Schemen. Verrat, schrie einer, und schon waren sie von Miliz-Vodyanoi umzingelt, Schamanen mit wallenden Schärpen aus klarem Wasser, Undinen, welche die Kollektivisten umschlangen und zerquetschten.
     

     
    Einige entkamen. Ihre Botschaft erreichte die Zentrale: Wir können die verfluchte Brücke nicht sprengen!
    Dann also die Sheer Bridge. Diesmal nahmen die Vodyanoi-Schwimmer sich vor einem Hinterhalt in Acht, doch auch sie mussten feststellen, dass die Sprengladungen verschwunden waren. Aufgespürt wer weiß wann und entfernt. Der Plan des Kollektivs, die Zugangswege der Miliz zu kappen, war vereitelt worden.
    »Bei der Mandrake Bridge und Barrow wird es genauso sein. Jetzt haben sie freie Bahn.«
    In der Tat. Gegen das Sperrfeuer der Kanonen und Gewehre des Kollektivs, gegen ihre Thanatos-Kadabras, ihre Fußangeln, brauchte die Miliz Stunden, um durch die von ihnen selbst geschaffene Verwüstung vorzurücken, eine Landschaft aus gezackten Klippen, die Mauern und Wände gewesen waren, und Fenstern ohne Scheiben und Zweck. Aber sie gewannen Boden. Die Cockscomb Bridge gehörte wieder dem Parlament.
    Zurückweichend verschanzten die Kollektivisten sich hinter immer neuen Barrikaden. Die Trümmer der im Bombenhagel eingestürzten Häuser dienten als Fundament und alles, alles Greifbare wurde darauf geschichtet: Schlacke aus Fabriken, Bahnschwellen und Möbelstücke, die Stümpfe von Bäumen aus Sobek Croix. Man sah sich gezwungen, etliche Straßen südlich des Sedilia Square aufzugeben, um dafür die Hauptstraßen zu sichern. Den

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