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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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die Macht an sich riss. Sie öffneten die Tore der Korrekturfabriken. Für mich zu spät.«
    »Curdin«, sagte Judah. »Curdin, was hat das alles zu bedeuten? Was geht hier vor? Ist dies das Kollektiv?«
    »Das war es«, antwortete Curdin. »Das war es.«
     

     
    »Weshalb ist der Eiserne Rat zurückgekehrt?«
    »Man hat uns im Visier«, berichtete Judah. »New Crobuzon hat sich die Passage durch die Lohwasser-Enge erstritten. Sie haben herausgefunden, wo wir sind. Endlich, nach all den Jahren. Curdin, nicht einmal das Tausendplagenland hat sie hindern können, uns auf den Fersen zu bleiben. Der Rat ist noch ein Stück hinter uns, aber er kommt. Wir sind vorausgeritten, um euch Bescheid zu geben und um zu sehen …«
    »Du bist sicher, dass sie euch noch folgen? Durch den Malakornu? Wie habt ihr es geschafft, den verdammten Malakornu zu durchqueren?«
    »Wir konnten sie nicht abschütteln. Sie mussten Verluste hinnehmen, aber das hat sie nicht aufgehalten. Selbst wenn das Parlament nicht an die Rückkehr des Eisernen Rats glaubt, ihre Schergen sitzen uns im Nacken.«
    »Aber weshalb seid ihr hier?«
    »Euretwegen, natürlich. Gottsdammich, Curdin. Ich wusste, als ich wegging, es braut sich etwas zusammen. Ich wusste es, und als der Rat davon erfuhr, wussten sie, es war an der Zeit, nach Hause zu gehen. An dieser Entwicklung teilzuhaben.«
    Aber du warst dagegen, Judah. Cutter schaute ihn an. Er hatte ein merkwürdiges Gefühl.
    »Wir kommen zurück. Wir werden ein Teil des Kollektivs.«
    Freude auf den Gesichtern der Gremisten, aber Cutter hätte geschworen, ihre Mienen drückten auch einen gewissen Zweifel aus.
     

     
    »Das Kollektiv gibt es nicht mehr.«
    »Halt dein verdammtes Maul!«, wurde er augenblicklich von allen Seiten angefahren, und »Red keinen Bockmist!« Sogar die anderen LF ler sahen bestürzt aus, aber Curdin stellte sich auf vier Zehenspitzen und übertönte die Zwischenrufer mit Stentorstimme.
    »Wir wissen es alle. Ein paar Wochen können wir uns noch halten, höchstens. Wir sind isoliert. Sie haben uns abgeschnitten, sie überrollen Smog Bend, Howl Barrow ist höchstwahrscheinlich schon gefallen. Wir sind weniger als ein Fünftel des Gesamtkomitees – von den anderen weiß die Hälfte nicht, was sie will, oder möchte in Friedensverhandlungen eintreten, bei allen Göttern, mit dem Bürgermeister, als ob man im Parlament jetzt daran interessiert wäre. Wir sind erledigt. Wir warten hier nur noch, bis das Beil fällt. Und jetzt wollt ihr den gottsdammichten Eisernen Rat mit hineinziehen? Ihr wollt ihn mit in den Abgrund reißen?«
    »Chaver.« Eine junge Frau meldete sich zu Wort, eine LF lerin. Ihre Stimme schwankte. »Was ich sagen will, wird dir nicht gefallen.«
    »Diese Sache hat nichts damit zu tun, was mir passiert ist …«
    »Doch, das hat sie. Man hat dir etwas Furchtbares angetan, und deshalb bist du verzweifelt. Ich sage nicht, dass es mir anders ginge, und ich sage nicht, dass wir ganz bestimmt gewinnen, aber ich sage, dass du verdammtnochmal nicht entscheidest, wann wir erledigt sind. Du solltest kämpfen, Curdin. Mit uns.«
    »Wartet.« Judahs Mund arbeitete stumm, die Aufregung – dass man ihn missverstanden hatte, dass die Situation sich in eine völlig falsche Richtung zu entwickeln drohte – machte ihn für einen kurzen Moment sprachlos. »Hört doch, hört zu. Das Kollektiv, die politische Lage, das ist nicht der Grund, weshalb wir hier sind. Es geht um etwas viel Wichtigeres. Hört zu.
    Hört zu.
    New Crobuzon ist dem Untergang geweiht.
    Wir haben – hört zu, bitte – wir haben von den Manifestationen erfahren, den Horribeln. Sie haben nicht aufgehört, oder?«
    »Nein, aber sie werden kleiner …«
    »Ja, aus demselben Grund, weshalb es unmittelbar bei dem Gegenstand, der ins Wasser fällt, keine Spritzer gibt. Weil etwas schon ganz nah ist. Tesh hat nicht die Absicht, Frieden zu schließen. Ob sie mit euch verhandeln oder mit dem Parlament oder beiden oder was weiß ich – sie wollen keinen Frieden, sie bereiten das Ende vor. Nicht die Horribeln sind die Waffe. Die wirkliche Gefahr gibt sich viel unauffälliger. Es sind die Spiralen.«
    Als sie endlich begriffen, hielten sie ihn für verrückt. Aber nicht lange.
    »Glaubt ihr, wir haben uns das ausgedacht?«, tobte Cutter. »Habt ihr eine Ahnung, was für Strapazen wir erduldet haben? Um euch zu warnen? Die Spiralen rufen das Verhängnis auf euch herab. Den Untergang. Ob Parlament, ob Kollektiv – auf euch alle,

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