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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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geschlagen worden waren, machten etwas mit seinem Kopf, das die Wirklichkeit dünn und scharf wie ein Messer erscheinen ließ.
    Er war noch immer schwach, doch stark genug von seinem Pferd abzusteigen. Als er sich über einen Bach beugte, um von seinem Wasser zu trinken, erinnerte er sich und ihm wurde klar, dass dies eigentümliche Empfinden nicht von seinem an den Rand des Todes herabgeschwächten Körper kam, sondern von dem Land. Das Wasser schien ihm von einer Weiße erfüllt, die dicht zu sein schien wie ein fester Körper.
    Er erinnerte sich an ein Land, das von einem Knistern und Singen geformt zu werden schien. Er war in der Nähe des Irrlichtlandes. Er hatte oft an die Worte gedacht, die er seinen Vater hatte sagen hören, von einem Schiff mit Masten, das aus einem Felsenriff ragte.
    Jetzt wusste er auch wieder, woran sie ihn erinnerten. Es war das Gebilde, das er damals am Horizont gesehen hatte, als er aus einem verwirrenden Schlaf erwacht war und die Wunde, die ihm das Schwert seines Vaters geschlagen hatte, endgültig zu heilen begann.  
    Vor so langer Zeit. In einem anderen Leben.
    Türme und Bastionen aus Stein hatten auf einem Felsenriff gethront, das sich von Horizont zu Horizont zog. Es war ihm wie eine Festung vorgekommen. Seine Wunde, die immer wieder aufgebrochen war, hatte damals begonnen endgültig zu heilen, als er dieses Gebilde in der Ferne wie eine Erscheinung gesehen hatte. Er hatte sich damals gefragt, wer dort wohnte und wie dieser Ort hieß. Er hatte sich an die Erzählung der Zeitalter erinnert.
    In diesem Moment brach etwas aus dem Unterholz.  
    Er hörte das Rascheln der Zweige und drehte sich um.
    Dort am Rand des Gehölzes stand eine rohe, ungeschlachte Gestalt. Ein langgezogener, glatt kompakter Tierschädel duckte sich schwer zwischen die breiten Schultern. Ein bleiches, rundes Auge saß in der Mitte der Stirn, eingerahmt von zwei kleineren perlengleichen. Es setzte einen Fuß behäbig vor den anderen, kam ein Stück näher. Auric spürte ein leichtes Beben des Bodens.
    Der Homunkulus.
    „Hast du noch nicht genug, Valgare? Willst du nicht endlich sterben?“, fragte der Homunkulus mit der Stimme Kudais.
    Er hatte es schon in der Feste gewusst, als Jags Truppe und er gegen diese künstliche Kreatur gekämpft hatten, natürlich hatte er es gewusst. Aber er hatte die Erkenntnis nicht wirklich in seinen Geist einsinken lassen wollen. Sie hatten gekämpft und hatten sich ihres Lebens erwehrt und für die Resonanz solch tiefgreifender Erkenntnisse, wie der, wer im Körper dieses Homunkulus gegen sie kämpfte, war dabei keine Zeit gewesen.
    Manchmal in der Zeit des Getragenwerdens von dem Schiff des Pferdeleibes waren seine Gedanken zu diesem Punkt zurückgekehrt, und dann waren vage Erinnerungen aufgestiegen, von dem was Jag aus der Zeit erzählt hatte, als er im Saikranon seltsame Dinge über die Kinphauren erfahren hatte.
    Von Monden, die von einer Brust in die andere verpflanzt wurden, und von der Möglichkeit, dadurch ein Leben von einem Körper in den anderen zu verpflanzen.  
    Und Bilder hatten seinen Geist durchstreift von dem, was er in den Katakomben beim Siegel des Kraístophreneacs gesehen hatte: die Körper der Quâ-tsunja und was sie in ihrer Brust trugen.  
    Er hatte Kudai auf dem Feld am Schinnachbruch getötet. Kudai hatte röchelnd am Boden gelegen, vom schweren Dorn seiner Axt durchbohrt, und er hatte das Blatt der Axt noch einmal auf ihn herabkrachen lassen.
    Hatten die Kinphauren Kudais Leben irgendwie in einem dieser Monde geborgen und es in einen anderen Körper verpflanzt? In den Körper, der jetzt hier vor ihm stand? So musste es wohl gewesen sein.
    Und dieser Körper war stärker beschädigt, als er ihn in Erinnerung hatte.
    Die schwarze Panzerung klaffte an manchen Stellen gewaltig auf, so dass man etwas Rohes, Blutiges darunter erkennen konnte. Sie war schwer zerfetzt, besonders an einer Schulter waren die Panzerplatten so gespalten, zerschlitzt und deformiert, dass sie in Fetzen abstanden und schartig herabhingen.
    Jag musste ihm einen harten letzten Kampf geliefert haben.
    Aber dieser Homunkuluskörper konnte gehen, im Gegensatz zu ihm. Dieser Homunkuluskörper war in der Lage gewesen ihm bis hierher zu folgen.
    Das Maul der Kreatur öffnete sich.
    „Ihr habt mich alle abgeschrieben“, kamen die Worte. „Aber ich habe euch doch gesagt, Inaim ist mit mir.“
    Kudai war in der Lage gewesen, ihm bis hierher zu folgen, sprach er es endlich in seinen

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