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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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gesteht offen, daß Ihr sehr grausam gewesen seid.«
    »Freund,« entgegnete Claire, »ist es an Euch, mir einen Vorwurf darüber zu machen, daß ich auf Eure Ehre wie auf die meinige bedacht war? Begreift Ihr nicht, ahnt Ihr nicht, daß ich ebensoviel gelitten habe, wie Ihr, mehr als Ihr, weil ich nicht die Kraft besaß, dieses Leiden zu ertragen? Hört mich, und mögen die Worte, die aus der tiefsten Tiefe meines Herzens hervorkommen, in die Tiefe des Eurigen dringen. Freund, ich habe Euch gesagt, ich litt mehr als Ihr, denn eine Furcht quälte mich, die Ihr nicht haben konntet, denn Ihr wißt wohl, daß ich nur Euch liebe. Fühlt Ihr, wenn Ihr hier verweilt, ein Bedauern wegen deren, die nicht hier ist, und hegt Ihr in den Träumen über Eure Zukunft eine Hoffnung, die nicht mich betrifft?«
    »Madame, Ihr habt an meine Offenherzigkeit appelliert, und ich will offenherzig sprechen; ja, wenn Ihr mich meinen schmerzlichen Betrachtungen überlaßt, wenn Ihr mich der Vergangenheit gegenüber allein laßt, wenn Ihr mich durch Eure Abwesenheit dazu verdammt, mit den schalen Tröpfen, die den Bürgermädchen den Hof machen, in den Spielhäusern umherzuschweifen, wenn Ihr mich mit den Augen meidet, oder mich ein Wort, eine Gebärde, einen Blick, dessen ich vielleicht unwürdig bin, so teuer erkaufen laßt, ja, dann grolle ich mir, daß ich nicht kämpfend gestorben bin, ich mache es mir zum Vorwurf, daß ich mich ergeben habe, ich fühle Gewissensbisse.«
    »Gewissensbisse?« – »Ja, Madame, Gewissensbisse, denn so wahr Gott auf diesem heiligen Altar ist, vor dem ich Euch sage, daß ich Euch liebe, weint, seufzt zu dieser Stunde eine Frau, die ihr Leben für mich geben würde, und dennoch sagt sie sich, ich sei entweder ein Feiger oder ein Verräter.«
    »Oh! mein Herr!«
    »Allerdings, Madame; hatte sie mich nicht zu dem gemacht, was ich bin? Hatte ich ihr nicht geschworen, sie zu retten?« – »Ihr habt sie auch gerettet, wie mir scheint,«
    »Ja, von den Feinden, die ihr Leben hätten martern können, aber nicht von der Verzweiflung, die ihr Herz zerreißt, wenn diese Frau erfährt, daß Ihr es seid, der ich mich ergeben habe.«
    Claire neigte das Haupt und seufzte.
    »Ah! Ihr liebt mich nicht,« sagte sie.
    Canolles seufzte ebenfalls,
    »Ich will Euch nicht in Versuchung führen,« fuhr sie fort, »ich will nicht schuld sein, daß Ihr eine Freundin verliert, der ich nicht an Wert gleich komme; doch Ihr wißt, ich liebe Euch ebenfalls; ich habe eine völlig ergebene, eine ausschließliche Liebe von Euch verlangt; ich sprach zu Euch: Ich bin frei, hier ist meine Hand; ich biete sie Euch, denn ich habe Euch niemand entgegenzusetzen, ich kenne niemand, der für mich über Euch stände.«
    »Ah! Madame,« rief Canolles, »Ihr entzückt mich, Ihr macht mich zum Glücklichsten der Sterblichen!«
    »Oh!« entgegnete Claire traurig, »Ihr liebt mich nicht.«
    »Ich liebe Euch, ich bete Euch an, nur läßt sich nicht ausdrücken, was ich durch Euer Stillschweigen, durch Eure Zurückhaltung gelitten habe.«
    »Mein Gott! Ihr Männer erratet also nichts?« erwiderte Claire, ihre schönen Augen zum Himmel aufschlagend. »Ihr habt nicht begriffen, Canolles, daß ich Euch nicht wollte eine lächerliche Rolle spielen lassen, daß man nicht etwa glauben sollte, die Übergabe der Insel Saint-George sei eine unter uns abgemachte Sache? Nein, Ihr solltet, ausgewechselt von der Königin oder von mir losgekauft, ganz mir gehören. Ach! Ihr wolltet nicht warten.«
    »Oh! Madame, nun werde ich warten. Eine Stunde wie diese, ein Versprechen Eurer sanften Stimme, die mir sagt, Ihr liebt mich, und ich werde Stunden, Tage, Jahre warten...«
    »Ihr liebt noch Fräulein von Lartigues?« versetzte Frau von Cambes, den Kopf schüttelnd.
    »Madame,« antwortete Canolles, »wenn ich Euch sagte, ich hege für sie nicht eine dankbare Freundschaft, so würde ich lügen; aber glaubt mir, nehmt mich hin mit diesem Gefühle. Ich gebe Euch alles, was ich Euch an Liebe geben kann, und das ist viel.«
    »Ach! ich weiß nicht, ob ich es annehmen soll, denn Ihr legt zwar ein sehr edles, aber auch ein sehr leicht der Liebe geneigtes Herz an den Tag.«
    »Hört,« sagte Canolles, »ich würde sterben, um Euch eine Träne zu ersparen, und ich bringe, ohne bewegt zu werden, die zum Weinen, die Ihr »arme Frau« nennt; sie hat Feinde, und die Menschen, die sie nicht kennen, verfluchen sie. Ihr habt nur Freunde, die Menschen, die Euch nicht kennen, achten Euch; die

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