Der Fremde aus dem Meer
seiner nichtsnutzigen Schlampe von Tochter Familiengeheimnisse anzuvertrauen.
Phalon schnippte mit den Fingern und deutete auf seine Tochter. Der breite Schatten trat hervor.
»Papa?« Ihr verwirrter Blick flog zwischen dem Mann, der auf sie zukam, und ihrem Vater hin und her. Die Furcht schnürte ihr den Magen zusammen, als Larson sie erreichte. »Wage es nicht, mich anzurühren!« Sie schlug seine Hände beiseite und wich zurück. Doch der riesige Mann umschloss ihren Arm und riss an ihrer Handtasche, bis die Perlenschnur absprang. Goldene Kugeln prasselten auf den Boden wie eine Handvoll Reißzwecke. Er warf die Tasche seinem Boss zu. »Du hättest mich nur zu fragen brauchen«, sagte sie mit gespielter Kühnheit.
Phalon setzte sich in seinen Sessel und ließ den Inhalt der Tasche auf den Tisch fallen. Er durchwühlte den weiblichen Krimskrams, fand ihren Geldbeutel und entnahm ihm Geld, Kreditkarten, Kontonummern. Alles, was sie immer bei sich trug, um schnell an sein Geld kommen zu können. Familiengeld.
»Lass mich los!« Sie wand und drehte sich und riss an seinen schmerzhaft zudrückenden Fingern, die ihren Arm umfasst hielten.
»Unser Name ist mit diesem ganzen ... Durcheinander verknüpft. Nur wegen dir.« Phalon sah auf und begegnete dem Blick seiner Tochter, bevor er Larson zunickte. Larson schlug Sloane mitten ins Gesicht. Sie stolperte rückwärts, mehr vom Schock als vom brennenden Schmerz. »Papa?« Ihr Absatz verfing sich in dem Teppich, und ihr Fußgelenk knickte ein. Dann richtete sie sich wieder auf. »Was soll das bringen?«
»Vielleicht wirst du auf diese Weise einmal daran denken, dass das, was du tust, auf mich zurückfällt.« Phalon schwang den Lederstuhl herum und ignorierte die Schreie seiner Tochter, während Larson seinen Arm um ihre schlanke Taille legte und ihren Körper eng an sich zog. Er lächelte und blickte in ihre Augen mit der Zärtlichkeit eines Liebhabers. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln der Erleichterung, kurz bevor er seine Faust in ihre Seite rammte. Sie stöhnte auf, und er schlug von neuem zu, wobei er das Verprügeln gewissermaßen chirurgisch ausführte: Er schlug auf Stellen ein, wo es am meisten schmerzte und der Schaden für die Öffentlichkeit am wenigsten sichtbar wurde. Und die ganze Zeit über blickte er ihr in die Augen, sein Mund ganz nahe, als wolle er sie küssen.
Sloane weigerte sich zu schreien und wegzublicken. Das würde den beiden Männern zu viel Befriedigung geben. Ein stechender Schmerz brannte in ihren geschlagenen Nieren, und sie spürte, wie eine Rippe unter seiner Faust brach. Heiße Tränen ließen die Umgebung vor ihren Augen verschwimmen, und sie schluckte den Schluchzer hinunter, der in ihrer Kehle aufstieg.
Phalon schwang den Sessel wieder zurück. »Das reicht.« Seine Stimme schnitt durch ihre Schmerzen, als würden ihre Wunden mit Alkohol übergossen.
Larson hielt sie noch immer eng umschlungen, und er hob seine Hand, um ihr sanft über die Wange zu streichen. Sie spuckte ihm ins Gesicht und setzte ein arrogantes Lächeln auf. Er griff in seine Armani-Jacke, schüttelte ein Taschentuch mit Monogramm aus und wischte sich den Speichel von der Wange. Sloane glitt hinüber in die Bewusstlosigkeit.
»Rührend«, murmelte Phalon und warf Larson die leere Handtasche zu. »Bring sie hier raus.«
Larson nahm sie in die Arme wie ein Ritter, der seine Braut aufnimmt, und verschwand mit ihr in einem Gang, der in der getäfelten Wand verborgen war.
Phalon Rothmere legte die Fingerspitzen zusammen und berührte damit leicht seine Lippen, wobei sein Blick sich auf die Zeitung und das grobkörnige Foto einer wunderschönen, schwarzhaarigen Frau unterhalb der Schlagzeile richtete. Es war eine Schande. Tess Renfrew, ein Niemand aus dem Nirgendwo. Von dem ersten Augenblick an, als er ihr Foto in den Zeitungen gesehen hatte, als sie nicht älter als zehn oder zwölf gewesen war, hatte Phalon ihre innere Stärke und Unverwüstlichkeit erkannt. Und als er ihr vor einigen Jahren auf einer der lächerlichen College-Veranstaltungen Sloanes begegnet war, hatte er erlebt, wie weit sie schon über ihre unglücklichen Anfänge hinaus war.
Mit ihrer Vitalität hatte sie ihn fasziniert.
Leder knarrte, als Phalon den Drehsessel langsam herumschwang und prüfend das alte Gemälde betrachtete, das an der Wand gegenüber hing. FRAU IN GRÜN stand auf der Kupferplatte unten am Rahmen. Dunkles Haar floss über die blassen Schultern. Sie war in ein
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