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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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angenehm zu machen?« Er sagte das ohne die Bitterkeit, die ein im Ausland geborener Sklave dabei vielleicht empfunden hätte. Wie die meisten einheimischen Sklaven erwartete er, irgendwann freigelassen zu werden und es vielleicht einmal zum Bürger zu bringen. Wir betrachteten diese Dinge mit sehr viel mehr Gelassenheit als die meisten anderen Nationen.
    »Ich bin nicht sicher, daß es die ursprüngliche Absicht der Götter war, aber so hat es sich ergeben«, meinte ich.
    »Dann sollte es ein tolles Spektakel werden«, beharrte er. »Ich meine, wen kümmert schon eine Horde Barbaren?«
    »Du sprichst wie ein wahrer Römer«, sagte ich. »Du hast das Zeug zum echten Bürger, Hermes, selbst wenn man dir einen griechischen Namen gegeben hat.«
    Männer in blauen Tuniken mit Farbtöpfen und Pinseln in der Hand rannten die Straße entlang, um den zeitlichen Ablauf des großen Ereignisses bekanntzumachen. Mit unglaublicher Geschwindigkeit schrieben sie auf die Mauern, auf denen bereits zahllose ähnliche Bekanntmachungen prangten. Am Vormittag waren andere Maler ausgeschwärmt, um die Wände für die glorreichen Nachrichten weiß zu tünchen. Ich rief einen Anstreicher herbei und warf ihm eine Münze zu.
    »Was steht auf dem Programm?« fragte ich ihn.
    »Die Spiele werden tagelang dauern, Senator«, sagte er. »Im Moment geben wir nur den Spielplan für morgen bekannt. Wir werden täglich das Programm für den jeweils folgenden Tag anschlagen. Die große Munera ist erst in drei Tagen.«
    »Was steht denn morgen an?« fragte ich.
    »Zunächst gibt es Theateraufführungen. Italisches Pantomimenspiel in den beiden alten Holztheatern, aber auch ein komplettes griechisches Drama in Pompeius' neuem Theater auf dem Campus Martius. Der Neubau ist unglücklicherweise nicht fertig geworden, aber es sind genügend Plätze für die obersten Klassen errichtet worden.« »Wie schade«, sagte ich. »Ich würde die Pantomime dem griechischen Drama vorziehen, aber vermutlich wird der Senat in Pompeius' neuem Theater versammelt zu erscheinen haben.
    Welches Stück wird denn gegeben?«
    »Die Trojerinnen, mein Herr.«
    »Sophocles, oder?« sagte ich. »Oder war es Aischylos?«
    »Euripides, Senator«, sagte er mit einem leicht mitleidigen Gesichtsausdruck.
    »Ich wußte, daß es einer von diesen Griechen war. Dürfen wir hoffen, im Verlauf des Tages noch etwas Aufregenderes geboten zu bekommen?«
    »Nach dem Theater gibt es Lusiones. Alle Männer, die bei der großen Munera mitkämpfen, tragen Schaukämpfe mit Trainingswaffen aus.«
    »Das klingt schon besser«, sagte ich. »Natürlich nicht so aufregend wie richtige Kämpfe, aber es ist stets ein Vergnügen, geschliffener Fechtkunst zuzusehen. Wann findet der große Triumphzug statt?«
    »Übermorgen, Senator, und es wird ein Schauspiel von unübertrefflicher Großartigkeit werden. Den Anfang machen sämtliche wilden Tiere, die der General Pompeius auf seinen Reisen eingesammelt hat und die alle im Vorprogramm der Gladiatoren in der Arena kämpfen werden. Neben den üblichen Löwen, Bären und Bullen hat er auch Leoparden, hyricanische Tiger, die größten je gesehenen Wildschweine und einen weißen Bären aus dem hohen Norden...«
    »Das klingt ja recht anregend«, sagte ich. »Nichts bringt das Blut so in Wallung und erinnert das Volk an das, was Rom ausmacht, wie ein Triumph. Und wer könnte das Rom unserer Tage besser verkörpern als Gnaeus Pompeius Magnus persönlich?«
    »Ganz recht, Senator«, sagte der Schildermaler ein wenig zögerlich. Er verabschiedete sich und nahm seine Arbeit wieder auf.
    »Ahm, Herr, vielleicht solltest du mit deinen Bemerkungen etwas vorsichtiger sein, in aller Öffentlichkeit, meine ich.«
    Hermes sah sich um. Ihm war offenkundig nicht wohl in seiner Haut.
    »Warum?« wollte ich wissen. »Haben wir bereits einen solchen Tiefpunkt erreicht, daß ein römischer Bürger - kein geringerer als ein Senator - nicht mehr öffentlich seine Meinung über Emporkömmlinge und Möchtegern-Monarchen wie Pompeius Crassus oder selbst Julius Caesar äußern kann?«
    »Ich verfolge die politischen Geschehnisse nur aus dem Blickwinkel eines Sklaven«, sagte der Junge. »Aber meines Erachtens haben wir tatsächlich genau diesen Tiefpunkt erreicht.«
    »Das ist ja unerträglich!« sagte ich, grotesker als Cato klingend »Ich habe versucht, Clodius vor den Augen des obersten Praetors zu enthaupten, und werde dafür wahrscheinlich eine Strafe zahlen müssen. Aber wenn ich in

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