Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag
bestätigen, daß Sie verrückt sind! Das Ganze war ein lausiger Witz!«
»Oh, Mr. Dellacroce weiß, daß das nicht so ist, Junge.« Hawkins tätschelte Devereaux mit der rechten Hand die Wange, während er ihn mit der linken am Genick festhielt, so daß er sich oberhalb der Hüften nicht bewegen konnte. »Dellacroce ist ein sehr religiöser Mann, die meisten von diesen Italienern sind so — ganz gleich, womit sie sich den Lebensunterhalt verdienen. Das sind zwei völlig getrennte Bereiche. Er weiß, daß ich ihm die Wahrheit gesagt habe.«
»Wovon zum Teufel reden Sie denn? Was hat denn die Religion mit all dem zu tun? Lassen Sie meinen Hals los, verdammt!« «
»Die Religion hilft einem Menschen, die Wahrheit zu erkennen. Mag sein, daß sie ihm nicht gefällt. Seiner Religion gefällt sie vielleicht auch nicht, oder sie gibt nicht einmal zu, daß es die Wahrheit ist. Aber aufgrund seiner Einsicht kann der religiöse Mensch das, was echt ist, von der Pferdekacke unterscheiden. Können Sie mir folgen? «
»Keine Sekunde lang! Mein Hals tut weh!«
»Tut mir leid. Ich lasse Sie jetzt los. Aber es ist an der Zeit, daß wir miteinander sprechen.« MacKenzie ließ die Hand sinken. Im gleichen Augenblick wollte Devereaux losrennen, aber der Hawk griff sofort wieder zu und warf ihn ins Gras, wo er ihn eisern festhielt. »Ich habe gesagt, wir müssen reden. Sie sind ein vernünftiger Mensch. Sie müssen doch die Logik erkennen, die darin liegt.«
»Das Problem«, flüsterte Sam, der sich auf dem Boden wand, »liegt darin, daß Sie nicht vernünftig und nicht logisch sind! Wissen Sie, was Sie getan haben? Solche Typen ...« Er machte eine Kopfbewegung. Seine Hände konnte er nicht gebrauchen. »... die frieren Leute ein, weil sie ihre Buchmacher beschummeln! Die denken sich gar nichts dabei, ein prunkvolles Begräbnis auszurichten — für einen paisan , der ihnen Geld unterschlagen hat! Ich weiß das. Ich bin aus Boston .«
»Das ist schon wieder eine von Ihren Überreaktionen. Mr. Dellacroce wird nichts dergleichen tun. Er weiß, wo er steht — und zwar in etwa zwanzig Fuß Lauge, wenn er sich nicht benimmt. Dieses Konto in Genf ... Er hat seine eigenen Leute bestohlen.«
Devereaux starrte Mac widerstrebend und argwöhnisch im Mondlicht an. »Sind Sie da sicher?«
»Das stand alles in den G-2-Akten. Das Unangenehme war nur, daß sich niemand einen Reim darauf macht. Ich glaube, die wollten das nicht. Dellacroces Verein unterstützt das Pentagon, da gibt es Regierungsverträge und Verbindungen mit den Gewerkscharten — wollen Sie mir jetzt zuhören?«
Mit einem Widerstreben, das aus seiner Angst geboren war, aber gleichzeitig mit einer Zustimmung, die auf Notwendigkeit fußte, nickte Sam. Der Hawk half ihm auf die Beine, und dann schlenderten die beiden Männer auf das sechste Loch zu. Jetzt hatten sie eine mächtige Eiche erreicht, deren Blätter wie ein Filter für das Mondlicht wirkten. Sam setzte sich, an den Stamm gelehnt, während Mac vor ihm auf ein Knie sank — ein Linienoffizier, der einem Stützpunktkommandanten Befehle erläutert.
»Erinnern Sie sich, wie ich Ihnen vor ein paar Wochen sagte, daß ich mich um Dinge gekümmert hätte, über die ich vorher nie viel nachgedacht hatte? Um Gott und die Kirche und solche Dinge.«
»Ich erinnere mich, wie ich sagte, ich würde nicht lachen. . .« Devereaux’ Antwort war ausdruckslos, vorsichtig. Monoton.
»Das war sehr klug, Junge. Nun, ich habe über einiges nachgedacht, aber nicht so, wie Sie vielleicht meinen. Sie und ich, wir wissen, daß neunundneunzig Prozent der ganzen Kommunistenpropaganda Pferdekacke ist. Jeder weiß das. Die unsere ist das nur zu — nun, sagen wir, fünfzig bis sechzig Prozent. Also haben wir in dem Punkt einen Vorsprung. Aber dieses eine Prozent Wahrheit bei den Roten hat mich nachdenklich gemacht. Ich meine die katholische
Situation. Es geht nicht um das, was die Leute glauben . Das ist ihre Angelegenheit. Ich interessiere mich nur dafür, wie diese Organisation funktioniert. Und ich glaube, diese Burschen im Vatikan haben da eine so gute Sache laufen, daß sie davon ein wenig abgeben sollten. Ich meine, die haben Investitionen, Junge. Wenn der Aktienmarkt irgendwo auf der Welt ein paar Punkte steigt, machen die Trillionen.«
»Und wenn er sinkt, verlieren sie Trillionen.«
»Nein! Die Makler holen sie rechtzeitig raus, sonst fliegen die aus den Malteserrittern. Das gehört zum Arrangement. Und dann dürfen sie sich nicht
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