Der Gefundene Junge
Blick auf die Stadt wäre schön.«
»Natürlich, Lord Umber«, sagte Lady Truden. »Nehmen wir die Treppen oder den Lift?«
»Ach, der Lift macht doch viel mehr Spaë, sagte Umber.
»Ich hasse den Lift«, grummelte Oates und trottete mit Umbers Kisten und dem Rattenkäfig oben auf dem Stapel zur Treppe.
Lady Truden führte die Ãbrigen zum Schaufelrad. Sie zog an einem hölzernen Hebel, und Hap hörte ein Rattern, als das Räderwerk ineinandergriff und die Seile sich bewegten. Auf jeder beweglichen Plattform war Platz für zwei oder drei Personen. Sophie und Balfour bestiegen eine und entschwebten in ein höher gelegenes Stockwerk.
Umber nahm Hap am Ellbogen, als die nächste Plattform erschien. »Aufgepasst, Hap ⦠und los!« Er betrat mit Hap die Plattform und auch Lady Truden gesellte sich zu ihnen.
»Haben Sie gefunden, was Sie suchten?«, fragte sie Umber leise.
»Ãhm ⦠schwer zu sagen«, erwiderte Umber. Hap stand zwischen ihnen, so dass sie sich über seinen Kopf hinweg unterhielten. Er hörte jedes Wort, verstand aber keins davon.
»Und wie ist es Ihnen ergangen? Gab es irgendwelche â¦Â« Lady Truden sprach nun noch leiser und beendete den Satz nicht einmal.
»Nein, nichts dergleichen. Alles war gut«, sagte Umber und wedelte mit der Hand durch die Luft. »Und wie stehen die Dinge hier? Wie geht es unserem Gast?«
»Keine Veränderung.«
»Immer noch nicht? Keine Ahnung, was ich da tun soll.« Umber tippte Hap auf die Schulter. »Jetzt kommt der groÃe Saal. Lass uns dort aussteigen.« Sie fuhren durch die Ãffnung in der Decke, und Hap erblickte einen weiteren Raum, weitaus gröÃer als der untere. Als die Plattform auf der Höhe des FuÃbodens ankam, stiegen sie ab. Ãber ihren Köpfen sah Hap Balfour und Sophie weiter nach oben fahren.
Mitten in dem groÃen Saal stand ein Tisch mit Stühlen. Die Regale und Schreibtische an den Wänden waren voller faszinierender Gegenstände, die zu erkunden Tage in Anspruch nehmen würde. Verschiedenste Gemälde waren zu sehen: Porträts von Menschen in seltsamen Kleidern, Bilder von Fantasiewesen, Landkarten von Königreichen und fremden Ländern sowie Abbildungen, die Hap nicht auf den ersten Blick einordnen konnte.
Zu beiden Seiten des Kamins führten Flure tiefer in den Felsen hinein. Der Duft von frischem Brot und anderem Essen zog aus einem von ihnen herein, und Hap erspähte hinter Schwingtüren eine Küche. Ein weiterer Durchgang eröffnete den Blick auf das Treppenhaus, durch das Oates mit seinen Kisten heraufgestapft kam.
»Ach, ja, die Ratte!«, sagte Umber. Er nahm den Käfig von dem Stapel, entriegelte zu Haps Erstaunen den Deckel und kippte den Käfig zur Seite. Die Ratte fiel zu Boden, kräuselte ihre Nase und flitzte unter den nächsten Schrank.
»Oje«, rief Umber so laut, dass es für jemanden bestimmt zu sein schien, der sich nicht im selben Raum befand. »Hast du das gesehen? Im groÃen Saal läuft eine Ratte frei herum!«
Hap sah zu den anderen hin. Keiner von ihnen schien an diesem Benehmen etwas seltsam zu finden. Er fügte es der wachsenden Liste von Dingen hinzu, für die er noch eine Erklärung zu finden hoffte. Umber stellte den leeren Käfig auf den Tisch und wischte sich die Hände an der Hose ab. »Tru, führen Sie Hap bitte herum? Die Höhlen zeige ich ihm dann ein andermal â ich muss ihn ja nicht noch mehr verwirren, als ich es ohnehin schon getan habe. Lassen Sie ihn ein freies Zimmer für sich aussuchen. Ach, übrigens, Hap wird mich heute Abend auf diese Party begleiten. Wir sollten wohl auf dem Markt vorbeischauen und ihm ein paar anständige Kleider besorgen. Aber zuerst muss ich kurz in meinen Turm, und ich möchte nicht gestört werden. Wollen wir uns in zwei Stunden wieder hier treffen?«
Umber lief die Treppen hoch, und Lady Truden führte Hap durch Aerie. Vom groÃen Saal aus gingen sie an der Küche vorbei, aus der es wunderbar nach Gewürzen, Brot und Braten duftete. Dann geleitete sie Hap durch einen weiteren Flur und zeigte ihm zuerst eine Toilette, dann Lagerräume und schlieÃlich eine Tür mit einem vergitterten Fenster auf Augenhöhe. »Das ist Umbers Archiv«, sagte sie. »Möglicherweise erhaschst du einen Blick auf einen merkwürdigen Gesellen â das ist
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