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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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ein Medikament?« Doch Edwards deutete nur auf ein Glas, das auf dem Nachttischchen stand. Sie schenkte aus der Karaffe Wasser nach und drückte ihm behutsam das Glas in die Hand. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, ließ der Husten allmählich nach. Als sie sich wieder setzen wollte, griff er nach ihrer Hand und bedeutete ihr mit einem Blick, auf dem Bettrand Platz zu nehmen. Sie folgte seinem Wunsch.
    »Ich kannte Helen. Nicht übermäßig gut, doch gut genug, um während ihrer letzten Stunden an ihrer Seite zu sein.« Natascha atmete flach. Sie wollte nichts tun, was den Fluss seiner Rede unterbrechen könnte, und wie sie es gehofft hatte, sprach er weiter. Stockend zwar, doch er wirkte entschlossen.
    »Meine Gemeinde war immer schon in Cairns und die ihre in Meena Creek. Da ist man sich nicht allzu oft begegnet, aber über die Jahre haben wir uns trotzdem näher kennengelernt. Die lutherische Gemeinde baut in der Fremde auf den Zusammenhalt, verstehen Sie?« Natascha nickte und schenkte ihm Wasser nach. Er hustete jetzt gar nicht mehr und hielt für eine Weile inne. Plötzlich machte er eine Handbewegung, als wolle er alte Geister verscheuchen.
    »Jedenfalls, als es auf ihr Ende zugegangen ist, hat sie mich hier in Cairns aufgesucht. Sie hat mich ganz bewusst ausgewählt, denke ich. Ich war weit genug entfernt, bei mir konnte sie sich sicher sein, dass ich keine engen Kontakte zu ihrer Gemeinde unterhielt oder gar nach Südaustralien.« Der Pastor schwieg wieder, und als er die Augen schloss, überfiel Natascha die Befürchtung, dass er einnicken könnte.
    »Und dann? Was ist dann passiert?«, sagte sie ein wenig zu laut. Der Pastor fuhr zusammen und strich sich übers rechte Auge, dessen Lid zu flattern begonnen hatte.
    »Wir haben uns in ihrem letzten Lebensjahr mehrmals getroffen, vielleicht dreimal. In jener Zeit hat sie mir ihre Geschichte anvertraut. Nicht die ganze Geschichte, aber doch mehr als andere über sie wussten. Ich denke, ihr Mann John hat es auch gewusst, aber der war zu diesem Zeitpunkt schon tot. Er war ein paar Jahre vor ihr an Herzversagen gestorben.«
    Natascha spürte, wie das Blut in ihren Schläfen pulsierte.
    »Was hat John auch gewusst?« Sie hatte ihre Hände ineinander verschränkt und sah ihn erwartungsvoll an. Seine hellen Augen starrten sie an, aber er sagte nichts. Natascha wollte sich gerade seinem Blick entziehen, als er unter einem Seufzer anhob: »Ich habe es mir lange und reiflich überlegt, Natascha. Alles, was Helen mir anvertraute, unterliegt dem Siegel der Verschwiegenheit. Das war ihre Bedingung für unsere vertraulichen Gespräche, und die habe ich respektiert.« Er schaute auf seine Hände, die auf dem Laken ruhten, das als Decke herhielt. »Doch irgendwann fing mein Gewissen an, mich zu plagen. Ich fragte mich: Was, wenn es da draußen noch jemanden gibt, der nach wichtigen Antworten sucht, und ich der Einzige bin, der sie geben kann?« Natascha legte ihre Hand auf seinen Arm.
    »Was wollen Sie mir sagen, Pastor?«
    Er seufzte wieder. »Der Herr möge mir vergeben.« Er bekreuzigte sich knapp. »Maria war Helens Tochter«, sagte er. Dabei hob er den Blick und verengte die Augen zu Schlitzen, wohl um zu sehen, wie sie die Nachricht aufnahm. Doch Natascha nickte nur leicht. Dann begegnete sie wieder den Augen von Jamie Edwards und lächelte ihm zu.
    »Das habe ich mir fast schon gedacht. War der Vater ein Aborigine? Und sie hielt ihn deswegen geheim?« Der alte Pastor stopfte sich mit der Rechten das Kissen fester in den Rücken, und Natascha ging ihm dabei zur Hand.
    »Diese Frage kann ich leider nicht beantworten. Helen hat dazu nichts weiter gesagt. Ich vermute aber stark, dass es mit dem Vater zusammenhängt.« Natascha fuhr herum.
    »Sie haben eine Ahnung, wer der Vater ist?«
    Jamie Edwards schüttelte müde den Kopf. »Nein, als ich sie damals fragte, ob der Vater nicht hätte helfen können, Maria nach der Entführung wieder zurückzuholen, da sagte sie nur, der Vater spiele keine Rolle, und so würde es auch immer bleiben.«
    Natascha knetete ihr Kinn mit Daumen und Zeigefinger.
    »Sie wollte also weder ihre eigene Mutterschaft noch den Vater preisgeben?«
    »Richtig. Ihnen diese Briefe zu übergeben, das war ganz alleine meine Idee. Helen hätte das bestimmt nicht gewollt.«
    »Warum hat sie Ihnen dann die Briefe gegeben?«
    Edwards zuckte mit den Schultern. »Wer weiß? Vielleicht hat sie am Ende das Gewissen geplagt. Vielleicht hatte sie die Hoffnung,

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