Der geheimnisvolle Highlander
anderen Krieger der Mackinnons, die an diesem Tag ihr Leben verloren hatten.
»E-e-es t-tut mir l-leid, Meg. Ich w-w-wollte nicht u-u-unsensibel
klingen. Ich k-kann mir g-gar nicht v-vorstellen, was du d-d-durchgemacht hast.«
Meg hörte ihre Freundin stottern und bedauerte schon, dass sie sie nervös gemacht hatte. Bei Meg stotterte Elizabeth nur selten, im Gegensatz zu allen anderen. Sie nahm Elizabeths Hände und zwang sich zu einem fröhlichen Lächeln. »Was geschehen ist, ist vergangen, und ich muss in die Zukunft blicken. Ein Gesetzloser, wie heldenhaft er auch sein mag, ist nicht der richtige Mann für mich.«
Wenn sie nur wüsste, wer dann.
Es sollte nicht so schwierig sein, einen geeigneten Ehemann zu finden. Einen Krieger, dem ihre Clansleute in die Schlacht folgen würden. Einen geschickten Diplomaten, der den Geheimen Rat besänftigte. Einen integren und loyalen Mann, der ihren Bruder unterstützte. Doch es war schwierig. Mit jedem Tag, der verstrich, wurde deutlicher, dass es nur einen einzigen Mann gab, der in Frage käme: Jamie Campbell, der Bruder ihrer besten Freundin.
Elizabeth drückte leicht ihre Hände. »Mach dir keine Sorgen, Meg. Du wirst den Richtigen finden. Vielleicht hast du ihn schon gefunden?«, fragte sie hoffnungsvoll. Es war kein Geheimnis, dass Elizabeth sich wünschte, Meg würde ihren Bruder heiraten.
»Vielleicht«, antwortete Meg mit einem ermutigenden Lächeln.
In vielerlei Hinsicht verkörperte Jamie Campbell den Typ Mann, den sie auf Wunsch ihres Vaters finden sollte. Als Cousin von Archibald »dem Grimmigen« Campbell, dem Earl of Argyll, konnte Jamie keine besseren Beziehungen haben. Die Campbells waren der mächtigste Clan in den Highlands, was zu einem großen Teil Argylls Einfluss beim König zu verdanken war. Jamie hatte etwas von seinem gerissenen Cousin
an sich, und Meg wusste, dass Argyll sich zunehmend auf den jungen Mann verließ, wenn es darum ging, seinen Einfluss bei Hofe auszuüben und seine Autorität in den Highlands zu stärken.
Durch seine ungewöhnliche Körpergröße und natürliche Autorität verfügte Jamie über das Rüstzeug zu einem großen Anführer. Mit vierundzwanzig Jahren war er nur zwei Jahre älter als Meg und hatte noch die Statur eines Jünglings, doch in ein paar Jahren, wenn er noch etwas an Körperumfang zulegte, wäre er ein stattlicher Mann. Ein starker, mächtiger Mann, der mehr als fähig wäre, Dunakin zu verteidigen.
Am wichtigsten aber war, dass Jamie ein Mann von Ehre, Integrität und unerschütterlicher Loyalität war.
Er schien die perfekte Wahl zu sein.
Doch irgendetwas hielt sie zurück. Seine Jugend vielleicht? Und seine Verbindung zu Argyll würde von vielen Highlandern als Makel angesehen. In manchen Gegenden war der Name Argyll so verhasst wie der des Teufels. Die Macht des Campbell-Clans in den Highlands war nicht ohne Disput oder Blutvergießen entstanden. Vornehmlich MacGregor-Blut.
Plötzlich fühlte Meg, wie Elizabeth sie mit dem Ellbogen heftig in die Rippen stieß. »Sieh dir das an. Ich glaube, ich habe ihn gefunden. Den perfekten Mann für dich.«
Meg unterdrückte ein undamenhaftes Schnauben und folgte Elizabeths verträumtem Blick. Zuerst glaubte sie, Elizabeth spräche von Jamie, doch dann trat ein anderer Mann in ihr Blickfeld. Er stand mit dem Rücken zu ihr, und sie musste zugeben, dass es ein sehr beeindruckender Rücken war. Unter der reich bestickten Seide des schwarzen Wamses konnte Meg breite Schultern und muskulöse – sehr muskulöse
– Arme erkennen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Seine kräftigen, in enge schwarze Kniehosen gekleideten Beine ließen keinen Zweifel an seiner Stärke. In einem Raum voller bunter Satin- und Seidenstoffe hob er sich durch seine dunkle Männlichkeit von der Masse ab. Selbst neben Jamie, der fast sechseinhalb Fuß maß, beherrschte er den Raum. Obwohl er etwa ein oder zwei Zoll kleiner als Jamie war, wirkte er durch seinen kräftigen, muskulösen Körperbau größer.
»Wer ist das?«, fragte Meg, wie sie hoffte in angemessen gleichgültigem Tonfall.
»Ich habe ihn schon Jahre nicht mehr gesehen«, antwortete Elizabeth. »Aber ich bin mir so gut wie sicher, das ist Alex MacLeod.«
Meg zog eine Augenbraue hoch und versuchte, ruhig zu bleiben. »Der Bruder von Chief Rory MacLeod von Dunvegan?« Rory war einer der am meisten geschätzten Chiefs der Inseln und ein langjähriger Verbündeter ihres Vaters. Eine Allianz mit den MacLeods wäre eine
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