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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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brachte, eine Unterredung, so heiß und aufregend, daß ich schließlich fast an dem Erfolge zu zweifeln begann und deren endliches Resultat doch noch ein für mich so zufriedenstellendes war, daß ich Omar den Befehl gab, die Pfeifen zu bringen.
    Er stand während unseres Wortkampfes wie auf glühenden Kohlen und hoffte immer, daß ich die Geduld verlieren und meine gegen Abrahim ausgesprochene Drohung wahrmachen werde. Jetzt nun sah er sich so vollständig enttäuscht, daß er mit vor Aerger fast weinender Stimme ausrief:
    »Wenn es Dir Vergnügen macht, unseren kostbaren Djebeli mit Räubern zu verrauchen, da werde ich auch einer, Effendi. Er mag sich seine Pfeife selber stopfen!«
    Ein Blick der tiefsten Verachtung auf Abrahim gab dieser Revolution gegen meinen Willen noch einen ganz besonderen Nachdruck, und jetzt erst die Pistolen wieder in den Gürtel schiebend, schritt er aus der Thür, um – meinen Befehl doch trotz Alledem gehorsam auszuführen.
    Unser Uebereinkommen war ein einfaches. Abrahim-Arha verzichtete auf Warde und ich auf eine gerichtliche Verfolgung gegen ihn. Mit diesem Zugeständnisse brachte ich kein Opfer, da mir seine Bestrafung, die übrigens noch sehr in Zweifel zu ziehen war, das verlorene Eigenthum nicht zurückbringen konnte, während seine Verzichtleistung ihm so schwer wurde, daß ich mich einer Regung des Mitleides nicht erwehren konnte.
    Als er sich mit seinem Freunde, der den Wunsch, die Schwester seines Weibes zu sehen, gar nicht ausgesprochen hatte, entfernte, kehrte diese zu uns zurück. Sie hatte jedes unserer Worte gehört und dabei eine Angst empfunden, die an Größe nur mit dem Entzücken zu vergleichen war, welches jetzt aus ihren Augen strahlte.
    Sie warf sich schluchzend an die Brust Bernhardt’s; dieser aber führte sie mir zu.
    »Nicht mir gehörest Du, sondern sein Eigen sollst Du sein! Er hat Dich gefunden und befreit, hat Dich beschützt in den Gefahren der langen Wasserfahrt und gegen die Angriffe Abrahims, hat Dich erkämpft und errungen jetzt wieder von Neuem durch seine Vertheidigung, und deshalb bist Du sein Eigenthum. Nimm sie hin, Bruder, und sei glücklich! Du hast sie verdient, und ich werde Trost finden in dem Gedanken, daß ich meine Pflicht gethan!«
    Er weinte laut auf vor tiefinnerer Bewegung, und auch mir stürzten die Thränen über die sonneverbrannten Wangen.
    »Nein, Bernhardt, Dein Opfer würde Dich und auch uns Beide nur unglücklichmachen! Gott weiß es, daß sie mir nicht weniger theuer ist, als Dir, aber ihre Liebe gehört Dir, und deshalb darfst Du sie nicht von Dir geben. Wache über ihr Glück, so wie ich es gethan hätte zu jeder Stunde, zu jeder Minute meines Lebens, wem ihr Herz mir nicht fremd geblieben wäre!«
    Da schlang sie die Arme fest um meinen Nacken, legte ihre Lippen auf meinen Mund und sprach dann mit betheuerndem Tone:
    »Es würde nur Dir allein gehören, hätte ich nicht ihn vor Dir gekannt, aber es liebt auch Dich – Dich – nur ihn und Dich!«
    Ich nahm sie, legte sie in seine Arme und zog sie Beide an mich. So standen wir lange, lange, weinend und schluchzend, als wären wir Kinder, bis sich die Thür öffnete und Omar-Arha eintrat.
    »Effendi – ach so – verzeihe! – aber – Allah kerim, Gott ist gnädig – und wenn Abrahim-Arha, der Hedjahn-Bei, der Räuber da wäre, so hätte ich – beim Barte des Propheten, auch Jemanden, den ich umarmen könnte. Salem aleïkum, Friede und Heil sei mit Euch!«

Der Oelprinz
Ein Abenteuer aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika von Karl May
    »
Zounds,
merkt Ihr nicht auch das Parfüm, Sir, welches meine Nase inficirt, als hätte mich ein dreielliger ›Stune‹ angespritzt? Das ist nicht Truthahn-, Bussard-, auch nicht Boudinsgeruch, Kammas-O’deur noch weniger; ich weiß wahrhaftig nicht, was ich aus diesem Veilchenduft machen soll. Ist er vielleicht Euch bekannt?«
    Der, welcher diese Worte sprach, war Sam Hawkens, mein Begleiter, einer der verweitertsten Trapper zwischen dem Missisippi und dem stillen Oceane. Ich wußte, daß er den Geruch, welcher seit einiger Zeit die Luft durchschwängerte, recht gut kannte und mit seiner Frage mich nur einer kleinen Prüfung unterwerfen wollte.
    »Möglich, Sam, daß es mir bekannt ist, habe aber als Green-baak keine Lust, so einen alten Woodsmann zu belehren, wie Du bist. Mach’ die Nase ein Wenig besser auf; sie ist ja groß und derb genug für diese unvergleichliche Atmosphäre!«
    »Habt Recht, Sir,« antwortete er,

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