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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Beweglichkeit zeigten und unter dem Ausdrucke schalkhafter List unruhig hin und wider blitzten. Der kleine Körper stak in einem alten ledernen Jagdrocke, welcher augenscheinlich für eine bedeutend stärkere Person angefertigt war und dem ehrlichen Hawkens ganz das Aussehen eines Kindes gab, das sich zum Vergnügen einmal in den Schlafrock des Großvaters gesteckt hat. Aus dieser Umhüllung gukten zwei dürre, sichelkrumme Beine hervor; die ausgefranzten Leggins, mit denen sie bekleidet waren, hatte das Männchen sicher schon vor zwanzig Jahren ausgewachsen und gestatteten einen Blick auf ein Paar Indianerstiefel, in welchen zur Noth der ganze Besitzer während eines Regengusses hätte Platz und Schutz finden können.
    Wie er, seine Mary am Zügel führend, langsam und vorsichtig vor mir so den schmalen Schluchtpfad hinabstieg, glich er mehr einer Carricatur als dem, was er wirklich war; ich aber wußte, daß es wohl selten einen Trapper oder Scatter gab, vor dem mein kleiner Sam die Augen niedergeschlagen hätte. Unten im Thale angekommen, bestieg er das Pferd wieder und deutete nach dem Store.
    »Vorwärts, Sir! Ich habe einen Hunger, daß ich gleich einen Büffel verschlingen möchte, und der Durst ist nicht minder groß. Wem gehört denn eigentlich dieses Oil-work hier?«
    »Dem reichen Josias Alberts, wenn ich nicht irre. Er kam vom Oil-creek im Venango-County hierher und wird zu den ersten Oelprinzen der Union gezählt. Vielleicht bekommen wir ihn zu sehen!«
    »Sehn’ mich nicht nach ihm! Ein saftiges Stück Buffalo-Lende ist dem Sohne meiner Mutter jetzt lieber als zehn solcher Geldsäcke, die in ihrer Oelbrühe immer mager bleiben.«
    Nach wenigen Augenblicken hielten wir vor dem kleinen Hause, an dessen Läden mit Kreide die Worte »
Store and boarding – house
« geschrieben waren. Noch waren wir nicht abgestiegen, so traten einige Männer aus der Thür, deren Einer sich sofort als Wirth und Irländer kennzeichnete. Seine vertrunkenen Gesichtszüge ließen vermuthen, daß er gewohnt sei, den Inhalt seiner Flaschen einer fleißigen Probe zu unterwerfen.
    »
Good dey,
« grüßte Hawkens. »Seid Ihr der Landlord hier in diesem Palais, Mann?«
    »Denke es!« nickte der Gefragte.
    »Habt Ihr vielleicht ein Weniges, was ein Hungriger zwischen die Zähne nehmen kann, und einen Schluck, um es glücklich hinabzuspülen?«
    »Denke es!« lautete die Wiederholung.
    »So setzt Eure Beine auseinander, sonst falle ich verschmachtend über den Haufen!«
    »Hm, der Haufen scheint nicht übermäßig groß zu sein!« antwortete der Wirth, uns mit einem halb geringschätzigen, halb mißtrauischen Blicke musternd. »Habt Ihr denn auch eine Zahlung bei der Hand?«
    »Das ist nicht Deine, sondern unsere Sache! Oder hältst Du uns etwa für armselige Yambowiko’s?« frug Hawkens mit blitzenden Augen, das höfliche »Ihr« sofort in »Du« verwandelnd.
    »Hoho, Männchen, thu’ nicht so wichtig hier,« nahm ein anderer von den Männern das Wort, welcher in meine Nähe getreten war und mit Kennermiene meinen Arrow betrachtet hatte. »Hier ist nicht Savannenland und wer die Höflichkeit vergißt, dem wird sie einfach einstudirt!«
    Hawkens drehte sich herum und maß den Sprecher mit einem seiner unvergleichlichen Blicke.
    »
Lack-a-day!
Da seid wohl auch Ihr wegen dieses Studiums hier?«
    »Mensch, nimm Deine Zunge in Acht, sonst kostet sie Dich ein blaues Leder!«
    »Thut Nichts, Mann! Mein Leder hat schon öfter blau gesehen. Aber sag’ mir doch einmal, wie Dein Name lautet, Du großer Riese Du?«
    »Den kann ein Jeder hören. Er lautet Josias Alberts und wer ihn kennt, der hat Respekt vor ihm.«
    »So, da sind wir ja von ganz gleichem Holze: Ich bin Sam Hawkens und wer mich kennt, der hat Respect vor mir. Nur meine ich doch, daß es einen kleinen Unterschied giebt: Oel kann ein Jeder finden, der mit der Nase hineinfällt. Die meinige wäre lang genug dazu, ich mag sie aber dennoch nicht in Deine Sauce stecken. Mach’ Dich von dannen, Master Petroleum, und bekümmere Dich nicht um Dinge, die nur zwischen dem Wirthe und mir abzumachen sind!«
    Die blasse Yankephisiognomie Alberts wurde bei diesen Worten des furchtlosen Kleinen blutroth; der Zorn reckte seine Gestalt in die Höhe und mit geballten Fäusten trat er um einige Schritte auf den Sprecher zu.
    »Nehmt mir doch einmal den Zwerg von seinem Ziegenbock herunter!« gebot er den Andern, welche bei ihm standen. »Wir wollen ihm die Nase doch grad einmal mit Pittsöl

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