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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einreiben.«
    Die Angeredeten machten sofort Miene, dem Befehle Folge zu leisten, hatten sich aber in meinem Sam verrechnet. Einige Sätze seiner alter Mary, welche vor Freude über den zu erwartenden Streit mit den langen Ohren wedelte und den haarlosen Schwanzstummel in die Höhe hob, brachten ihn in eine rückenfreie Stellung, und im Nu hatte er die Büchse aus dem Sattelriemen gezogen. Das räthselhafte Schießinstrument stammte jedenfalls noch von Anno Poccahontas her und ich getraute mir nur mit der größten Vorsicht es anzufassen, aber jeder Schuß, den Sam Hawkens aus dem rostigen, verlaufenen Rohre that, pflegte ein Meisterschuß zu sein. Er legte an.
    »Stopp, Ihr Leute, sonst bekommt Ihr Löcher in die Haut! Hier ist allerdings nicht Savannenland und es mögen drum im Thale Eure Rechte gelten; noch aber bin ich bei Euch nicht abgestiegen und werde also nach den Woodlandsgesetzen handeln: Wer mir auf weniger als zehn Schritte nahe kommt, der schmeckt die Kugel.«
    Mein Begleiter war jedenfalls in seinem Rechte und zwei erfahrene Prairiemänner brauchten sich vor einem Häuflein Oelarbeiter nicht eben sehr zu fürchten; aber welchen Nutzen konnte uns ein Kampf bringen? Das monatelange Herumschweifen im wilden Westen hatte uns hart mitgenommen und unser Aeußeres glich darum ganz denjenigen von Leuten, welche ein Store besuchen, ohne die Zeche bezahlen zu können. Ich drängte deshalb Arrow zwischen die Streitenden und versuchte hierauf, die Sache in Güte beizulegen.
    »Will ein Gentleman, wie Master Josias Alberts, wirklich zwei müden Jägern, die ihm Nichts zu Leide thaten, die Einkehr versagen? Bitte, ruft Eure Leute zurück, Sir! Wir sind gekommen, uns Munition zu kaufen und mit einigem Proviante zu versehen und werden Alles bis auf den Penny bezahlen!«
    »Geht mich Nichts an!« antwortete er mit einem lauernden Blicke. »Der Kleine hat mich beleidigt und muß mir Buße thun. Doch will ich ausnahmsweise Nachsicht üben, wenn Ihr mir einen Wunsch erfüllt.«
    »Welchen?« frug ich, fast neugierig gemacht.
    »Ich habe Euer Pferd schon von Weitem gesehen und Gefallen an ihm gefunden. Verkauft es mir!«
    »Dieser Wunsch bleibt Euch leider unerfüllt; das Thier ist mir nicht feil.«
    »Ich gebe Euch hundertfünfzig Dollars.«
    »Ich verkaufe es nicht.«
    »Hundertfünfundsiebenzig!«
    »Zwei Hundert!«
    »Nicht für so viele Tausende! Es ist ein Geschenk und darum, wie gesagt, mir nicht feil.«
    »Ich will es aber haben und wenn Ihr es nicht verkauft, so wird es Euch belieben müssen, dasselbe mir zu schenken!«
    »
Good lack,
Sir, klingt das sonderbar!« rief ich lachend. »Glaubt Ihr wirklich, einen Westmann zwingen zu können, sein Pferd, ohne welches er verloren ist, zu verschenken?«
    »Ich gebe Euch ein anderes dafür!«
    »Behaltet, was Ihr habt. Mich gelüstet nicht im Geringsten nach Euern Mauleseln!«
    Jetzt war ich mir über sein Verhalten vollständig klar. Mein trefflicher Mustang, welcher allerdings seines Gleichen suchte, hatte ihm in die Augen gestochen und er war schon bei unserem Nahen entschlossen gewesen, ihn auf jeden Fall in seinen Besitz zu bringen. Darum hatte er den Streit mit Sam vom Zaune gebrochen und hegte jetzt jedenfalls die Absicht, das Ansehen, welches er genoß, zu dem angegebenen Zwecke in Verwendung zu bringen. Ein Oelprinz läßt sich – noch dazu im fernen Westen – nicht leicht einen Wunsch versagen. Das sollte ich jetzt auch sofort sehen.
    »Mauleseln! Soll das eine Beleidigung sein?«
    »Sind Eure Pferde so gentlemenlik, Sir, daß man sie beleidigen kann? Macht Euch von dannen, sage nun auch ich; wir haben mit Euch nichts zu schaffen!«
    Und zu dem Wirthe gewendet, fuhr ich fort:
    »Wir brauchen Pulver, Blei, Taback – – –«
    »Halt,« fiel Alberts mir schnell in die Rede. »Gebt Euch keine Mühe; Ihr bekommt ohne meine Erlaubniß Nichts von Alledem was Ihr wollt! Am Young-Kanawha bin allein nur ich der Herr. Steigt ab und geht mit mir. Wenn Ihr mit Euch handeln laßt, sollt Ihr auch mit mir zufrieden sein!«
    »Macht Euch nicht lächerlich und geht Eurer Wege! – Landlord, bekommen wir, was wir brauchen? Ja oder nein!«
    »Nein!« antwortete ängstlich der Gefragte, der sich von einem scharfen Blicke Alberts bedroht sah.
    »Gut! Du sollst Deinen Willen haben und erfahren, was es heißt, dem Westmanne die Lebensbedürfnisse, die er bezahlen will, zu versagen. Ein Store ist ein offenes Haus; Du weisest uns zurück und hast also Deinem Rechte entsagt. Es wird

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