Der Glucksbringer
lächelte und schlang ihren Arm um seine Taille. »Mach mir nicht den Mund wässrig.«
Maria und Jenny schlenderten währenddessen durch den weitläufigen Garten und plauderten über ihre Kinder.
»Eure Linda ist genau die Richtige für unseren Tony«, erklärte Maria entwaffnend ehrlich. Sie deutete auf die beiden, die Arm in Arm vor dem Festzelt saßen. »Sind sie nicht ein schönes Paar?« Dann, in verschwörerischem Ton: »Ich denke, Tony sucht allmählich was Festes. Vor einigen Jahren haben wir für unsere Jungen drei Apartments in Petersham gekauft. Als ich vor ein paar Tagen in seinem Zimmer saubergemacht habe – er ist ja nur noch selten hier -, fand ich Pläne zur Renovierung seiner Eigentumswohnung.«
»Vielleicht hat er die Skizzen bloß spaßeshalber angefertigt, damit er nicht aus der Übung kommt. Er ist schließlich Architekt«, schloss Jenny logisch.
»Nicht mein Tony. Ich kenne meinen Sohn. Er liebt Linda und macht ihr vor seiner Abreise nach Italien bestimmt noch einen Antrag. Darauf gehe ich jede Wette ein, Jenny.«
»Meinen Sie wirklich?« Jennys nachdenklicher Blick glitt zu Tony und Linda hinüber. Die beiden sahen zweifellos sehr verliebt aus. Und sie hatte neulich schon kleine, aber nicht unwesentliche Verhaltensänderungen bei Tony bemerkt. Er überschüttete ihre Tochter mit Aufmerksamkeiten und zärtlichen Gesten, dann strahlten seine samtig braunen Augen vor Glück, und er war wie ausgewechselt. Aber, mal ganz ehrlich, bei Linda hatte sie keine sonderliche Veränderung feststellen können.
Ihre Jüngste wusste ihre Emotionen geschickt zu dosieren und ließ sich nicht in die Karten schauen. Und wie sie Linda kannte, hatte ihre Tochter bestimmt tausend Dinge im Kopf, aber heiraten? Nein. Weder Tony noch irgendeinen anderen Typen.
»Hmm, warten wir’s ab, Maria. Wir werden sehen«, meinte sie diplomatisch. Sie war zwar nicht davon überzeugt, dass die beiden sich in der nächsten Zeit verloben würden, mochte Maria aber auf gar keinen Fall die fröhliche Feierstimmung verderben.
Linda wusste, dass sie dringend für die in der kommenden Woche angesetzten Klausuren würde lernen müssen, aber nachdem sie ihr Outfit für den berühmten Kostümball an der University of New South Wales abgeholt hatte, konnte sie es kaum erwarten, das kesse Charleston-Ensemble aus den 1920er Jahren anzuprobieren. In dem figurschmeichelnden Glitzerfummel mit dem freizügigen, kokett gerafften Ausschnitt und ihren mörderisch hohen Hacken sah sie umwerfend gut aus – eine moderne Femme fatale. Sie schob ihre Haarmähne unter ein glockenförmiges Hütchen mit wippenden Federn, zupfte passend zum Stil der Goldenen Zwanziger spielerisch ein paar Löckchen unter dem Rand hervor und streifte lange schmale Handschuhe über, die bis zu den Ellbogen reichten. Ein schwarzes Samtband um den Hals, und schon war das Outfit komplett. Sie nickte sich anerkennend lächelnd in ihrem Schlafzimmerspiegel zu und nahm sich fest vor, an dem betreffenden Abend ihr Make-up auf diesen speziellen Look hin abzustimmen. Tony würde sich als Gangster verkleiden, mit einer täuschend echt aussehenden Spielzeugknarre. Bestimmt würden sie auf der Fete ein
umwerfendes Gaunerpärchen à la Bonnie und Clyde abgeben.
Während sie ihr Spiegelbild betrachtete, entschied sie, dass sie das Ganze noch mit einem bisschen Schmuck aufpeppen sollte. Da sie selbst nichts Passendes besaß, ging sie ins elterliche Schlafzimmer. Ihre Mutter besaß jede Menge Schmuck – wertvolle Geschenke, darunter auch einige Erbstücke. Auf dem Toilettentisch standen zwei lederbezogene Kästen, in denen Jenny Ringe, Ohrringe, Ketten und Armbänder aufbewahrte. Mit Perlen, Brillanten und anderen Edelsteinen, wovon das meiste ihr verstorbener Großvater Liam kreiert hatte.
Sie durchwühlte die erste Schatulle, verstreute die Preziosen auf der Glasplatte des Toilettentischs, fand jedoch nichts, was für den Anlass infrage gekommen wäre. Sie setzte sich auf das Doppelbett, öffnete das zweite, größere Behältnis, das ihre Mutter extra hatte anfertigen lassen. Ihre Mum war ein Ordnungsfanatiker. Es gab ein Fach für Ringe, eins für Ohrringe, für Armbänder und so fort und einen ausklappbaren Teil, der ältere Stücke enthüllte: Broschen und Anstecknadeln, aber auch ein kleines blaues Samtkästchen.
Ihre Finger glitten über das funkelnde Inventar, und sie seufzte frustriert auf. Das Einzige, was ihr bislang gefiel, waren die tropfenförmig gearbeiteten
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