Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Gleichgewichte gekommene Blöcke von Quarz und Granit polterten springend die Abhänge herunter und brachen oder zerschmetterten die Bäume auf ihrem Wege. Es hatte auch einmal nicht viel gefehlt, daß einer der Karren samt dem Gespann einem solchen Absturze schwerer Steinmassen zum Opfer gefallen wäre.
    Die an den nächsten zwei Tagen zurückzulegenden, übrigens keineswegs langen Wegstrecken verursachten recht ernste Beschwerden. Das hatte Verzögerungen zur Folge, gegen die Ben Raddle herzhaft wetterte, während Summy Skim sie mit der Ruhe des Philosophen hinnahm.
    Ihn lockte das gleißende Gold ja nicht. Da er hatte darauf verzichten müssen, mildere Klimate aufzusuchen, so galt es ihm gleich, seine Zeit auf einer Reise oder anderswie zu verbringen. Übrigens mußte er sich wohl oder übel gestehen, daß er sich hier vorläufig ganz glücklich fühlte.
    »Er ist erstaunlich, dieser Ben, sagte Summy wiederholt zu Jane Edgerton. Der reine Tollkopf!
    – Keineswegs, widersprach ihm Jane, er hat nur große Eile, weiter nichts.
    – Eile? erwiderte Summy. Warum denn Eile?… Er verdirbt sich immer die Gegenwart mit seiner Sorge für das Morgen. Ich will aber meines Lebens froh werden und nehme die Dinge, wie sie eben kommen.
    – Ja, Herr Raddle hat dagegen einen bestimmten Zweck im Auge. Er zieht gerade auf den Golden Mount zu; der Weg, um diesen zu erreichen, ist für ihn nur ein Mittel, das ihn nicht interessiert.
    – Der Golden Mount – wenn’s den überhaupt gibt – erwiderte Summy, wird aber in vierzehn Tagen noch an derselben Stelle sein wie nach achten. Ich hoffe übrigens sehr, daß wir uns in Fort Macpherson einmal eine wohlverdiente Rast gönnen. Nach einem solchen ewigen Trab sehnt man sich danach, die Glieder einmal wieder in einem Bette auszustrecken.
    – Wenn es in Fort Macpherson überhaupt Gasthäuser gibt!«
    Der darüber befragte Scout erklärte, daß das nicht der Fall wäre.
    »Fort Macpherson, sagte er, ist nur ein befestigter Posten für die Angestellten der Pelzhandelsgesellschaft. Zimmer sind darin allerdings vorhanden.
    – Na, wo es Zimmer gibt, wird es wohl auch Betten geben, meinte Summy Skim, und ich wäre wahrlich nicht böse darüber, meine Beine darin zwei bis drei ruhige Nächte hindurch ausstrecken zu können.
    – Erst heißt’s aber, dort anzukommen, unterbrach ihn Ben Raddle, und dazu darf nicht unnötig Halt gemacht werden.«
    Die Karawane zog also so schnell weiter, wie es die Windungen und die Hindernisse der Engpässe erlaubten. Trotz allem Drängen Ben Raddles dauerte es doch fast eine Woche, ehe die Reisegesellschaft durch die Berggegend gekommen und am Peel River eingetroffen war.
    Erst am Nachmittage des 21. Mai wurde dieser erreicht und unverzüglich überschritt man den wichtigen Nebenfluß des Mackensie, und zwar mit Hilfe der letzten Schollen des Eisgangs, die ihn noch erfüllten. Vor Eintritt der Nacht waren die Menschen und alles Material nach dem rechten Ufer befördert, wo nun unter dem Gezweig großer Seesichten das Nachtlager aufgeschlagen wurde. Sobald die Zelte aufgestellt waren, beschäftigte man sich mit dem stets ungeduldig erwarteten Abendessen.
    Es war jedoch bestimmt, daß der Tag nicht ohne einen dramatischen Zwischenfall schließen sollte. Kaum hatten sich alle unter den Bäumen häuslich eingerichtet, als einer der Kanadier, der ein Stück am Flusse hinuntergegangen war, eiligen Laufes und mit furchtverzerrten Zügen zurückkam.
    »Achtung!… Achtung!« rief er, sobald er sich in Hörweite befand.
    Alles sprang bunt durcheinander auf. Nur Summy bewahrte als leidenschaftlicher Jäger genug Kaltblütigkeit, gleich nach seinem Gewehr zu greifen.
    In einem Augenblicke stand er bereit, Feuer zu geben.
    »Indianer? fragte er.
    – Nein, antwortete der Scout, hier handelt sich’s um Bären.«
    Wirklich hatte sich ein Trio von mächtigen Bären dem Fliehenden an die Fersen geheftet, die allerdings furchterweckend genug aussahen und zu der Art der Grislibären gehörten, die so zahlreich in den Schluchten der Felsengebirge hausen.
    Trieb diese Bären jetzt etwa der Hunger? Das war wahrscheinlich, wenigstens nach ihrem furchtbaren Brummen zu urteilen, das alle Zugtiere so erschreckte, daß sie durchgehen wollten.
    Das verschlimmerte noch die allgemeine Verwirrung und die drei Bären erschienen schon im Lager, ehe dessen Insassen einigermaßen zu seiner Verteidigung gerüstet waren.
    In der ersten Reihe der Bedrängten befand sich zufällig Jane

Weitere Kostenlose Bücher