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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
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Regenwaldes am schlimmsten ist. Die Rodungen nehmen ein erschreckendes Ausmaß an, und die Bäume fallen, als ob sie von einer Raupe gefressen würden. Rauchsäulen steigen von den überall glühenden Meilern der Köhler in den Himmel. Diese zerlegen die geschlagenen Bäume an Ort und Stelle. Das brauchbare Holz zerteilen sie in etwa zwei Meter lange Stücke und schichten diese senkrecht stehend zu kompakten Kegeln auf. Bis zu 15 Tage kann es dauern, bis ein Stapel fertig ist. Das Holz decken die Köhler mit Erde ab, sodass kleine Hügel entstehen. In die Mitte der Stapel, dort wo sie einen Hohlraum gelassen haben, werfen sie den Zünder. Mit nur wenig Luftzufuhr kokeln die Haufen dann mindestens einen Tag lang. Ein guter Köhler arbeitet sorgfältig und planiert den Boden, auf dem er seinen Meiler anlegen will. Er sägt oder hackt das Holz in gleich lange Stücke, die bis zu zwei Meter lang sein können. Anschließend stapelt er die Scheite gewissenhaft aufeinander und füllt die Lücken zwischen ihnen mit kleinen Ästen auf. Das sorgt dafür, dass möglichst wenig Sauerstoff den Brand anfacht und das wertvolle Brennmaterial nicht in Flammen aufgeht. Auf das Holz legt dieser Köhler vielleicht getrocknete Blätter. Die sollen verhindern, dass sich die Erde, die schließlich die äußere Hülle des Meilers bildet, mit dem Holz vermischt und das Endprodukt verunreinigt. Vielleicht sorgt er auch mit Stöcken dafür, dass die Deckerde etwas Abstand zum Holz hat, damit innerhalb des Meilers eine gute Zirkulation möglich ist. All das tun aber nur gute Köhler, die wissen, was nötig ist, um eine möglichst große Kohleausbeute zu erzielen. Die meisten haben allerdings keine Ahnung davon und häufen Holzstöße auf, die sie mit Erde abdecken und anzünden. Sie müssen schnell arbeiten, denn immer laufen sie Gefahr, von den Rangern entdeckt zu werden. Die meisten der Gelegen heitsköhler bestellen ansonsten nur ein kleines Feld, das die Familie nicht ernährt. Die Holzkohle verkaufen sie, um sich Nahrung und Kleidung leisten zu können. Ist der Meiler ein mal erfolgreich angezündet, verglühen in der Hitze des Schwelbrandes die leicht flüchtigen Bestandteile des Holzes, und die kohlenstoffreiche Holzkohle bleibt übrig – ein Brenn material mit hoher Energiedichte.
    Die gut organisierten Holzfäller hingegen rücken gleich mit Kettensägen an. Ihre Meiler sind größer und effektiver als die der einfachen Bauern. Bezogen auf das Gewicht des Holzes bleibt bei ihnen etwa ein Viertel der Masse erhalten. Die kleineren Meiler von Bauern oder Gelegenheitsköhlern erreichen hingegen lediglich zehn Prozent. Maximal 50 Prozent der Energie, die in dem verwendeten Holz steckt, bleibt so in der Holzkohle erhalten. Das harte Holz der wild wachsenden Bäume ist ein guter Energielieferant. So werden aus einem Baum bis zu 50 Säcke Holzkohle. Jeder Sack wiegt etwa 45 Kilogramm und wird in Goma für bis zu 30 Dollar gehandelt.
    Etwa eine Million Menschen leben in der Region, die alle kochen wollen und dazu fast ausschließlich Holzkohle benutzen. Etwa 100 000 Säcke verheizen sie pro Monat. Das ist ein prima Geschäft, an der eine Mafia gut verdient. So setzt diese jährlich 38 Millionen Dollar mit der Holzkohle um.
    Paulin deutet auf die Stellen, wo die Abholzung am schlimmsten ist. Dort wird die Holzkohle gemacht, aber verbraucht wird sie dort, wohin sein Finger dann zeigt – auf Goma. Der einzige Weg, auf dem solche Massen transportiert werden können, ist die Straße, die von Rutshuru nach Goma führt und auch den Nationalpark durchschneidet. Robert blickt Paulin an. Es ist klar, das ist die Hauptschlagader des illegalen Geschäfts. Das ist der neuralgische Punkt, an dem sie die Kriminellen empfindlich treffen können. Sie werden eine Kontrollstelle einrichten und die Holzkohlelaster abfangen. Die Sperre wird bei Kibati sein, wenige Kilometer nördlich von Goma. Diese kleine Siedlung ist durch die Flüchtlinge gewaltig angewachsen. So leben dort mittlerweile mehr als 25 000 Menschen, einige in Hütten, viele in Zelten der Hilfsorganisationen. Hier muss jeder vorbei, der Waren transportiert. Hier können sie einen Großteil der Holzkohle, die in die Stadt gebracht werden soll, abfangen.
    Schon bald stellt sich aber heraus, dass mehr als Gewehre und ein Schlagbaum dazu gehören, einen solchen Kontrollpunkt zu betreiben. Die Ranger haben zwei Löcher links und rechts der Piste bei Kibati ausgehoben. Darin haben sie Astgabeln

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