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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
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befestigt, die als Auflage für eine Stange dienen. Mit dieser sperren sie die Straße. Zum Öffnen dreht ein Ranger die Stange einfach zur Seite. Wie ein Torflügel öffnet sich dann die Sperre oder schließt sich wieder. Leider löst sich der Ast, auf dem der Schlagbaum wie in einem Scharnier ruht, immer wieder aus seiner Verankerung. Erst als die Ranger zusätzlich Steine zur Befestigung verwenden, hält das Provisorium.
    Technische Schwierigkeiten sind allerdings das geringste Problem der Holzkohlefahnder. Sie haben keinerlei Erfahrung, wie man einen solchen Kontrollposten organisiert. Und so kommt es zu Chaos und einem Verkehrsinfarkt. Die Ranger stoppen alle Fahrzeuge, die in Richtung Goma fahren. Schnell bildet sich ein unüberschaubarer Stau. Pkw, Lkw, Mopeds und Chukudus reihen sich hintereinander. Hupen ertönen, Geschrei. Alle beschimpfen die Ranger. Der Tumult droht zu eskalieren. Da lenken die Ranger ein, weil es zu gefährlich wird. Wenn die Menge erst einmal in Fahrt gekommen ist, hält sie nichts mehr auf. Die Nerven der Menschen sind ohnehin angespannt. Hunger, Armut, harte Arbeit, Kriminalität und Gewalt zermürben auf Dauer auch das gefestigtste Gemüt. Vermeintlich geringfügige Gründe reichen, damit die gepeinigten Menschen die Kontrolle verlieren und ihrem Zorn mit Gewalt Luft machen.
    Nach den Erfahrungen vom Vortag machen es die Ranger beim zweiten Anlauf besser. Sie haben gelernt, dass sie nicht alle Fahrzeuge anhalten dürfen. Jetzt winken sie einzelne Laster heraus, um ihre Ladung zu kontrollieren. Der Rest darf passieren. Die Überprüfung kann lange dauern. Auf den Ladeflächen der Lkw türmen sich schwere Säcke mit Gemüse und Kartoffeln. Darüber haben die Menschen, denen die Ernte gehört, meist große Planen gelegt. Obendrauf sitzen die Bauern. Wenn ein Ranger einen Lkw stoppt, regt sich erst einmal Unmut unter den Passagieren. Nur widerwillig springen die Leute vom Wagen, entfernen die Planen und zeigen, was sie geladen haben.
    Es dauert nicht lange, da tauchen auch die ersten Säcke mit Holzkohle auf. Sie sind schwer, ein eindeutiges Indiz dafür, dass die Holzkohle nicht aus Eukalyptus gemacht worden ist. Die Ranger beschlagnahmen schon am ersten Tag 30 Säcke. Die Besitzer wehren sich nicht. Sie murren nur, sind letztlich aber froh, dass sie nicht auch noch verhaftet werden. Doch am Abend steht Robert vor dem Stapel beschlagnahmter Ware und kratzt sich am Kopf. Wohin damit?An der Sperre können sie die Säcke nicht lassen, da das zu gefährlich wäre. Die verlockende Beute würde Kriminelle aus der ganzen Gegend anziehen. Außerdem kann man nicht ausschließen, dass die Köhler selbst versuchen, ihr Gut zurückzuholen. Der Laster, auf den die Ranger die Säcke gewuchtet haben, ächzt unter dem Gewicht. Seine ausgeleierten Federn lassen ihn schwankend wie einen betrunkenen Elefanten über die Pisten holpern. Schlussendlich machen sie sich auf den Weg zu Roberts Haus. Das ist die einzige Lösung, die ihm eingefallen ist. Er wird die Säcke vorerst in seinem Garten lagern.
    Der mit Holzkohle schwer beladene Lkw, das Abladen und die singenden, schuftenden Männer werden zum Schauspiel für die ganze Nachbarschaft. Wer kann, sieht sich diese Sensation an. Beschlagnahmte Holzkohle. Unter die Schaulustigen mischen sich auch Soldaten, die weniger freundlich zuschauen.
    In den kommenden Tagen stapeln sich immer mehr Säcke im Garten. Es ist ein richtiger kleiner Hügel aus verpackter Holzkohle entstanden. Robert versieht die Mauer, die sein Grundstück umgibt, mit Stacheldraht. Denn der Wert, den die Holzkohle darstellt, macht Gesindel auf sein Haus aufmerksam. Mit jedem Sack steigt die Gefahr eines Überfalls. Die Menschen in Goma haben gelernt, dass morgen schon alles vorbei sein kann. Wenn du kannst, dann greife zu, nimm, so viel du kriegen kannst. Greife zu, solange du kannst. So sicherst du dein Überleben.
    Robert wird klar, dass er die Holzkohle nicht auf Dauer bei sich lagern kann. Aber Paulin hat die entscheidende Idee: Sie werden den Brennstoff an die Flüchtlinge verteilen, die in den Camps der Hilfsorganisationen leben. Sie sind zwar Teil des Problems, weil sie die Nachfrage nach Holzkohle schüren. Aber die beschlagnahmte Ware wird nicht wieder zu Bäumen werden, auch wenn sie noch so lange gelagert wird. Es ist besser, den Energiehunger der Flüchtlinge zu stillen. So verdient die Holzkohlemafia wenigstens nicht auch noch daran.
    Doch nach einigen Wochen versiegt der

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