Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
mühsam, teilweise über Jahre, erlernen. Eine archäologische Untersuchung der Orte, an denen die Schimpansen regelmäßig Nüsse knacken, brachte Steinwerkzeuge zutage, die etwa 4 300 Jahre alt sind. Obwohl von frei lebenden Gorillas derlei komplexe Verhaltensweisen nicht bekannt sind, zeigt die erstaunlich geschickte, Nüsse zerlegende Itebero – ein Grauergorilla –, dass die Affen grundsätzlich dazu in der Lage sind.
So geheimnisvoll die evolutionäre Entwicklung der Intelligenz erscheinen mag, so eindeutig ist es, dass sie sich vor dem Hintergrund einer komplexen und teilweise feindlichen, zumindest unwirtlichen Umwelt abspielte. Ein wichtiger Teil dieser Umwelt ist und war die Artenvielfalt. Biologen auf der ganzen Welt haben erst damit begonnen, diese zu erforschen. Schätzungsweise ist bislang mit etwa 1,2 Millionen Arten erst ein Bruchteil aller Spezies beschrieben, wobei sich selbst heutige Wissenschaftler bislang vergeblich um eine allgemeingültige Definition des Begriffs Art bemühen. Eine Methode, verschiedene Spezies voneinander zu trennen, beruht auf ihrer Morphologie – so, als wenn man die Teile eines Werkzeugkastens aufgrund ihrer äußerlich sichtbaren Merkmale einteilen würde, zum Beispiel jene, die nur aus Metall bestehen, solche mit Kunststoff- oder Holzteilen und so weiter.
Im Prinzip ging Carl von Linné, der Vater der modernen Taxonomie, also der Wissenschaft von der verwandtschaftlichen Einteilung aller Lebewesen, im 18. Jahrhundert so vor. Der Schwede untersuchte Pflanzen und Tiere genau und setzte sie anhand ihrer äußerlichen Merkmale in Verwandtschaftsbeziehungen. Gleichzeitig gab er jeder Spezies, die er katalogisierte, einen Doppelnamen nach einem einheitlichen System. Quasi als Vorname diente die meist lateinische Bezeichnung der Gattung, im Falle der Gorillas also Gorilla . Als Nachname stellte er dann einen weiteren, die Art genauer bestimmenden Begriff dazu – für den Östlichen Gorilla zum Beispiel beringei , sodass die korrekte Benennung dieser Art Gorilla beringei lautet. Weitere Suffixe bezeichnen verschiedene Unterarten – beispielsweise Gorilla beringei beringei für den Berggorilla.
Die Gesamtzahl aller Spezies beziffern jüngste Schätzungen auf mindestens 8,7 Millionen. Nach diesen würden noch etwa 86 Prozent aller Landlebewesen und sogar 91 Prozent der Bewohner der Ozeane einer wissenschaftlichen Einordnung harren. Trotz dieser Artenfülle repräsentieren die derzeit den Planeten Erde bevölkernden Pflanzen und Tiere nur ein bis drei Prozent aller Arten, die jemals existiert haben. Der Rest ist ausgestorben, wobei aussterben eine missverständliche Formulierung ist, da sie den tatsächlichen Tod aller Individuen einer Art suggeriert. Häufig hat sich aber zumindest ein Teil einer Population weiterentwickelt und beispielsweise den Rest ihrer Artgenossen dermaßen überflügelt, dass die ursprüngliche Art zwar verschwindet, ihre Nachfahren aber als neue Spezies weiterleben. Ohne diese ununterbrochene Fortführung von Erblinien könnte es so etwas wie die heutige Artenfülle und die Evolution überhaupt nicht geben.
Naturgemäß beeinflussen Arten auch ihre Umwelt und stehen in mannigfaltigen Beziehungen zu anderen Lebewesen. Kaum eine andere Spezies hat es jedoch so umfassend wie der Mensch verstanden, ihren Lebensraum zu gestalten. Eine Folge seines Wirkens ist die fortschreitende Veränderung von Ökosystemen, sodass für viele daran angepasste Pflanzen und Tiere ein Überleben schwierig bis unmöglich wird. Von den knapp 60 000 Spezies, die in den Datenbanken der Weltnaturschutzunion, der International Union for Conservation of Nature (IUCN), gespeichert sind, gelten mehr als 19 000 als vom Aussterben bedroht. In diesem Fall meint Aussterben tatsächlich das physische Ende einer Art, also den Tod aller ihr angehörenden Individuen und damit die Kappung ihrer Erblinie. Unter den knapp 5 500 registrierten Säugetierarten gelten 78 als komplett oder zumindest in frei er Wildbahn ausgestorben, 191 befinden sich in kritischem Zustand, 447 sind bedroht und 496 ernsthaft gefährdet.
Auch die Populationen der nächsten Verwandten des Homo sapiens sind in ihrer Existenz bedroht. Die Biologie unterteilt sie in drei Gattungen: Orang-Utans, Gorillas und Schimpansen. Bis auf die Erstgenannten leben alle ausschließlich in den tropischen Wäldern Afrikas.
Bei Gorillas unterscheidet die Wissenschaft zwei Arten mit jeweils zwei Unterarten. Der Westliche Gorilla (
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