Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
niedergetrampelt und dann mit den Hörnern in hohem Bogen durch die Luft geschleudert hat. Gerade so ein Bursche wie der da war das gewesen. Mit diesen Geschöpfen ist nicht zu spaßen. Kabirizi spürt die Gefahr, die von dem mürrischen Tier ausgeht. Die beiden Kontrahenten stehen sich abwartend gegenüber. Schnaubend wittert der Büffel, und Kabirizi schlägt mit seiner rechten Faust auf die Erde. Der Büffel will seinen gewohnten Weg gehen. Da der nun ausgerechnet mitten durch Kabirizis Sippe führt, kann dieser ihm die Passage nicht erlauben. Der Silberrücken möchte sich nicht mit so einem furchterregenden Widersacher anlegen. Wenn es aber die Sicherheit seiner Gruppe fordert, dann wird er es tun.
Plötzlich fühlt der Gorillamann einen warmen Hauch an seinem Rücken. Er wagt nicht, sich umzudrehen, aber er ahnt, dass sich seine Sippe hinter ihm zusammengeschart hat. Die Masse ihrer Leiber strahlt Wärme aus. Kabirizi ahnt auch, dass Bageni darauf achtet, dass sie ihm nicht zu nahe auf den Pelz rücken. Sein Instinkt sagt dem Schwarzrücken, dass Kabirizi für den Fall einer Attacke durch den Büffel Bewegungsfreiheit braucht. Kabirizi sieht nicht, dass Rubiga, die sich zunächst weiter hinten aufgehalten hat, nun nach vorne drängt. Das erfahrene Weibchen erkennt die Situation, sie spürt die Aggression, die zwischen dem Büffel und dem Anführer der Sippe in der Luft vibriert. Unschlüssig bleibt sie stehen, um schließlich, leichte Knüffe verteilend, die Gruppe dazu zu bewegen, sich links und rechts im Unterholz zu verteilen. Die lauten Geräusche der durch das Gestrüpp stapfenden Gorillas verunsichern den Büffel. Nervös wedelt der Wiederkäuer mit seinem Schwanz hin und her. Immer wieder schüttelt er unwillig seinen Kopf mit den gefährlich gebogenen Hörnern. Kabirizi hört, dass seine Sippe weiter in den Wald vordringt und sich gleichzeitig an dem Störenfried vorbeibewegt. Dennoch lässt er ihn keine Sekunde aus den Augen. Solange nichts auf eine Bedrohung eines Mitgliedes seiner Gruppe hinweist, muss er nur die Stellung halten. Die anderen werden sich schon so weit zurückziehen, dass keine Gefahr mehr droht. Hinter Kabirizi steht nur noch Bageni. Besser, wenn auch er verschwände. Von der ausweichenden Gorillasippe ist immer weniger zu hören, weiter und weiter entfernt sie sich von dem mürrisch und trotzig auf dem Pfad verharrenden Büffel. Ein Konflikt lohnt jetzt nicht mehr.
Doch Kabirizi muss sich Luft verschaffen. Bevor er wie seine Familie im Wald verschwindet und ausweicht, richtet er sich auf und trommelt sich schnell und vehement gegen die Brust. Schließlich bricht er krachend durch ein Gebüsch. Der Büffel, erschrocken vor allem durch den hölzern klingenden Trommelwirbel, wirft seinen Kopf so heftig in die Höhe, dass der Schwung beinahe seinen gesamten Vorderkörper in die Luft reißt. Das jagt Bageni einen heftigen Schrecken ein. Blitzartig flüchtet er ins Dickicht. Die erhoffte Lehrstunde fällt aus. Als er die Gruppe im Wald erreicht, verkriecht er sich lange in einem Busch und zwirbelt zur Beruhigung die Haare seines Fells.
Auch Kabirizi bleibt für einige Zeit wie vom Erdboden verschluckt. Als er schließlich wieder auftaucht und gemächlich durch den Verband seiner Sippe schreitet, kommt ihm als Erste die kleine Serundori entgegen. Vor allen anderen weiß sie dem Vater zu schmeicheln und ihn in gute Laune zu versetzen, indem sie sich ihm ehrfürchtig und doch ein wenig verschmitzt dreinblickend nähert, nur um kurz bevor sie einen seiner starken Arme berührt, wie erschrocken über ihre Dreistigkeit mit weit aufgerissenen Augen und wie zu einem Schrei geöffneten Mund davonzulaufen. Bereits im nächsten Moment startet sie einen erneuten Anlauf, und das Ritual wiederholt sich. Serundori braucht nicht lange, um so die Stimmung des Vaters zu verbessern. Zufrieden setzt sich Kabirizi inmitten der Gruppe vor ein Bittermelonengestrüpp und greift sich eine der runzeligen, aber saftigen Früchte.
Einige Tage später wacht Kabirizi wieder zufrieden über seine Sippe. Rubiga und Nsekuye haben die Gruppe zu einer Stelle geführt, an der – ungewöhnlich genug in diesen Breiten – gleich mehrere der lorbeerartigen Bäume wachsen, deren gelbe reife Früchte immer ein Festmahl sind. Zwar sind sie klein und erreichen kaum die Größe einer Kirsche. Aber sie sind für Berggorillas eine seltene Abwechslung auf ihrem ansonsten meist aus grüner Kost bestehenden Speiseplan. Anders als
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