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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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anderen Fällen etwa verändert?«
    »Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass die Worte der Redner auf der Tribüne nie dieselben sind wie im Abdruck der Rede im Moniteur ? Nun, ebenso verhält es sich mit den Verhörprotokollen; der Wortlaut wird nicht verändert, sondern verschönert.«
    »Befassen wir uns mit Georges’ Worten.«

44
    Das Temple-Gefängnis
    Fouché reichte dem Ersten Konsul ein Papier, das dieser lebhaft ergriff; er überflog die ersten Fragen, die von Gesetz wegen vorgeschrieben sind, und begann bei der vierten Frage zu lesen.
     
    Frage: Seit wann halten Sie sich in Paris auf?
    Antwort: Seit fünf, sechs Monaten. Genauer kann ich es nicht sagen.
    F: Wo haben Sie gewohnt?
    A: Nirgends.
    F: In welcher Absicht sind Sie nach Paris gekommen?
    A: Um den Ersten Konsul zu überfallen.
    F: Mit dem Dolch?
    A: Nein, mit Waffen wie denen seiner Eskorte.
    F: Erklären Sie das bitte.
    A: Meine Offiziere und ich haben die Wachen Bonapartes gezählt, es sind dreißig; ich und neunundzwanzig der Meinen hätten Mann für Mann gegen sie gekämpft, nachdem wir auf den Champs-Élysées Seile gespannt hätten, um die Eskorte aufzuhalten, und sie mit vorgehaltener Pistole zum Kampf gezwungen hätten; und dann hätten wir auf die gute Sache und auf unseren Mut vertraut, und Gott hätte uns nicht im Stich gelassen.
    F: Wer hat Sie beauftragt, nach Frankreich zu kommen?
    A: Die Prinzen: Einer von ihnen hätte sich zu uns gesellt, sobald ich ihnen geschrieben hätte, dass ich mich in der Lage sähe, mein Ziel zu erreichen.
    F: Mit wem haben Sie in Paris verkehrt?
    A: Gestatten Sie mir, Ihnen die Antwort zu verweigern. Ich will die Zahl der Opfer nicht vergrößern.
    F: Hatte Pichegru etwas mit dem Plan Ihres Überfalls auf den Ersten Konsul zu tun?
    A: Nein. Er hat davon nie etwas wissen wollen.
    F: Aber angenommen, Ihr Vorhaben wäre Ihnen gelungen, hätte der Tod des Ersten Konsuls ihm dann für sein weiteres Handeln von Nutzen sein können?

    A: Das ist sein Geheimnis, nicht meines.
    F: Angenommen, der Überfall wäre Ihnen geglückt, was hätten Sie und Ihre Mitverschwörer dann unternommen?
    A: Wir hätten einen Bourbonen an die Stelle des Ersten Konsuls gesetzt. F: Und welcher Bourbone war dafür ausersehen?
    A: Louis-Stanislas-Xavier, vormalig Monsieur, Graf von Provence, den wir als Ludwig XVIII. anerkennen.
    F: Ihr Vorhaben war also in Übereinkunft mit den vormaligen französischen Prinzen ersonnen worden und wäre unter deren Mitwisserschaft ausgeführt worden?
    A: Ja, Citoyen Richter.
    F: Sie haben sich also mit den vormaligen Prinzen verständigt.
    A: Ja, Citoyen Richter.
    F: Wer war für die Finanzierung und die Bewaffnung zuständig?
    A: Das Geld besaß ich seit Langem. Nur die Waffen fehlten mir.
     
    Bonaparte wendete das Blatt Papier um. Die andere Seite war leer, das Verhör war beendet.
    »Was für eine absurde Idee«, sagte er, »mich mit einer Anzahl von Männern anzugreifen, die meiner Eskorte entspricht!«
    »Beschweren Sie sich nicht!«, sagte Fouché mit spöttischem Lachen. »Man wollte Sie nicht niedermetzeln, sondern nur umbringen. Eine Art von Schlacht der Dreißig, ein Duell im Stil des Mittelalters mit Sekundanten.«
    »Ein Duell mit Georges?«
    »Sie waren doch bereit, sich ohne Sekundanten mit Moreau zu schlagen.«
    »Moreau ist Moreau, Monsieur Fouché, ein großer General, ein Städtebezwinger, ein Sieger. Sein Rückzug aus dem tiefsten Deutschland zur Grenze Frankreichs hat ihn zu einem zweiten Xenophon geadelt. Seine Schlacht von Hohenlinden hat ihn Hoche und Pichegru gleichgestellt, während Georges nichts als ein Räuberhauptmann ist, eine Art royalistischer Spartakus, ein Mann, gegen den man sich wehrt... mit dem man sich aber nicht duelliert: Vergessen Sie das bitte nicht, Monsieur.«
    Und Bonaparte erhob sich, um Fouché anzudeuten, dass die Arbeit beendet sei.

    Die zwei schrecklichen Neuigkeiten von der Hinrichtung des Herzogs von Enghien und von Pichegrus Selbstmord überraschten Paris innerhalb weniger Tage, und es steht außer Frage, dass die grausame Exekution des Herzogs den Selbstmord Pichegrus erst recht unglaubwürdig erscheinen ließ.
    Insbesondere im Temple-Gefängnis hatte die Nachricht unter den politischen Gefangenen eine niederschmetternde Wirkung, und es erfüllte sich, was Réal Savary am Bett des Toten prophezeit hatte: »Wir werden den Selbstmord des Generals über jeden Zweifel hinaus beweisen können und doch die Gerüchte nicht unterbinden können, wir hätten

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