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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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bildeten sie einen Kreis um ihn und warteten darauf, dass er gnädig das Wort an sie richtete, und dann baten sie ihn untertänig, ihnen von seinen militärischen Großtaten zu erzählen, die ihn zum Rivalen Bonapartes gemacht und weit über alle anderen Generäle gestellt hatten. Niemand bezweifelte, dass sie gehorcht und die Tore des Gefängnisses für ihn geöffnet hätten, hätte er ihre Hilfe verlangt; im Übrigen waltete auch ihm gegenüber Milde wie in allen anderen Fällen, er durfte Frau und Sohn sehen, und die junge Mutter kam jeden Tag mit dem Kind. Hin und wieder brachte man Moreau den hervorragenden Wein von Clos-Vougeot, und er teilte ihn an alle Kranken aus und bisweilen sogar an jene, die gar nicht krank waren. Es muss nicht eigens gesagt werden, dass Barren- und Ballspieler, wenn sie sich erhitzt hatten, als Kranke betrachtet wurden und ihr Glas Clos-Vougeot erhielten. Was Georges und seine Gefährten von den anderen Gefängnisinsassen unterschied, war ihre Fröhlichkeit und Unbekümmertheit; sie betrieben ihre Spiele so lärmend wie eine Horde Schuljungen; unter ihnen gab es zwei der schönsten und elegantesten Männer von ganz Paris: Coster Saint-Victor und Roger, genannt Loiseau. Eines Tages, als Letzterer sich beim Barrenspiel erhitzt hatte, legte er seine Krawatte ab. »Weißt du eigentlich«, sagte Saint-Victor zu ihm, »dass du den Hals eines wahren Antinoos hast, mein Lieber?«
    »Pah!«, entgegnete Roger, »dazu musst du mir nicht mehr gratulieren, in acht Tagen wird er durchgeschnitten.«
    Schon bald war alles vorbereitet, damit die Angeklagten vor Gericht erscheinen konnten und die Verhandlung eröffnet werden konnte. Die Zahl der Angeklagten belief sich auf siebenundfünfzig Personen, und sie wurden benachrichtigt, dass sie sich bereithalten sollten, in die Conciergerie verlegt zu werden.
    Die Haft nahm einen völlig neuen Aspekt an. Voller Begeisterung, sich dem Ende einer Gefangenschaft zu nähern, das für manche mit dem Ende des Lebens gleichbedeutend war, sangen alle lauthals, während sie ihre Koffer packten und ihre Sachen zusammenschnürten; die einen sangen, die anderen pfiffen, und alle betäubten sich, so gut sie konnten; Nachdenklichkeit und Kummer überließen sie denen, die im Temple-Gefängnis blieben.

45
    Das Gericht
    Georges Cadoudal, der nicht nur der Fröhlichste – sagen wir ruhig: der Verrückteste – unter allen Gefangenen gewesen war, der sich in allen Spielen hervorgetan und neue erfunden hatte, wenn die bekannten Spiele fade wurden, Cadoudal, der die phantastischsten Geschichten erzählt hatte, der am geistreichsten und beißendsten das neue Imperium verspottet hatte, das auf den Trümmern des Throns Ludwigs XVI. errichtet wurde, der mit so munteren Versen die dahinschwindende Republik besungen hatte, dieser Cadoudal spielte nicht mehr, lachte nicht mehr und sang nicht mehr, als er sah, dass die Stunde gekommen war, da er tatsächlich mit seinem Leben würde bezahlen müssen; er setzte sich in einen Winkel des Gartens, sammelte seine Adjutanten und seine Offiziere um sich und sagte in zärtlichem und zugleich entschiedenem Ton zu ihnen: »Meine tapferen Freunde, meine lieben Kinder, bis heute war ich euch ein Muster an Sorglosigkeit und Frohsinn; lasst mich euch raten, vor dem Gericht alle Ruhe, alle Kaltblütigkeit, alle Würde zu zeigen, die euch zu Gebote stehen; ihr werdet vor Männern auftreten, die sich das Recht anmaßen, über eure Freiheit zu entscheiden, über eure Ehre, über euer Leben; vor allem rate ich euch, niemals unüberlegt, verärgert oder arrogant auf die Fragen zu antworten, die eure Richter euch stellen werden; antwortet ohne Furcht, ohne Besorgnis und ohne Schüchternheit; betrachtet euch als die Richter über eure Richter; und wenn ihr euch aus eigener Kraft nicht stark genug wähnt, dann denkt daran, dass ich bei euch bin und dass mein Schicksal sich von dem euren nicht unterscheiden wird; wenn ihr leben werdet, werde ich leben, und wenn ihr sterben werdet, werde ich sterben.
    Seid sanftmütig, nachsichtig und brüderlich untereinander; lasst es an Zuneigung und Rücksichtnahme nicht fehlen; macht euch untereinander keine Vorwürfe, den anderen in Gefahr gebracht zu haben; möge jeder von euch sich seinem eigenen Tod stellen und ihn würdig sterben!
    Bevor ihr dieses Gefängnis verlasst, wurdet ihr dort auf verschiedene Weise behandelt; die einen waren freundlich zu euch, die anderen grob, die einen nannten euch Freunde, die anderen

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