Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
beizuwohnen und ihn jeden Abend davon zu unterrichten, was tagsüber vor Gericht verhandelt worden war.
    Nun, da der Herzog von Enghien füsiliert und Pichegru erdrosselt war, wünschte Bonaparte vor allem eines: dass Moreau schuldig erklärt und verurteilt wurde, damit er, Bonaparte, ihn begnadigen konnte; er nahm deshalb sogar Verbindung zu einzelnen Richtern auf, denen er mitteilen ließ, er wünsche Moreaus Aburteilung nur, um ihn begnadigen zu können, doch mit diesen Einflüsterungsversuchen hatte es ein Ende, als der Richter Clavier auf die Beteuerungen der Begnadigung Moreaus nach einer Verurteilung erwiderte: »Und wer wird uns begnadigen?«
    Man kann sich keine Vorstellung von den Menschenmassen machen,
die am ersten Verhandlungstag zum Justizpalast strömten; die vornehmste Gesellschaft von Paris wollte dem Gerichtsverfahren beiwohnen; der Verzicht auf Geschworene in diesem Verfahren bewies, welche Bedeutung das Regierungsoberhaupt dem Urteil beimaß. Um zehn Uhr vormittags machte die Menge Platz, damit die zwölf Richter des Tribunals in ihren roten Talaren das Gericht betreten konnten. Der große Saal war für das Verfahren vorgesehen, und die Richter nahmen schweigend Platz.
    Diese Richter waren Hémard, der Vorsitzende Richter, Martineau, zweiter Vorsitzender, Thuriot, von den Royalisten »Tueroi« genannt, Lecourbe, Bruder des Generals gleichen Namens, Clavier, der Urheber der mutigen Antwort, die wir weiter oben berichteten, Bourguignon, Dameu, Laguillaumie, Rigault, Selves und Grangeret-Desmaisons.
    Der Staatsanwalt hieß Gérard, der Gerichtsschreiber Frémyn.
    Acht Gerichtsdiener zählten zum Gerichtshof, und der Arzt des Temple-Gefängnisses, Souppé, sowie der Arzt der Conciergerie durften den Verhandlungen nicht fernbleiben.
    Der Vorsitzende ordnete an, die Gefangenen vorzuführen. Einer nach dem anderen traten sie zwischen zwei Gendarmen ein: Bouvet de Lozier kam gesenkten Hauptes herein, denn er wagte den Blick nicht zu jenen zu heben, die sein fehlgeschlagener Selbstmord verraten hatte. Alle anderen waren ernst und selbstbeherrscht.
    Moreau, der neben den anderen auf der Anklagebank saß, wirkte ruhig oder eher geistesabwesend; er trug einen langen dunkelblauen Gehrock von militärischem Zuschnitt, doch kein Abzeichen seines Rangs. Neben ihm saßen, durch Gendarmen voneinander getrennt, Lajolais, sein früherer Adjutant, und der junge und schöne Charles d’Hozier, der so erlesen gewandet war, dass man hätte meinen können, er hätte sich für einen Hofball angekleidet. Georges wiederum, den die Zuschauer einander als die interessanteste Persönlichkeit unter den Angeklagten zeigten, war leicht erkennbar an seinem riesigen Kopf, seinen mächtigen Schultern, seinem starren und hochmütigen Blick, der von einem Richter zum anderen wanderte, als wolle er sie herausfordern; neben ihm saßen Burban, der sich auf seinen kriegerischen Unternehmungen abwechselnd Malabry und Barco nannte, und Pierre Cadoudal, der ein Rind mit einem Faustschlag niederstrecken konnte und im ganzen Morbihan nur unter dem Namen Bras-de-Fer bekannt war. Die Brüder Polignac und der Marquis de Rivière saßen in der zweiten Reihe und zogen durch ihre Jugend und Eleganz die Blicke des Publikums auf sich. Doch sie schwanden zur Bedeutungslosigkeit
neben dem schönen Coster Saint-Victor, obwohl neben diesem Roger, genannt Loiseau, saß, der so wenig auf seinen Antinoos-Hals gab.
    Über Coster Saint-Victor wurde etwas gemunkelt, was ihn in den Augen der weiblichen Zuschauer besonders interessant machte: Es hieß, Bonaparte verfolge ihn auch aus Eifersucht, nicht militärischer Art wie bei Moreau, sondern in Liebesdingen; es hieß, Bonaparte und er seien sich im Schlafzimmer einer der schönsten und berühmtesten Schauspielerinnen jener Zeit in die Quere gekommen und Coster Saint-Victor habe so getan, als erkenne er den Ersten Konsul nicht, und sei Sieger geblieben, nicht auf dem Schlachtfeld, sondern auf dem Feld der Liebe.
    Er hätte den Ersten Konsul damals ohne Weiteres töten können, doch er hatte Georges Cadoudal sein Wort gegeben, nur mit gleichen Waffen zu kämpfen, und hatte es gehalten.
    In der dritten Reihe schließlich saßen die wackeren Chouans, die aus Hingabe mitgemacht hatten, die ihr Leben aufs Spiel setzten, wenn sie scheiterten, und die, wenn sie Erfolg hatten, nichts anderes blieben als einfache Bauern.
    Unter den sechsundvierzig Angeklagten – so viele waren von den ursprünglich siebenundfünfzig

Weitere Kostenlose Bücher