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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Sinnen und verspürte neues Leben in ihren Adern, das ihren Puls schlagen ließ und ihre Wangen rötete, und sie dankte René für seine fürsorgliche Freundschaft.

    Die Nacht kam. Die beiden jungen Leute begaben sich auf die Veranda, wo sie ihren gewohnten Platz einnahmen. Als hätte sich alles verschworen, der armen Jane Frieden zu schenken, hatte es nie eine schönere Nacht gegeben, hatte nie ein leuchtenderer Himmel die Dunkelheit erhellt und die Nacht zu nichts weiter als dem Fehlen des Tageslichts verringert. Der Mond war nicht zu sehen, und die Sterne waren bewölkt, doch überall erstrahlte ein Licht, dessen Ursprung nicht zu erkennen war. Der Windhauch trug Wolken eines herben, durchdringenden und erregenden Parfums herbei, das die Nerven kitzelte, die Adern belebte, die Lunge weitete und den Organismus mit dem eigentümlichen Lebenselixier belebte, dessen Macht nur verstehen kann, wer die glühende Atmosphäre geatmet hat, der man nirgends als in Asien und besonders in Indien begegnet.
    René dachte, er hätte in seinen Gesprächen mit Jane alle Fragen und Antworten über die Wahrscheinlichkeit eines künftigen Lebens und über die Unsterblichkeit der Seele erschöpft.
    René war Pantheist; er glaubte an das Weiterbestehen der Materie, weil er wusste, dass ein Sandkorn unter Millionen Sandkörnern zerquetscht wird, aber nicht verschwindet; doch an die Seele glaubte René nicht, weil er sie noch nie in irgendeiner Gestalt zu sehen bekommen hatte und weil er an nichts glaubte, was man nicht sehen oder berühren kann.
    Bichat war vor Kurzem gestorben, nachdem er diese Frage behandelt und gelöst hatte; sein schönes Buch über Leben und Tod war während Renés Haft erschienen, und René hatte diese Widerlegung der Gedanken Galls und Spurzheims mit besonderer Aufmerksamkeit gelesen. Je länger er seine Theorie des Materialismus entwickelte, desto heftiger flossen die stillen Tränen aus Janes Augen und bildeten auf ihren Wangen zwei perlmuttfarbene Bäche.
    »René, Sie glauben also«, sagte sie, »dass wir uns ein für alle Mal trennen werden und einander niemals wiedersehen werden?«
    »Das will ich nicht behaupten, Jane«, erwiderte René. »Der Zufall hat uns ein erstes Mal zusammengeführt; Sie können nach Paris kommen, ich kann nach Indien zurückkehren, und der Zufall kann uns wieder zusammenbringen.«
    »Ich werde nie nach Frankreich reisen«, sagte Jane traurig, »und Sie werden nie nach Indien zurückkommen; unsere Herzen wurden in diesem Leben durch die Kraft Ihrer Liebe zu einer anderen Frau getrennt, und unsere Körper werden für alle Ewigkeit durch die undurchdringliche
Erde getrennt bleiben. Sie sagten vorhin, Sie glaubten an nichts, was man nicht sehen oder berühren kann, aber an Ihre Liebe zu Claire de Sourdis muss ich glauben, obwohl sie unsichtbar und unberührbar ist.«
    »Gewiss, aber der Gegenstand dieser Liebe ist berührbar und sichtbar. Ich glaube auch an Ihre Liebe zu mir, Jane, obwohl ich sie nicht sehen kann, denn sie umhüllt mich wie die Wolken, die in der Äneis die Götter verbergen.«
    »Sie haben recht, René«, sagte Jane, wischte sich die Augen mit ihrem Taschentuch und hielt es auf die Augen gedrückt. »René«, fuhr sie fort und erhob sich, »ich bin grausam und selbstsüchtig; ich quäle Sie mit meinem Unglück und mache Sie unglücklich. Bis morgen, René; morgen werden wir voneinander Abschied nehmen; schwächen Sie meine Seele nicht vor diesem entscheidenden Augenblick, denn ich werde all meine Kraft benötigen, so wie Sie vielleicht die Ihre.«
    »Gehen Sie in Ihr Zimmer zurück, Jane?«
    »Ja, ich muss mich im Gebet sammeln. Das Gebet ist keine Heilung, ich weiß, aber es betäubt wie das Opium. Sie müssen mir jedoch eines versprechen.«
    »Und das wäre, liebe Jane?«
    »Dass Sie nicht abreisen werden, ohne vorher Abschied von mir zu nehmen; ich brauche einen langen und tröstlichen Abschied; ich muss wie gewohnt an Ihrer Schulter einschlafen können, nur diesmal in der Gewissheit, nie wieder zu erwachen.«
    René verließ Jane fast gegen seinen Willen; er verspürte eine Vorahnung, die er sich nicht erklären konnte; er brachte Jane bis zu ihrer Zimmertür, hielt sie lange an seine Brust gedrückt und ging zu seinem Zimmer, wobei er mehrere Male innehielt, weil ihm war, als hätte Jane nach ihm gerufen. Als er sein Zimmer erreicht hatte, konnte er nicht einschlafen; ihm war zumute, als erwarte ihn ein großes Unglück.
    Er trat an das Fenster seines Zimmers in

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