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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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um der Armen wenigstens die Schmerzen zu lindern, wenn man ihr sonst nicht helfen kann?«
    »Ach! Denken Sie, ich hätte nicht jedermann gefragt, selbst den Unwissendsten? Alle haben mir gesagt, der Tod sei nicht schmerzhaft, aber unausweichlich. Sagen Sie ihr, lieber René, dass ich sie mit Ihnen nicht aus Gleichgültigkeit allein lasse, sondern weil ich ihre letzten Freuden nicht schmälern will.«
    Dann beugte sie sich abermals über ihre Schwester und küsste sie nochmals auf die Stirn, bevor sie auf Zehenspitzen den Raum verließ.
    Doch während Hélène sich entfernte, schlug Jane langsam die Augen auf; für einen Augenblick sah sie starr geradeaus, dann seufzte sie und sagte: »Oh, lieber René, was für einen schönen Traum habe ich eben geträumt! Ich sah, wie ich Sie jetzt vor mir sehe, einen schönen Engel aus dem Himmel, strahlend vor Licht, der an mein Bett kam und mich auf die Stirn küsste und zu mir sagte: ›Schwester, komm mit uns, wir warten auf dich!‹ Dann küsste er mich noch einmal und flog davon.«
    Ihr die Wahrheit zu sagen, wäre grausam gewesen, und René sagte nichts.
    »Aber nun, mein geliebter René«, fuhr Jane fort, »will ich Sie etwas fragen. Als mein Entschluss bereits gefasst war, Ihre Abreise nicht zu überleben, sahen Sie mich doch Edelsteine aussuchen und in einen Beutel stecken, nicht wahr?«
    »Ja, Jane, und ich wollte Sie fragen, was Sie da taten, aber ich dachte mir, diese Frage wäre indiskret.«
    »Ihre Zurückhaltung habe ich bemerkt«, sagte Jane, »aber da es noch nicht an der Zeit war, Ihnen zu enthüllen, was ich vorhatte, wollte ich nichts sagen.«

    »Der Beutel«, sagte René, »trug zwei handgestickte Initialen, ein C und ein S.«
    »Diese Buchstaben machten Sie nachdenklich, nicht wahr?«
    »Es sind die Initialen von Claire de Sourdis.«
    »In der Tat«, sagte Jane, »ist dieser kleine Beutel für meine Cousine Claire de Sourdis bestimmt. Wenn es eines Tages so weit sein wird, dass Napoleon Ihnen verzeiht, was Sie getan haben, und wenn es Ihnen gelingen wird, eine Position zu erlangen, die Ihrer würdig ist, wird Mademoiselle de Sourdis Ihre Frau werden; und dann werden Sie zu ihr sagen: ›In den Ländern des heißen Atems und der glühenden Leidenschaften begegnete ich zwei jungen Mädchen, meinen Cousinen; zuerst rettete ich ihnen die Ehre und dann das Leben; aus Ihrer Nähe verbannt, obwohl ich ohne Unterlass an Sie dachte, weihte ich ihnen mein Leben. Die eine der beiden, die Jüngere, war so unglücklich zu sterben; ich liebte sie zärtlich, aber mein Herz gehörte nicht ihr, sondern Ihnen. Sie starb an ihrer Liebe, denn es war eine Liebe von der Art, wie sie tötet, wenn sie nicht zum Leben befähigt; doch vor ihrem Tod nahm sie diesen Beutel, der zu ihrem Privatvermögen gehörte und der nun Edelsteine für drei Garnituren enthält: Rubine, Saphire und Smaragde; sie hat die Steine aus der zehnfachen Menge ausgewählt; sie hat Ihre Initialen eigenhändig auf den Beutel gestickt und hat ihn mir überreicht, als sie im Sterben lag, denn es ist ihr Hochzeitsgeschenk, ein Geschenk, das Sie nicht zurückweisen können, da die Hand, die es darbietet, aus dem Grab kommt. Seien Sie nicht eifersüchtig auf sie; ich habe sie nie geliebt, und auf Tote ist man nicht eifersüchtig.‹«
    René begann zu schluchzen. »Ach, Jane, schweigen Sie«, sagte er, »schweigen Sie.«
    »Jedes Mal, wenn Sie sie in einer der drei Garnituren sehen, werden Sie gezwungen sein, an mich zu denken.«
    »O Jane, Jane«, rief René, »wie können Sie denken, dass ich Sie jemals vergessen könnte?«
    »Ich bin durstig, geben Sie mir Wasser.«
    Das Bedürfnis zu trinken war der einzige Wunsch, den sie seit dem Morgen mehrmals geäußert hatte.
    René reichte ihr ein Glas Wasser, das sie gierig leerte.
    Janes Stirn umwölkte sich wieder; sie wurde zunehmend schwächer.
    »Hat sich denn niemand nach mir erkundigt?«, fragte sie. »Meine Schwester Hélène scheint sich meinem Wunsch, mit Ihnen allein zu bleiben, mehr als bereitwillig zu fügen.«

    Es bekümmerte René zu sehen, dass Jane Hélène allen Ernstes Gleichgültigkeit vorwarf, und er machte sich Vorwürfe, ihr Hélènes Besuch verschwiegen zu haben. »Machen Sie Ihrer Schwester keine Vorwürfe«, sagte er, »sie kam, als Sie schliefen.«
    »Oh!«, sagte Jane, und ein Lächeln trat auf ihr Gesicht. »Dann habe ich mich nicht getäuscht, sondern es war Hélène, die ich in meinem Traumgesicht sah und für einen Engel hielt. Liebe

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