Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
stumm und reglos der allgemeinen Trauer angeschlossen, als wäre ihnen das Hinscheiden des
jungen Mädchens bewusst oder als ahnten sie zumindest, welch großer Schmerz die Anwesenden bewegte.
Jane wurde in die Felsspalte gelegt, in der bereits Eva und der Vicomte de Sainte-Hermine ruhten; und wie bei primitiven Völkern beendete die Trauerfeierlichkeiten eine Mahlzeit, an der alle teilnahmen, auch die niedrigsten Sklaven der Niederlassung.
Nun, da Jane tot war, wollte René seine Abreise nicht länger hinausschieben, und am Tag nach dem Begräbnis kündigte er sie an. Ungeachtet aller Dienste, die er den Schwestern geleistet hatte, musste seine Anwesenheit Kummer und Trauer auslösen. Hélène wusste sehr wohl, dass Janes Liebe zu dem jungen Mann sie in den Tod getrieben hatte; da sie jedoch Renés Geschichte und seinen wahren Namen nicht kannte, konnte sie nicht umhin, ihn für den Tod ihrer Schwester verantwortlich zu machen. Unter ihren lebhaftesten Dankesbezeigungen erwähnte sie die Ausgaben, die René die Reise nach Birma gekostet haben musste, doch er lächelte nur und küsste ihr die Hand, so dass sie begriff, dass sie all das besser auf sich beruhen ließ. Als hätte sie das vorausgesehen, reichte sie René daraufhin eine Schatulle, die Jules angefertigt hatte und die mit Juwelen gefüllt war. René jedoch holte traurig den Beutel hervor, den Jane bestickt hatte, küsste ihn, öffnete ihn und zeigte Hélène den Inhalt.
Dann leerte er Hélènes Schatulle auf den Tisch, suchte den schönsten Saphir aus und sagte: »Stein der Trauer, er wird mir für einen Ring dienen, den ich nie ablegen werde.«
Hélène hielt René ihre Wangen hin.
»Oh«, sagte er, »das ist etwas anderes, das ist das Geschenk einer Schwester an ihren Bruder.«
Und er küsste sie.
Am nächsten Tag war alles für seinen Aufbruch bereit. Die Eskorte war dieselbe wie bei der Herreise. Nur die Elefanten, die Jane zu behalten gewünscht hatte, ließ René zurück, und als Sir James in der Hoffnung, mehr Glück zu haben als Hélène, ihren Preis erfragen wollte, sagte René: »Jane bat mich um die Elefanten, ich habe sie ihr geschenkt, und damit gehören sie Ihnen.«
Am Tag darauf wartete die Eskorte bei Tagesanbruch im Hof. Einen Augenblick lang fragte man sich, wo René stecken mochte; in seinem Zimmer war niemand anzutreffen. Man wollte sich schon auf die Suche
machen, als er aus der Kapelle trat: Er hatte den Rest der Nacht an Janes Sarg verbracht.
Einen letzten Besuch galt es den Elefanten Omar und Ali abzustatten, die zuerst glaubten, René wolle sie holen, um sie mitzunehmen, doch schnell begriffen, dass es sich so nicht verhielt, und da sie nicht weltgewandt genug waren, um ihren Schmerz zu verbergen, bezeigten sie ihn René mit den deutlichsten und ergreifendsten Zeichen.
Man trennte sich, wo man einander begegnet war. Sir James bestand darauf, René sein schönstes Manton-Gewehr zu schenken, der das Geschenk mit einer seiner Büchsen erwiderte. Hélène hatte ihm bereits das schönste Geschenk dargeboten, das in ihrer Macht lag, und ihm ihre Wangen zum Kuss gereicht.
Da keine Frauen zu der Eskorte zählten, konnte man sich für die Reise vom Land des Betels nach Pegu mit einem Zwischenhalt begnügen. Man wollte am Ufer des Sees übernachten und am nächsten Tag Pegu erreichen.
René und François bestiegen die kleinen birmanischen Pferde, die so erstaunlich zäh und ausdauernd sind; die Eskorte, die zu Fuß folgte, zeichnete sich durch fast noch größere Ausdauer aus.
Gegen Mittag wurde tief im Waldesinneren eine kurze Pause eingelegt, damit man der größten Hitze entging. René, den die drei Brüder reichlich mit Betel versehen hatten, gab seinen Männern eine ordentliche Portion davon und versprach ihnen gleiche Rationen für den Abend und den nächsten Tag.
Gegen fünf Uhr abends erreichten sie den See.
Kaum waren sie angekommen, konnten einige Neger und Inder der Versuchung nicht widerstehen, ein kühles Bad zu nehmen, obwohl Kaimane in allen Größen wie Baumstämme auf der Wasseroberfläche zu sehen waren; die Männer mussten nur ihren blauen Rock ablegen, der von der Taille bis zum Knie reicht, um sich in Badekleidung zu befinden.
Sie ließen ihre Schurze fallen und sprangen ins Wasser.
Unterdessen hielten René und François mit dem Gewehr in der Hand Wache und richteten den Blick abwechselnd auf den See und auf den dichten Wald, der an ihn grenzte.
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Die Rückkehr (2)
Mit einem Mal stieß einer
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