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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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der Neger einen Schrei aus und verschwand im Wasser; offensichtlich hatte ein Kaiman sich hinterrücks angeschlichen und den Bedauernswerten an einem Bein in die Tiefe gezogen.
    Die anderen schwammen eilig zum Ufer, als sie diesen Schrei des Entsetzens und der Todesangst vernahmen; in knappem Abstand zum letzten Schwimmenden wurde das Wasser von einem grauenerregenden Saurier aufgepeitscht, doch der Schwimmer verdoppelte angesichts der Gefahr seine Schnelligkeit und erreichte das Ufer unversehrt.
    Kaum hatte er sich dort aufgerichtet, sah man den Kopf des Kaimans aus dem Wasser auftauchen, und die Echse krallte sich mit beiden Vorderpfoten in den Erdboden; der Neger, der zehn Schritt Vorsprung hatte, rannte aus Leibeskräften auf René zu.
    »Ja, was ist denn los?«, rief René lachend.
    »Kaiman will machen lecker Essen aus mir«, erwiderte der Neger.
    Unterdessen war der Kaiman an Land gekrochen und schickte sich an, den Neger zu verfolgen, in ebenjener Absicht, die der Fliehende ihm unterstellte.
    »Oho!«, sagte René. »Greifen Kaimane Menschen auch außerhalb des Wassers an?«
    »So aussieht, Massa, vor allem, wenn schon gefressen Menschenfleisch; jetzt er kommt! Jetzt ihn jagen!«
    »Aber du hast doch gar keine Waffen«, sagte René.
    »Nix Waffen nötig«, sagte der Neger, und dann, an seine Gefährten gewendet: »Ich nix nötig Waffen; kommt ihr anderen, hier Baum, ist alles, was ich brauche.«
    Der Kaiman hatte nicht etwa den Rückzug angetreten, sondern innegehalten, als er sah, dass der Neger bei drei oder vier Tieren seiner Spezies Hilfe fand, und nun überlegte er offenbar, ob er sich weiter vorwagen solle.
    Der Neger kam so nahe an dem Kaiman vorbei, dass dieser in dem
Glauben, seine Beute wolle ihm die Arbeit abnehmen, sein riesiges Maul aufriss, aber die Kinnladen schlossen sich laut krachend, als schlügen zwei Bretter aufeinander: Er hatte nichts als Luft erwischt.
    Der Kaiman machte sich an die Verfolgung des Negers, die er mit gewaltigen Sprüngen abkürzte.
    Doch der Afrikaner hatte bereits den Baum erreicht, den er seinen Kameraden als Schauplatz für den letzten Akt des Scherzes bezeichnet hatte, den er sich mit dem Kaiman erlaubte.
    Es war höchste Zeit: Der Kaiman war keine zehn Schritt mehr hinter ihm. Der Neger nahm Anlauf und erkletterte den Baum mit der Gewandtheit eines Affen, der eine Stange erklimmt.
    René wähnte den Neger außer Gefahr, als er sah, dass der Kaiman sich wie eine Rieseneidechse an dem Baumstamm aufrichtete und nach dem Neger schnappen wollte.
    Der Neger rettete sich auf einen der waagerechten Äste des Baums. Der Kaiman, dessen Appetit durch die Verfolgung und die Erschwernisse der Jagd gewaltig geschärft war, wagte sich ebenfalls auf den Ast vor.
    Nun schien das Schicksal des Negers besiegelt zu sein, und alle Zuschauer begannen um sein Leben zu bangen, doch schon hielt er sich am Ende des Asts fest und sprang gewandt zu Boden.
    Sogleich liefen seine Freunde herbei, um ihm zu helfen; sie ergriffen den Ast und schüttelten ihn mit so kräftigen und abrupten Bewegungen, dass dem Kaiman trotz seiner niedrigen Stirn zu dämmern begann, dass er in der Falle saß.
    Und indem er verriet, wie unwohl ihm zumute war, gab er zu verstehen, dass er begriff, dass er nicht dafür geschaffen war, auf Bäume zu klettern; er legte sich flach auf den Ast, krallte sich mit allen vier Pfoten daran fest und versuchte, trotz der Stöße, die ihn erschütterten, sein Gleichgewicht zu wahren; zuletzt jedoch drehte er sich um den Ast wie ein lockerer Sattel um den Bauch des Pferdes und fiel zu Boden.
    Da er reglos liegen blieb, stürzten die Neger sich auf ihn: Er war auf den Kopf geprallt und hatte sich dabei die Halswirbel gebrochen.
    Eine Stunde später saßen die Männer der Eskorte um ein großes Feuer und aßen Kaimanfleisch, anstatt dass der Kaiman Menschenfleisch fraß.
    Die Nacht brach schnell herein. René befahl seinen Männern, Holz zu sammeln oder zu schlagen, damit ein großes Feuer entzündet werden konnte, das Reptilien, wilde Tiere und Kaimane fernhielt.
    Diese Vorsichtsmaßnahme war umso vernünftiger, als der Geruch des
Abendessens alle Freunde rohen oder gebratenen Fleisches unwiderstehlich anlocken musste.
    Innerhalb von zehn Minuten war genug Holz für die ganze Nacht gesammelt. René ließ aus diesem Holz eine Art Verschanzung errichten, die leicht zu entflammen war, wenn das Feuer an irgendeiner Stelle erlosch.
    Dann wurde der Betel verteilt, um für gute Laune zu

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