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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Wachtbank rollt.
    »Bereit zum Entern, Freunde, bereit zum Entern!«, ruft René abermals und springt als Erster auf den Bugspriet, während an die zehn Mann, von François angeführt, die Wanten entlangklettern, sich an den Schoten zum Bugspriet hinunterhangeln und ihrem Kapitän an Deck des gegnerischen Schiffs folgen.
    Die verblüfften Engländer fragen sich, woher diese Männer kommen, die wie vom Himmel fallen, als René mit donnernder Stimme auf Englisch befiehlt: »Geben Sie sich zu erkennen! Zeigen Sie Flagge!«
    Der erste Offizier des englischen Schiffs hebt den Arm, um die Ordre rückgängig zu machen, doch sein Arm fällt herunter, die Stimme versagt ihm den Dienst, denn eine Pistolenkugel hat seine Schläfen durchdrungen.
    Die englische Flagge wird gesetzt, und diesmal ruft René auf Französisch: »Stellt die Kampfhandlungen ein, Freunde, der Engländer hat sich ergeben.«
    Dann lauscht er: Stille überall.
    Man wartet ab, bis der Wind den dichten Rauchschleier lüftet, der die Schiffe voreinander verbirgt und nach und nach als Spirale um die Masten aufsteigt; die zwei englischen Schiffe ergeben sich, und nach einigen Minuten sieht René den französischen Kapitän, der auf dem Deck eines der gegnerischen Schiffe steht und den Fuß auf die englische Fahne gesetzt hat.
    Er hatte sich nicht getäuscht: Es war Surcouf.
    Beide stießen einen Freudenruf und einen Triumphruf aus; ihre ausgestreckten Hände konnten sich noch nicht berühren, doch die Namen, mit denen die Freunde einander begrüßten, bewiesen, dass sie einander erkannt hatten.

83
    Rückkehr zum Quai Chien-de-plomb
    Weder Surcouf noch René wagten zu Anfang, die gekaperten Schiffe zu verlassen; doch sobald alle Formalitäten erfüllt waren, die Offiziere ihr Wort gegeben hatten, François zum Kapitän der Louisa und Édeux, der erste Offizier Surcoufs, zum Kapitän des Dreimasters The Triton ernannt waren, ließen Surcouf und René Jollen zu Wasser, um den Freund zu besuchen.
    Auf halbem Weg begegneten sie sich. René sprang in Surcoufs Boot und in Surcoufs Arme.
    Sie vereinbarten, den ganzen Tag miteinander zu verbringen und abends miteinander zu speisen; nun rühmte jeder seinen Koch nach Leibeskräften, um dem Freund das Wasser im Mund zusammenlaufen zu lassen. Doch Surcouf befand, dass Renés Speisenkarte verlockender klinge als seine eigene, und man kam überein, an Bord der Runner of New York zu speisen.
    In wenigen Worten unterrichtete René Surcouf von seiner Reise nach Birma, berichtete ihm von den Jagdabenteuern, den Überfällen bei Tag und Nacht, den Kämpfen mit den malaiischen Piraten, dem Zweikampf mit der Riesenschlange und dem Tod der armen Jane, ohne näher auf die Todesumstände einzugehen, und zuletzt schilderte er seine Abreise aus dem Land des Betels, die Feuersbrunst im Wald und den Überfall der Kaimane und Tiger.
    Surcouf konnte vor Begeisterung kaum still sitzen. »Das ist das Schöne an einem Landgang«, sagte er, »man kann sich so recht nach Herzenslust vergnügen; ich hatte in der Zwischenzeit ein paar Handgemenge mit Engländern, die sich allesamt wie die Tölpel überwältigen ließen, aber heute hatte ich den Kopf im Rachen des Löwen stecken, bis die Vorsehung dich schickte, damit du ihm den Kiefer ausrenkst. Stell dir vor, ich war mit den beiden Engländern so beschäftigt, dass ich dein Kommen gar nicht bemerkt habe – und das, obwohl ich mich immer damit gebrüstet habe, die schärfsten Augen von allen Seefahrern aus Saint-Malo zu haben, Bretonen wie Normannen! Du kannst dir denken, mit welchem Erstaunen ich die Musik deiner Sechzehnergeschütze vernahm, als sie in das Orchester einstimmten. Aber du kannst dir auch denken, dass ich deine Stimme erkannt
habe, sobald ich sie hörte, selbst wenn du Englisch sprachst. Weißt du, was wir heute gekapert haben?«
    »Meiner Treu, nein!«, sagte René. »Ich habe nicht für die Prise gekämpft, sondern um dir zu Hilfe zu kommen.«
    »Ha, mein Lieber!«, rief Surcouf. »Wir haben eine Prise gemacht, mit der wir den ganzen Ozean vom Kap der Guten Hoffnung bis zum Kap Hoorn pfeffern könnten; Pfeffer für drei Millionen, von denen eine dir und deinen Leuten gehört.«
    »Und was soll ich mit einer Million anfangen? Du weißt, dass es mir nicht um deinen Pfeffer gegangen ist.«
    »Ja, und was ist mit deinen Männern? Du kannst die Million ablehnen, aber du kannst nicht den Anteil ablehnen, der achtzehn oder zwanzig armen Teufeln zusteht, die auf ihr Prisengeld zählen,

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