Der Henker von Lemgo
gekommen sehen und seine Truppen ebenfalls nach Bremen schicken
wird. Er ist Simons Erzfeind.«
»Und?« Ungläubig
lauschte Maria seinen Worten. »Was hat das alles mit uns zu tun? Komm lieber
wieder zu mir und überschütte mich mit deinen Küssen.« Sie ließ sich auf das
Laken zurückgleiten und räkelte sich verführerisch.
Hermann quälte sich
in die Hose. »Gern, meine Taube, aber zuvor muss ich zu deinem Vater. Dass Graf
Simon die Pässe mit Truppen besetzt hat, bedeutet, dass der Bischof seinen Weg
über die lippische Residenz nehmen wird. Schon allein, um für seine Truppen
Proviant und Ausrüstungsgegenstände zu fassen. Bernhard von Galen ist dafür
bekannt, dass er alles auf seinem Weg plündert und niederbrennt, und er wird
Lemgo nicht umgehen. Wir müssen so schnell wie möglich unser Hab und Gut in
Sicherheit bringen, bevor der Bischof in Lemgo einmarschiert.«
»Du machst mir
Angst, mein Liebster. Gott würde nicht wollen, dass unsere erst so kurze Zeit
des Glücks von Unheil überschattet wird, wo er mir doch endlich dich geschickt
hat. Aber vielleicht besteht ja noch Hoffnung. Von Galens Truppen scheinen noch
weit entfernt, und die Vieregge lügt, wenn sie nur den Mund aufmacht.«
»Keine Furcht, meine
Liebste. Schlafe ein wenig und träume von mir und unserer gemeinsamen Zukunft.
Wenn ich zurückkehre, habe ich die wichtigsten Vorkehrungen zu unser beider
Schutz getroffen, dann können wir uns auch wieder unserer Liebe zuwenden.«
Die Münstersche Invasion
»Berndken van Galen, de wert di halen.«
»Auuu! Du sollst
endlich deine Finger von mir nehmen.« Energisch schob Cothmann ihre Hände weg
und stülpte sich das Barett auf den Kopf. »Du scheinst vergessen zu haben, wen
du vor dir hast, Knochenhauerhure!«
»Aber warum
beschimpfst du mich, Liebster? Wer war es denn, dem du gar dein Leben zu
verdanken hattest, als die Rampendahlsche dich um ein Haar erschlug? Bin ich
dir nicht immer eine unterwürfige Dienerin gewesen?«
»Eben drum. Gleich
werden die Herren Kuckuck und Krieger hier eintreffen. Wenn du nicht
verschwindest, lasse ich dich von den Bütteln hinauswerfen!«
Maria Vieregge
unternahm erneut einen schwachen Versuch, sich ihm zu nähern. Versöhnlich goss
sie ihm einen Schluck Wein ein, als ihr Blick unruhig durch den halbdunklen
Raum des Wirtshauses glitt. »Warum empfängst du die Herren eigentlich an solch
einem unseligen Ort, Liebster? Hier sind die Ratten zu Hause, und nicht einmal
einen guten Wein gibt es.«
»Das geht dich
nichts an, Hexe!«
»Nenn mich nicht
immer Hexe.« Sie schmollte. »Der anderen Maria gebührt der Name, schließlich
ist sie es doch, der du die Wunde am Kopf zu verdanken hast. Heilt sie nicht
endlich, so wirst du noch das Fieber bekommen und sterben.«
»Das hättest du wohl
gern, was?« Er grinste.
»Nein, mein
Liebster, nur das nicht! Ich werde Gott um ein langes Leben für dich anflehen.
Ich liebe dich doch.« Erneut schlang sie ihre weißen Arme um seinen Hals und
presste sich an ihn. Besorgt streichelten ihre Fingerspitzen über den
Hinterkopf, bis sie unter der Perücke die heiße, wulstige Narbe ertasteten.
»Du sollst das
lassen, Dirne!« Warnend funkelte Cothmann sie an.
»Aber ich will dir
doch helfen, Liebster! Die Wunde muss dringend mit Kräutern behandelt werden.«
Ungehalten nahm er
ihre Hände von seinem Hals und blickte ihr in die grünen Augen. »Du und mir
helfen? Eher lasse ich mich von Luzifer persönlich verarzten, blöde
Weibsperson!«
»Die andere Maria
spukt dir noch immer im Kopf umher. Von ihr würdest du dir gern die Wunde
behandeln lassen, nicht wahr? Man sagt ihr ja Wunderkräfte in der Heilkunst
nach. Nur: Egal, an welches Krankenbett man sie auch ruft, sie lässt immer den
Tod zurück. Frag die hohen Herren Reineking, Echtner und Rullmann. Und auch
dich hätte sie fast getötet.«
»Das war etwas
anderes«, grunzte er kleinlaut. »Aber was erzählen die Herren über sie?«
Da er ihr wieder
Aufmerksamkeit schenkte, keimte neue Hoffnung in ihr auf. Sie rutschte näher an
ihn heran, wobei sie ihm ihre Brüste entgegenreckte und ihm lüstern von unten
her in die Augen schaute. Ihre Gesten riefen Widerwillen in ihm hervor. Wie
hatte er sich nur jemals dazu herablassen können, sie zu besteigen? Abgesehen
von den funkelnden grünen Augen und den wilden schwarzen Haaren war sie
keinerlei Versuchung wert.
»Von einer
vertrauenswürdigen Frau weiß ich, dass die Rampendahlsche sogar ihre Schwester
Ilsabein zur
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