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Der Henker von Lemgo

Der Henker von Lemgo

Titel: Der Henker von Lemgo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Szrama
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nimmt?« Abfällig
spuckte er in den Sand.
    »Zügelt Euren Unmut,
Ratsherr Rampendahl. Eure Tochter spricht recht. Im Moment bin ich der Einzige,
der Ilsabein helfen kann.«
    Unter den
Umstehenden bildete sich schweigend eine Gasse, durch die David mit schweren
Schritten auf Cordt zusteuerte. Sein Gesicht verriet keine Regung. Der Ratsherr
Bentzeler hatte den Henker zum Gevatter erbeten. Gebührlich, wie es bei einer
solchen Ehre die Art war, war er während der Ereignisse still in einer Ecke vor
seinem Krug Branntwein sitzen geblieben. Ein in schwarze Reisekleider
gewandeter Fremder leistete ihm dabei Gesellschaft. Das Auftauchen Margarethas
im Wirtshaus hatte ihn bis dahin nicht interessiert, denn der Henker mischte
sich nicht in fremde Angelegenheiten. Als jedoch Marias Name gefallen war,
hatten seine Augenwinkel nervös zu zucken begonnen, und sein wilder Blick war
um einen Schein finsterer geworden. Cordts Schrei hatte ihn letztendlich
neugierig vor das Wirtshaus getrieben.
    »Die Scharfrichterei
ist nur eine Straße weit entfernt. Dort habe ich alle Instrumente, die ich zur
Entfernung der Kugel benötige. Ihr solltet nicht mehr allzu lang warten, Cordt
Rampendahl«, stellte er nüchtern fest und beugte sich respektvoll zu dem
Mädchen hinab. Gestützt auf das linke Knie, hielt er Ilsabein den Zeigefinger
an die Halsschlagader. »Ihr Blut fließt langsam. Es ist nur noch wenig Leben in
ihr.«
    »Es ziemt sich nicht
für Euch, eine Ratsherrentochter zu berühren, Henker!« Als Hermann ihm
entrüstet in den Weg trat, beließ David die Hand an Ilsabeins Hals und hob nur
langsam den Kopf.
    Erstaunt, aber
äußerlich völlig ruhig, blickte er auf Hermanns Degenspitze. »Wollt Ihr Euch
mit mir schlagen, Hermann Hermessen, oder soll ich stattdessen lieber Eure
Schwägerin zusammenflicken?«
    Hermann zögerte.
Sekundenlang sog sich sein Blick an Davids Augen fest. Langsam, den Degen im
Auge behaltend, erhob sich der Henker.
    »Was soll das,
Schwiegersohn? Du wirst doch jetzt nicht etwa Meister David herausfordern?
Ilsabein braucht Hilfe, und der Henker kann sie ihr leisten«, lenkte Cordt ein
und blickte voller Hoffnung zum Scharfrichter.
    Als hätte David
Hermann etwas abzubitten, beugte er kaum wahrnehmbar den Kopf mit dem langen
dunklen Haar und antwortete ruhig: »Ich denke, Chirurgus, Ihr seid Manns genug,
um zu wissen, wie es um die Jungfer steht. Denkt an Eure Frau, sie braucht
jetzt dringender Eure Hilfe. Ich werde Euch meine Kunst für die Jungfer
Ilsabein zur Verfügung stellen.«
    »Bei Gott, Hermann,
tu, was Meister David sagt«, flehte Margaretha ängstlich, während Cordt ein
Stein vom Herzen fiel. »Du musst zum Rathaus, um das Schlimmste zu verhindern!«
    Hermann war
verwirrt. Davids Haltung hatte ihn beschämt, trotzdem war er noch unschlüssig,
warum er dem Henker trauen sollte. Während David sich ausdruckslos wieder über
Ilsabein beugte, beobachtete er ihn. Mit Leichtigkeit hob er die ohnmächtige
Jungfer vom Boden und trug sie in die Kutsche. Vorsichtig, fast behutsam,
bettete er sie auf die Bank und legte ihren Kopf in Margarethas Schoß.
    Hermann verfolgte
jede Bewegung des Nebenbuhlers lauernd und eifersüchtig. In diesem Moment
interessierte ihn das blutige Handwerk des Henkers nicht mehr, welches er
zutiefst verachtete. Seitdem er die Klinge mit ihm gekreuzt hatte, beschäftigte
ihn Tag und Nacht immer wieder die gleiche Frage, was an diesem Mann so
außergewöhnlich war, dass sich Maria zu ihm hingezogen fühlte. Er wusste, dass
sie ihm in treuer und leidenschaftlicher Liebe zugetan war, und doch ahnte er,
dass tief in ihrer Seele eine zweite Leidenschaft brannte.
    In ihren Träumen
hatte sie ein paarmal von ihm gesprochen, und einmal, in einer heißen
Liebesnacht, da war es ihm, als habe er sie seinen Namen stöhnen hören. Jetzt,
als der Henker sich zu ihm umdrehte und die dunklen Augen ohne Argwohn und
Rivalität auf ihn richtete, glaubte er plötzlich zu wissen, was Maria an diesem
Mann so faszinierte.
    Zähneknirschend
verdrängte er das bohrende Gefühl der Eifersucht. Im Angesicht der großen
Gefahr, der sich Maria stellen musste, überwand er sich und streckte dem Gegner
die Hand entgegen. Mit fester Stimme sagte er: »Ich denke, Ihr tut recht. Wir
nehmen Eure Hilfe an, Henker!«
    Cordt strich
Ilsabein zum Abschied über das Haar. »Beeilt Euch, Meister David, bitte! Meine
Tochter Margaretha wird Euch begleiten!«
    David kletterte auf
den Kutschbock und nickte. »Ihr könnt mir

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