Der Henker von Lemgo
ihm nicht
versprochen, aber er wäre mir ein willkommener Ehemann gewesen.«
»Und ist es wahr,
dass er jetzt um Vieregges Tochter Maria wirbt?« Cothmann hatte es sich lässig
auf dem Schreibtisch bequem gemacht und tat, als würde er ins Plaudern
verfallen. Während er mit dem Unterschenkel wippte und scheinbar verzückt seine
bestickte Schuhspitze betrachtete, belauerte er Maria weiter.
»Davon ist mir noch
nichts zu Ohren gekommen. Darf ich jetzt gehen, hoher Herr?« Maria verbeugte
sich leicht und hoffte auf die Beendigung des Gespräches.
Doch Cothmann war
noch nicht am Ziel. Rasch sprang er vom Schreibtisch auf, umfasste ebenso
schnell ihre Hüfte und hob mit zwei Fingern ihr Kinn an. »Stockmeyer wird dich
unter der Folter als Hexe beklaffen, weil wir, die Herren beider Räte, es so
wollen. Anschließend wird kein Mann dich mehr freien, und auch deine beiden
jüngeren Schwestern werden als alte Jungfern enden!«
Angeekelt bog Maria
ihren Oberkörper so weit wie möglich zurück und stemmte die Fäuste gegen seine
Brust. Obwohl sie wusste, dass er die Wahrheit sagte und diese benutzte, um ihr
Angst einzujagen, hielt sie seinem Blick stand. »So, das glaubt Ihr also?«,
entgegnete sie spöttisch. »Dann habt Ihr wohl die anderen Bewerber übersehen.
Der ehrbare Hans Henrich Borchmeyer hält gerade bei meinem Vater um meine Hand
an.«
»Aber er kann dich
nicht beschützen! Du brauchst einen starken Ehemann in einem hohen Amt, der
dich vor dem Scheiterhaufen bewahrt«, keuchte Cothmann.
Gleichfalls
vermochte er seine Gefühle nicht mehr zurückzuhalten und näherte sich gierig
ihrem Gesicht. Der weiche Körper in seinem Arm bog sich wie eine Pinie im Wind.
Als Maria sich zu wehren versuchte, reizte das seinen Eroberungsdrang nur noch
stärker. Wie von Sinnen umschlang er ihre Schultern und presste ihren Körper
ungeachtet ihres Widerstandes gegen seine Brust.
»Begreifst du denn
nicht, dass ich dich begehre, Weib? Vor Sehnsucht nach dir vergehe. Und wenn
ich erst Bürgermeister bin, wird es niemand mehr wagen, dich anzurühren«,
hechelte er und versuchte, sie gegen ihren Willen in die rosige Halsbeuge unterhalb
des Haaransatzes zu küssen.
»Ihr würdet Eure
fürstliche Verbindung zu dem Vogt Wilhelm de Baer doch niemals wegen der
Tochter eines Dechen aufs Spiel setzen. So dumm seid Ihr nicht, Landmann.
Schließlich pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass Euch der Vogt die
Schande Eurer Frau Mutter reichlich mit Gulden vergönnt hat.« Wütend wand sie
sich in seinen Armen, um ihn von ihrem Gesicht abzuhalten. »Lasst mich sofort
los, Landmann, sonst schreie ich nach dem Stadtdiener!«
Doch Cothmann spürte
nur noch den Leib dieses herrlichen Weibs in seinen Armen. Brutal zog er sie an
sich, bis ihr die Luft wegblieb, dann drängte er sie zum Schreibtisch.
»Ihr werdet mir
gehören, auch wenn ich Euren Vater um Eure Hand bitten muss, und auch, wenn der
Vogt damals nach der Hinrichtung meiner Mutter als Einziger zu mir gestanden
hat. Jetzt bin ich auf dem Weg ganz nach oben und habe andere Gönner. Ich
brauche seine Gunst nicht mehr, denn auch ich bin von fürstlichem Geblüt, an
das man sich in Bälde erinnern wird. Es liegt in deiner Hand, Maria. Ein Wort
von dir, und ich löse die Verbindung zu de Baers Tochter. Mir wird schon etwas
einfallen«, keuchte er und riss wild an der Verschnürung ihres Mieders.
Bei dem Gerangel
platzten die Ösen aus dem Stoff, und endlich boten sich die zwei herrlich
reifen Früchte seinen gierigen Lippen dar. In der Vorfreude, sie zu genießen,
öffnete er hastig die Hose. Doch plötzlich spürte er eine Hand wie eine Zange
im Genick, sodass er erschrocken von Maria abließ. Als er sich mit einem dümmlichen
Gesichtsausdruck umdrehte, blickte er überrascht in den gezückten Degen des
Scharfrichters. David stand breitbeinig hinter ihm. Sein Blick war finster wie
der eines Adlers. »Landmann, Ihr überschreitet Eure Befugnis«, knurrte er
wütend und gab gleichzeitig Maria mit dem Degen ein Zeichen, sich an seine
Seite zu stellen. Schnell kam sie der Aufforderung nach und brachte hinter
seinem breiten Rücken mit zitternden Fingern ihr Mieder in Ordnung.
Cothmann wurde erst
blass, dann rot über die Störung, erholte sich aber schnell von dem Schreck.
Scham verspürte er nicht. Es lag weit unter seiner Würde, sich mit dem Henker
wegen einer Hure zu schlagen. Hier im Rathaus war er der Überlegene, egal,
worum es ging. Während er die Hose schloss, fasste er den
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