Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
erfolgversprechender, die Generäle zu töten.« Ich schob die Falkenmünze in die Mitte des Tischs. »Ich werde nicht stillhalten und zulassen, dass du getötet wirst, Leandra.«
»So leicht wird das nicht gehen«, sagte sie, aber sie lächelte wieder. »Ich mag es nicht, den Tod von Unschuldigen zu planen«, sagte sie. »Das ist es.«
»Essera Leandra, erinnert Euch daran, dass es dort unten das Reich der Diebe gibt«, sagte Armin. »Dieb ist ein zu freundliches Wort, die meisten dürften kaltblütige Halsabschneider sein.«
»Dennoch gibt es Unschuldige dort. Ich habe nicht vor, Soltar die Seelen hundertfach zuzuführen. Ich werde noch heute erfahren, ob mein Plan durchführbar ist. Wenn ja, dann wird es in großen Teilen an Natalyia hängen. Sie wird diesmal am wichtigsten sein.«
»Ich werde tun, was ich kann«, sagte Natalyia einfach.
»Ich vertraue dir«, meinte Leandra. »Wenn du sagst, dass du auf die Schuldlosen achten wirst, dann wird es so sein. Aber ich frage dich, warum willst du in den Tempel?«
»Weil ich glaube, dort den Herrn der Puppen zu finden. Wir haben noch eine Rechnung offen.«
»Du hast ihn doch auf dem Schiff gerichtet«, warf Serafine überrascht ein. »Wir haben es doch alle gesehen.«
»Nein«, entgegnete ich und schüttelte den Kopf. »Ich habe eine Puppe gerichtet. Aber ich habe auch etwas von seinem Wesen verstanden.«
Sie sahen mich alle fragend und zum Teil auch entsetzt an.
»Er hat ein ganz besonderes Talent«, erklärte ich ihnen. »Wir wissen, dass es Menschen gibt, die mehrere Talente zugleich haben können. Er ist ein Nekromant und jemand, der wie ein Dämon den Willen und Körper anderer übernehmen kann. Er wird sich selbst dort befinden, wo es für ihn am sichersten ist – im Tempel des Namenlosen. Ich glaube nicht, dass er ihn überhaupt verlässt. Aber sein Geist geht in den Puppen spazieren. Und die … sind entweder selbst Nekromanten, oder er nutzt seine Fähigkeiten, um diese Puppen mit gestohlenen Gaben mächtiger zu machen. Auf dem Schiff habe ich nur eine Puppe getötet. Eine mit Macht, aber nur eine Puppe. Ich habe nicht vor, ihn entkommen zu lassen, und die einzige Methode, dies sicherzustellen, ist, ihn mit Seelenreißer zu richten. Deshalb muss ich den Tempel betreten, denn dort wird er sein.«
»Wir kommen mit«, sagte Serafine, und die anderen nickten.
»Nein«, widersprach ich. »Dann wird der Plan nicht gelingen. Ich muss allein dorthin. Aber ich werde doch nicht ganz allein sein. Ich verlasse mich auf den Schatten im Stein, um das Licht wiederzusehen.«
Wir sahen alle Natalyia an. »Ich werde da sein«, sagte sie knapp.
»Danke. Ich weiß, dass du da sein wirst. Aber noch ist es nicht so weit. Es gibt anderes zu tun.«
»Wann wird das alles geschehen?«, fragte Armin nachdenklich. Ich schaute auf die Münze vor mir auf dem Tisch, dann zu ihm.
»Das fragst du noch? Sie haben uns gestern diese Münzen gegeben. Also Morgen. Am Tempeltag. Ich finde, dass drei Tage reichen, damit auch sie ihre Angelegenheiten regeln können.«
»Vielleicht hätte jemand ihnen das sagen sollen«, meinte er.
»Sie sollten es wissen«, gab ich ihm Antwort. »Du sagst, es sei ihre eigene Tradition.«
Diesmal standen die Tore der Bibliothek offen. Wieder beeindruckte mich die Eingangshalle mit ihren mächtigen Säulen, die geschäftige Betriebsamkeit, die langen Reihen vor den Pulten der Schreiber. Die Menschen verhielten sich ruhig, es war nur ein leises Gemurmel zu hören, irgendwie war das Gebäude wirklich respektgebietend. Ich meinte den Weg zum Hüter des Wissens zu kennen, verlief mich trotzdem zweimal, bevor ich an seiner Tür klopfte und hörte, wie Abdul uns hereinbat.
»Ich freue mich, euch zu sehen, Esserin«, sagte Abdul mit einer tiefen Verbeugung. »Ich war bei der Krönung anwesend und habe vielleicht auch mehr als andere gesehen. Meinen tief empfunden Dank für dieses Wunder.« Seine blassen Augen ruhten auf Serafine. »Ihr umgebt Euch mit Wundern, Havald Bey. Mit einem Gaukler, der ein Fürst ist, und einer Legende aus alten Tagen.«
»Ihr erkennt mich?«, fragte Serafine überrascht.
Der Hüter des Wissens sah sie milde an. »Es gab Bildnisse von Euch, Tochter des Wassers. Sie wurden verboten. Was meint Ihr, wo werden sie wohl aufbewahrt und wie groß ist die Neugier, die ein Junge verspürt wegen eines Hauses, das verboten wurde und dem dennoch ein Denkmal errichtet wurde?«
»Denkmal?«, fragte sie überrascht.
»Ihr wisst es nicht? Auf
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