Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
nichts dazu, aber Armin schaute mich neugierig an. Richtig, wir hatten die Tore auch vor ihm verborgen.
»Man wusste nicht immer, wo sie waren«, sagte Serafine vorsichtig. »Aber man wusste, dass es sie gab, und spekulierte gerne darüber, wo sich ein solches Tor befand. Es war klar, dass sie an bestimmten Orten sein mussten. Im Palast oder auch in der Stadtfeste. Oder in der Garnison. Vielleicht wusste man nicht, wo sie sich genau befanden, aber dass es sie gab, wusste wirklich jeder.«
»Dann stellt sich die Frage, wie man dieses Wissen vergessen konnte«, sagte Abdul leise und runzelte die Stirn. »Ich weiß, was die Menschen damals für Lieder sangen, ich kann Euch sagen, wie die Sonne stand, als Ihr von Eurem Pony gefallen seid und Euch zwei Finger gebrochen habt. Also müsste ich wissen, was die Menschen damals wussten.«
»Wie hieß mein Pony?«, fragte Serafine spitzbübisch.
»Du. Es hieß Du.« Der Hüter des Wissens lächelte. »Es war eine Anekdote bei den Stallburschen, dass Ihr dem Pony nie einen Namen gegeben habt. Du , komm her.« Er lachte leise. »Es hat mich immer amüsiert.«
Serafines schmunzelte. »Stallburschen wissen nicht alles. Es hieß Durma. Meine Mutter gab ihm den Namen, aber ich konnte ihn nicht aussprechen.« Sie sah ihn beeindruckt an. »Ihr seid wahrlich der Hüter des Wissens, wenn Euch so etwas bekannt ist.«
Abdul nickte und schaute dann zu Armin hinüber. »Ich werde meine Nützlichkeit bald verlieren, Fürst des Adlers. Denn ich werde alt und« – er lächelte verlegen – »vergesslich. Ich fange an, Dinge zu verwechseln, und noch merke ich es früh genug. Ich liebe die Essera Falah, aber ich weiß, dass sie nicht riskieren wird, dass dieses ganze Wissen von einem senilen Alten ausgeplappert wird. Sie versprach mir, dass sie es selbst tun wird, damit bin ich glücklich.«
»Was tun wird?«, fragte Leandra verwirrt, während Serafine und Armin sofort verstanden. Vielleicht auch Natalyia, aber wie üblich sprach sie wenig.
»Sie wird mir die Tore zu Soltars Hallen öffnen.«
»Sie will Euch töten? Jemanden, der ihr so lange so treu gedient hat?«, fragte Leandra fassungslos. »Essera Falah? Das kann nicht sein!«
»Sie muss es tun«, entgegnete Abdul gelassen. »Ich weiß es schon lange und habe es ihr verziehen. Ich denke, es wird nicht mehr lange dauern. Allein, dass ich mich euch offenbaren sollte, war mir schon Warnung genug.«
»Das ist barbarisch«, stieß Leandra entsetzt aus.
»Es ist notwendig.« Er holte tief Luft. »Und jetzt, Esserin, sagt mir, was ich für euch tun kann.«
Es war selbst für den Hüter des Wissens ein überraschendes Anliegen, sogar er musste nachdenken, wo sich das befand, was wir suchten. Doch schließlich fand er es, auch wenn es eine Weile dauerte. Wir gingen in einen anderen Raum, wo große Spiegel für Licht sorgten und es große Tische gab, die er erst freiräumen musste, Stapel von Büchern und Rollen blockierten sie. Wir durften dabei nicht helfen; er tat es selbst, damit er wusste, was sich wo befand, dann zog er die alten Pläne aus den Lederrohren, die sie jahrhundertelang geschützt hatten, und entrollte sie andächtig auf dem Tisch. Das Papyira war an manchen Stellen brüchig, hier und da war die Tusche verblasst, aber insgesamt war alles noch gut zu erkennen.
»Es wäre eine Meisterleistung der Konstruktion gewesen«, sagte er ehrfurchtsvoll. »Seht ihr, hier …?« Er zeigte auf ein Zeichen unten rechts in den Ecken der Pläne. Es tauchte immer wieder auf. »Es ist sein Zeichen. Was es bedeutet, weiß niemand, aber so hat er signiert. Das ist Askannons Zeichen, er selbst hat diese Pläne gezeichnet.«
Er rollte einen anderen Plan aus und legte ihn über den ersten. »Ihr müsst euch beide Pläne gleichzeitig vorstellen, damit ihr sehen könnt, wie groß sein Wirken war.«
Der zweite Plan zeigte die Mauern der Stadt, die inneren und äußeren. Es war zu erkennen, wie weit die Kanalisation reichen sollte. Sie hätte wie ein Netz die ganze Stadt durchzogen.
»Was davon wurde gebaut?«, fragte Leandra beeindruckt.
»Dieser Teil. Das, was hier dunkel markiert ist«, sagte der Hüter des Wissens und nahm den obersten Plan zur Seite. »Dieser Bereich.«
Für mich war es die gleiche Schwierigkeit wie bei Landkarten. Diese Striche und Linien ergaben nie viel Sinn für mich, ich konnte es einfach nicht mit der Wirklichkeit um mich herum vereinbaren.
»Das hier ist die Halle der Diebe«, sagte Armin, der diese
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