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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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ging es weiter, fast ebenso unaufhörlich wie der Wasserfall, nur unterbrochen von einem leisen Sabbern und Glucksen. Frodo überlief es kalt, als er voll Mitleid und Abscheu lauschte. Er wünschte, es würde aufhören und er brauchte diese Stimme nie wieder zu hören. Anborn war nicht weit hinter ihm. Er könnte zurückkriechen und ihn bitten zu veranlassen, dass die Jäger schießen. Wahrscheinlich könnten sie dicht genug herankommen, während Gollum fraß und nicht auf der Hut war. Nur ein Schuss, der traf, und Frodo würde die jämmerliche Stimme auf immer los sein. Aber nein, Gollum hatte jetzt einen Anspruch gegen ihn. Ein Diener hat einen Anspruch gegen den Herrn auf Dienstleistung, selbst wenn der Dienst aus Angst geleistet wird. Sie wären zugrunde gegangen in den Totensümpfen ohne Gollum. Aus irgendeinem Grund wusste Frodo auch ganz genau, dass Gandalf es nicht gewünscht hätte.
    »Sméagol!«, sagte er leise.
    »Fisch, netter Fisch«, sagte die Stimme.
    »Sméagol!«, sagte Frodo ein wenig lauter. Die Stimme brach ab.
    »Sméagol, der Herr sucht nach dir. Der Herr ist hier. Komm, Sméagol!« Es kam keine Antwort, aber ein leises Zischen wie von Atemholen.
    »Komm, Sméagol«, sagte Frodo. »Wir sind in Gefahr. Die Menschen werden dich töten, wenn sie dich hier finden. Komm schnell, wenn du dem Tod entgehen willst. Komm zum Herrn!«
    »Nein«, sagte die Stimme. »Kein netter Herr. Verlässt den armen Sméagol und geht mit neuen Freunden. Der Herr kann warten. Sméagol ist noch nicht fertig.«
    »Wir haben keine Zeit«, sagte Frodo. »Bring deinen Fisch mit. Komm!«
    »Nein, muss erst den Fisch aufessen.«
    »Sméagol«, sagte Frodo verzweifelt. »Schatz wird böse sein. Ich werde den Schatz nehmen und sagen: Lass ihn die Gräten schlucken und dran ersticken. Dann wirst du nie wieder Fisch essen. Komm, Schatz wartet!«
    Ein scharfes Zischen war zu hören. Plötzlich kam Gollum aus der Dunkelheit angekrochen, auf allen vieren, wie ein stromernder Hund, dem »Fuß!« befohlen wurde. Er hatte einen halbgegessenen Fisch im Mund und einen zweiten in der Hand. Er kam dicht an Frodo heran, fast Nase an Nase, und schnüffelte an ihm. Seine bleichen Augen leuchteten. Dann nahm er den Fisch aus dem Mund und stand auf.
    »Netter Herr«, flüsterte er. »Netter Hobbit, kommt zurück zum armen Sméagol. Der gute Sméagol kommt. Nun lass uns gehen, schnell gehen, ja. Durch die Bäume, solange die Gesichter dunkel sind. Ja, komm, lass uns gehen!«
    »Ja, wir werden bald gehen«, sagte Frodo. »Aber nicht gleich. Ich werde mit dir mitgehen, wie ich versprochen habe. Ich verspreche es noch einmal. Aber nicht jetzt. Du bist noch nicht in Sicherheit. Ich will dich retten, aber du musst mir vertrauen.«
    »Wir müssen dem Herrn vertrauen?«, fragte Gollum zweifelnd. »Warum? Warum nicht gleich gehen? Wo ist der andere, der mürrische, unhöfliche Hobbit? Wo ist er?«
    »Da oben«, sagte Frodo und zeigte auf den Wasserfall. »Ich gehe nicht ohne ihn. Wir müssen zu ihm zurückgehen.« Sein Mut sank. Das sah zu sehr nach Betrug aus. Er fürchtete nicht wirklich, dass Faramir zulassen würde, Gollum zu töten, aber wahrscheinlich würde er ihn gefangen nehmen lassen und fesseln; und was Frodo tat, würde dem armen, hinterhältigen Geschöpf sicher wie Verräterei vorkommen. Wahrscheinlich würde er ihm nicht verständlich oder glaubhaft machen können, dass Frodo ihm auf die einzige Weise, die ihm zur Verfügung stand, das Leben rettete. Was sonst konnte er tun, um beiden Seiten gegenüber so weit wie möglich Wort zu halten? »Komm!«, sagte er. »Sonst wird Schatz ärgerlich. Wir gehen jetzt zurück, den Bach hinauf. Geh los, geh los, geh du voraus!«
    Gollum kroch ein Stückchen dicht am Rand entlang, schnüffelnd und misstrauisch. Mit einem Mal hielt er an und hob den Kopf. »Da ist was!«, sagte er. »Kein Hobbit.« Plötzlich drehte er sich um. Ein grünes Funkeln flackerte in seinen vorstehenden Augen. »Herr, Herr! Böse! Tückisch! Falsch!«, zischte er. Er spuckte und streckte seine langen Arme mit den weißen, knackenden Fingern aus.
    In diesem Augenblick ragte Anborns große schwarze Gestalt drohend hinter ihm auf und nahm ihn sich vor. Eine große starke Hand packte ihn im Genick und hielt ihn fest. Er fuhr herum wie der Blitz, wand sich wie ein Aal, ganz nass und schleimig, wie er war, und biss und kratzte wie eine Katze. Aber noch zwei Männer kamen aus den Schatten.
    »Halt still«, sagte der eine. »Sonst

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