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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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stecken wir dich voll Nadeln, wie einen Igel. Halt still!«
    Gollum wurde schlaff und begann zu winseln und zu weinen. Sie fesselten ihn nicht gerade sehr sanft.
    »Sachte, sachte«, sagte Frodo. »Er kann es an Kraft mit euch nicht aufnehmen. Tut ihm nicht weh, wenn ihr’s vermeiden könnt. Er wird ruhiger sein, wenn ihr es nicht tut. Sméagol! Sie werden dir nicht wehtun. Ich werde mit dir gehen, und dir soll kein Leid geschehen. Es sei denn, sie würden mich auch töten. Vertraue dem Herrn!«
    Gollum drehte sich um und spie ihn an. Die Männer hoben ihn hoch, zogen ihm eine Kapuze über die Augen und trugen ihn fort.
    Frodo folgte ihnen und fühlte sich sehr unglücklich. Sie gingen durch den Eingang hinter den Büschen und dann die Treppen hinunter durch die Gänge in die Höhle. Zwei oder drei Fackeln waren angezündet worden. Die Männer wachten auf. Sam war da. Er warf dem schlaffen Bündel, das die Männer trugen, einen sonderbaren Blick zu. »Hast du ihn erwischt?«, fragte er Frodo.
    »Ja. Oder vielmehr nein, ich habe ihn nicht erwischt. Er kam zu mir, weil er mir zuerst vertraute, fürchte ich. Ich wollte nicht, dass er so gefesselt wird. Ich hoffe, es wird gut gehen, aber mir ist das Ganze grässlich.«
    »Mir auch«, sagte Sam. »Und nichts wird jemals gut gehen, wenn dieses Häufchen Elend dabei ist.«
    Ein Mann kam, winkte den Hobbits und brachte sie zu dem Nebenraum hinten in der Höhle. Faramir saß dort auf seinem Stuhl, und die Lampe in der Nische über seinem Kopf war wieder angezündet worden. Er bedeutete ihnen, sich auf die Hocker neben ihm zu setzen. »Bringt Wein für die Gäste«, sagte er. »Und bringt den Gefangenen zu mir.«
    Der Wein wurde gebracht, und dann kam Anborn und trug Gollum. Er zog Gollum die Kapuze vom Kopf und stellte ihn auf die Füße, wobei er hinter ihm stand, um ihn zu stützen. Gollum blinzelte und verbarg die Bosheit seiner Augen hinter den schweren, bleichen Lidern. Sehr jämmerlich sah er aus, tropfend und nass, und er roch nach Fisch (einen hielt er noch in der Hand). Sein spärliches Haar hing ihm wie Unkraut über die knochige Stirn; seine Nase triefte.
    »Lasst uns los! Lasst uns los!«, sagte er. »Der Strick tut uns weh, ja, das tut er, er tut uns weh, und wir haben nichts getan.«
    »Nichts?«, fragte Faramir und sah das unglückliche Geschöpf scharf an, aber sein Gesicht drückte weder Ärger noch Mitleid oder Erstaunen aus.»Nichts? Hast du niemals etwas getan, das Fesseln oder eine noch schlimmere Strafe verdient? Indes habe ich zum Glück darüber nicht zu befinden. Aber heute Nacht bist du dorthin gekommen, wohin zu kommen den Tod bedeutet. Die Fische dieses Weihers sind teuer erkauft.«
    Gollum ließ den Fisch fallen. »Will keinen Fisch«, sagte er.
    »Der Preis ist nicht für den Fisch festgesetzt«, sagte Faramir. »Nur herzukommen und den Weiher zu betrachten, darauf steht die Todesstrafe. Ich habe dich bisher verschont auf Bitten von Frodo, der sagt, dass du zumindest von ihm einigen Dank verdient hast. Aber du musst auch mir Rede und Antwort stehen. Wie heißt du? Woher kommst du? Und wohin willst du gehen? Welche Geschäfte führen dich hierher?«
    »Wir sind verloren, verloren«, sagte Gollum. »Kein Name, keine Geschäfte, kein Schatz, nichts. Nur verlassen, nur hungrig. Ja, wir sind hungrig. Ein paar kleine Fische, grässliche, grätige kleine Fische für ein armes Geschöpf, und sie sagen Tod. So weise sind sie; so gerecht, so überaus gerecht.«
    »Nicht sehr weise«, sagte Faramir. »Aber gerecht: ja, vielleicht, so gerecht, wie unser bisschen Weisheit zulässt. Binde ihn los, Frodo!« Faramir nahm ein kleines Nagelmesser aus dem Gürtel und gab es Frodo. Gollum missverstand die Geste, kreischte und fiel zu Boden.
    »Nun, Sméagol«, sagte Frodo. »Du musst mir vertrauen. Ich werde dich nicht im Stich lassen. Antworte wahrheitsgemäß, wenn du kannst. Es wird zu deinem Vorteil und nicht zu deinem Schaden sein.« Er durchschnitt die Stricke an Gollums Handgelenken und Knöcheln und stellte ihn auf die Füße.
    »Komm hierher!«, sagte Faramir. »Schau mich an! Kennst du den Namen dieses Orts? Bist du schon früher hier gewesen?«
    Langsam hob Gollum den Blick und schaute Faramir unwillig in die Augen. Alles Funkeln war aus seinen Augen verschwunden, und sie starrten eine kurze Zeit trübe und bleich in die klaren, beharrlichen Augen des Menschen von Gondor. Es herrschte ein unbewegtes Schweigen. Dann ließ Gollum den Kopf sinken und sackte

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