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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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ihnen. Er wusste jetzt, wo sein Platz war und gewesen war: an der Seite seines Herrn, obwohl ihm nicht klar war, was er dort tun könnte. Zurück rannte er, die Stufen hinunter, den Pfad hinunter zu Frodo.
    »Wie viele sind dort?«, dachte er. »Dreißig oder vierzig mindestens vom Turm, und erheblich mehr als das von unten, schätze ich. Wie viele kann ich töten, ehe sie mich kriegen? Sie werden die Flamme des Schwertes sehen, sobald ich es ziehe, und früher oder später werden sie mich kriegen. Ich möchte mal wissen, ob ein Lied es je erwähnen wird: Wie Samweis auf dem Hohen Pass fiel und einen Wall von Leichen um seinen Herrn auftürmte. Nein, kein Lied. Natürlich nicht, denn der Ring wird gefunden werden, und es wird keine Lieder mehr geben. Ich kann’s nicht ändern. Mein Platz ist bei Herrn Frodo. Sie müssen das verstehen – Elrond und der Rat und die großen Herren und Frauen mit all ihrer Weisheit. Ihre Pläne sind gescheitert. Ich kann nicht ihr Ringträger sein. Nicht ohne Herrn Frodo.«
    Aber die Orks waren für seinen getrübten Blick jetzt außer Sicht. Er hatte keine Zeit gehabt, über sich selbst nachzudenken, doch jetzt merkte er, dass er müde war, müde fast bis zur Erschöpfung: Seine Beine würden ihn nicht tragen, wie er wollte. Er war zu langsam. Der Pfad schien meilenlang. Wohin waren sie alle gegangen in dem Nebel?
    Da waren sie wieder! Noch ein gutes Stück vor ihm. Eine Menge Gestalten um etwas, das auf dem Boden lag; ein paar schienen hierhin und dorthin zu stürzen, gebückt wie Hunde auf einer Spur. Er versuchte, eine letzte Anstrengung zu machen.
    »Los, Sam«, sagte er. »Sonst kommst du wieder zu spät.« Er lockerte das Schwert in der Scheide. Gleich würde er es ziehen, und dann …
    Es gab ein wildes Geschrei, Gejohle und Gelächter, als etwas vom Boden aufgehoben wurde: »Hau-ruck! Hau-ruck! Auf! Auf!«
    Dann rief eine Stimme: »Nun los! Den schnellen Weg. Zurück zum Unteren Tor! Sie wird uns heute Nacht allem Anschein nach nicht belästigen.« Die ganze Orkbande setzte sich in Bewegung. Vier in der Mitte trugen einen Körper hoch auf ihren Schultern. »Hau-ruck!«
    Sie hatten Frodo mitgenommen. Sie waren fort. Er konnte sie nicht einholen. Immer noch quälte er sich voran. Die Orks erreichten den Gang undgingen hinein. Die mit der Last zuerst, und hinter ihnen gab es eine ganze Menge Gerangel und Geschubse. Sam kam hinterdrein. Er zog das Schwert, ein blaues Flackern in seiner zitternden Hand, aber sie sahen es nicht. Gerade als er keuchend herankam, verschwand der letzte von ihnen in dem dunklen Loch.
    Einen Augenblick stand er da, schnappte nach Luft und hielt sich die Brust. Dann fuhr er sich mit dem Ärmel übers Gesicht, wischte Schmutz, Schweiß und Tränen ab. »Verflucht seien die dreckigen Orks!«, sagte er und eilte ihnen nach in die Dunkelheit.
    Es kam ihm nicht mehr sehr dunkel vor im Gang, eher war es, als ob er aus einem dünnen Dunstschleier in dichteren Nebel gekommen sei. Seine Müdigkeit nahm zu, aber sein Wille wurde umso härter. Er glaubte, den Schein der Fackeln ein Stück vor sich zu sehen, aber so sehr er es auch versuchte, er konnte sie nicht einholen. Orks gehen rasch in unterirdischen Gängen, und diesen Gang kannten sie gut; denn trotz Kankra mussten sie ihn oft benutzen, weil es der schnellste Weg von der Toten Stadt über das Gebirge war. Wann in der weit zurückliegenden Vergangenheit der Hauptgang und die große, runde Höhle, in der Kankra vor unendlich langer Zeit ihren Wohnsitz aufgeschlagen hatte, angelegt worden waren, wussten sie nicht. Aber viele Nebenwege hatten sie selbst auf beiden Seiten gegraben, um bei ihrem Kommen und Gehen im Auftrag ihrer Herren die Höhle zu vermeiden. Heute Nacht hatten sie nicht vor, weit hinunter zu gehen, sondern eilten zu einem seitlichen Durchgang, der zurück zu ihrem Wachturm auf dem Felsen führte. Die meisten von ihnen waren voll hämischer Freude und entzückt über das, was sie gefunden und gesehen hatten, und während sie rannten, schwatzten und brabbelten sie, wie es ihre Art war. Sam hörte das Geschrei ihrer rauhen Stimmen, eintönig und durchdringend in der bewegungslosen Luft, und zwei Stimmen konnte er von allen übrigen unterscheiden: Sie waren lauter und näher bei ihm. Die Hauptleute der beiden Gruppen schienen als Letzte zu gehen, und sie unterhielten sich dabei.
    »Kannst du deinen Haufen nicht dazu bringen, weniger Radau zu machen, Schagrat?«, brummte der eine. »Wir wollen uns

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