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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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herumläuft, ehe du einen Bericht nach Lugbúrz schickst. Es würde nicht allzu hübsch klingen, wenn du sagst, du hast das Kätzchen gefangen und die Katze entwischen lassen.«
    Die Stimmen wurden allmählich leiser. Sam hörte, dass sich Schritte entfernten. Er erholte sich von seinem Schreck, und jetzt packte ihn eine wilde Wut. »Alles habe ich verkehrt gemacht!«, rief er. »Ich wusste, dass ich das tun würde. Jetzt haben sie ihn, die Teufel, die Drecksäcke! Niemals deinen Herrn verlassen, niemals, niemals: Das war mein richtiger Grundsatz. Und ich wusste es in meinem Herzen. Möge mir verziehen werden! Jetzt muss ich zu ihm zurück. Irgendwie, irgendwie!«
    Er zog sein Schwert wieder und schlug mit dem Heft an den Stein, aber es gab nur einen dumpfen Klang. Das Schwert leuchtete indes so hell, dass er in dem Schein ein wenig sehen konnte. Zu seiner Überraschung merkte er, dass der große Block die Form einer schweren Tür hatte und nicht einmal doppelt so hoch wie er groß war. Darüber war ein dunkler leerer Raum zwischen der Oberkante und dem niedrigen Gewölbe des Durchgangs. Wahrscheinlich sollte das nur ein Hindernis sein, damit Kankra hier nicht eindrang, und war auf der Innenseite mit einem Riegel oder Bolzen außerhalb der Reichweite ihrer List gesichert. Mit aller Kraft, die er noch hatte, sprang Sam hoch, packte die Oberkante, zog sich hinauf und ließ sich fallen; und dann rannte er, als wäre er besessen, das leuchtende Schwert in der Hand, um eine Biegung und einen sich windenden Gang hinauf.
    Die Nachricht, dass sein Herr noch am Leben war, beflügelte ihn zu einer letzten Anstrengung, und er dachte nicht mehr an seine Müdigkeit. Vor sich konnte er nichts sehen, denn dieser neue Gang ging ununterbrochen um die Ecke; aber er glaubte, die beiden Orks einzuholen; ihre Stimmen klangen wieder näher. Jetzt schienen sie ganz dicht vor ihm zu sein.
    »Genau, das werde ich tun«, sagte Schagrat in zornigem Ton. »Ihn in die oberste Kammer stecken.«
    »Wozu?«, brummte Gorbag. »Hast du unten keine Gefängnisse?«
    »Er kommt auf Nummer Sicher, das sage ich dir«, antwortete Schagrat. »Verstehst du? Er ist wertvoll. Ich traue nicht allen meinen Jungs, und keinem von deinen; und dir auch nicht, wenn du auf Spaß versessen bist. Er kommt dahin, wo ich ihn haben will, und wo du nicht hinkommst, wenn du nicht höflich bleibst. Ganz nach oben, sage ich. Da wird er sicher sein.«
    »Wird er das?«, sagte Sam. »Du vergisst den großen, mächtigen Elbenkrieger, der noch frei herumläuft!« Und damit rannte er um die letzte Ecke und musste feststellen, dass er durch irgendeine Täuschung des Ganges oder des Gehörs, das der Ring ihm verlieh, die Entfernung falsch eingeschätzt hatte.
    Die beiden Orks waren immer noch ein Stück voraus. Er konnte sie jetzt sehen, schwarz und gedrungen vor einem roten Feuerschein. Der Gang verlief endlich gerade, eine Steigung hinauf; und an seinem Ende waren große Doppeltüren, die weit offen standen und wahrscheinlich in die tiefen Kammern weit unter dem hohen Horn des Turms führten. Die Orks mit der Last waren schon hindurchgegangen. Gorbag und Schagrat näherten sich dem Tor.
    Sam hörte plötzlich heiseres Singen, Hörnerblasen und das Dröhnen von Gongs, ein abscheulicher Lärm. Gorbag und Schagrat waren schon auf der Schwelle.
    Sam schrie und schwang Stich, aber seine kleine Stimme ging in dem Getöse unter. Niemand achtete auf ihn.
    Die großen Türen schlugen zu. Bum. Die eisernen Riegel schnappten ein. Klong. Das Tor war geschlossen. Sam warf sich gegen die verriegelten ehernen Torflügel und fiel besinnungslos auf den Boden. Er war draußen in der Dunkelheit. Frodo war am Leben, aber vom Feind gefangen.





ERSTES KAPITEL
    MINAS TIRITH
    P ippin lugte unter Gandalfs schützendem Mantel hervor. Er fragte sich, ob er wache oder schlafe und noch in dem rasch dahineilenden Traum befangen sei, in den er, seit der große Ritt begann, so lange versunken gewesen war. Wie im Flug zog die dunkle Welt an ihm vorüber, und laut brauste der Wind in seinen Ohren. Er konnte nichts sehen als die funkelnden Sterne und fern zu seiner Rechten, wo sich das Gebirge des Südens erstreckte, gewaltige Schatten, die sich vom Himmel abhoben. Müde versuchte er die Zeiten und Abschnitte ihrer Fahrt nachzurechnen, aber sein Gedächtnis war schläfrig und verwirrt.
    Zuerst waren sie, ohne anzuhalten, entsetzlich schnell geritten, und dann hatte er im Morgengrauen einen bleichen goldenen

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