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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Schimmer gesehen, und sie waren zu der stillen Stadt und dem großen, leeren Haus auf dem Berg gekommen. Und kaum waren sie in seinem Schutz angelangt, da war der geflügelte Schatten wiederum über sie hinweggezogen, und die Menschen wurden schwach vor Angst. Aber Gandalf hatte ihm beruhigend zugesprochen, und er war in einem Winkel eingeschlafen, müde, aber unruhig. Er war sich undeutlich des Kommens und Gehens bewusst und dass Männer sprachen und Gandalf Befehle gab. Und dann ritten sie weiter, ritten durch die Nacht. Das war jetzt die zweite, nein, die dritte Nacht, seit er in den Stein geblickt hatte. Diese abscheuliche Erinnerung ließ ihn ganz wach werden, und ihn schauerte, und das Geräusch des Windes war mit einem Mal erfüllt von drohenden Stimmen.
    Ein Licht erhellte den Himmel, ein gelber Schein loderte hinter dunklen Schranken. Vor Schreck duckte sich Pippin einen Augenblick und fragte sich, in was für ein fürchterliches Land Gandalf ihn bringe. Er rieb sich die Augen, und dann sah er, dass es der Mond war, der über den Schatten im Osten aufging und jetzt fast voll war. Es war also noch früh in der Nacht, und lange würden sie im Dunkeln weiterreiten. Er setzte sich auf.
    »Wo sind wir, Gandalf?«, fragte er.
    »Im Königreich Gondor«, antwortete der Zauberer. »Noch durchqueren wir das Land Anórien.«
    Eine Weile herrschte wieder Schweigen. »Was ist das?«, rief dann Pippin plötzlich und packte Gandalfs Mantel. »Schau! Feuer, rotes Feuer! Gibt es Drachen in diesem Land? Schau, da ist noch eins!«
    Statt zu antworten, rief Gandalf dem Pferd laut zu: »Voran, Schattenfell! Wir müssen eilen. Die Zeit ist knapp. Siehe! Die Leuchtfeuer von Gondorsind angezündet und rufen Hilfe herbei! Der Krieg ist entbrannt. Schau, da ist das Feuer auf Amon Dîn und die Flamme auf Eilenach; und dort ziehen sie sich eilends nach Westen: Nardol, Erelas, Min-Rimmon, Calenhad und Halifirien an den Grenzen von Rohan.«
    Doch Schattenfell verlangsamte seinen Gang und fiel in Schritt, dann hob er den Kopf und wieherte. Und aus der Dunkelheit kam das Stampfen von Hufen, drei Reiter fegten heran, zogen im Mondschein wie flüchtige Gespenster vorbei und verschwanden im Westen. Dann raffte sich Schattenfell auf und sprang davon, und die Nacht strömte über ihn hinweg wie ein brausender Wind.
    Pippin wurde wieder schläfrig und schenkte Gandalf nicht viel Aufmerksamkeit, der ihm von den Bräuchen in Gondor erzählte und wie der Herr der Stadt auf den Gipfeln herausragender Berge Leuchtfeuer errichtete und Wachposten an diesen Punkten unterhielt, an denen immer frische Pferde bereitstanden, um seine reitenden Boten nach Rohan im Norden oder nach Belfalas im Süden zu bringen. »Es ist lange her, seit die Leuchtfeuer im Norden angezündet wurden«, sagte er. »Und in den alten Tagen von Gondor wurden sie nicht gebraucht, denn es gab die Sieben Steine.« Pippin zuckte unbehaglich zusammen.
    »Schlaf weiter und fürchte dich nicht!«, sagte Gandalf. »Denn du gehst nicht wie Frodo nach Mordor, sondern nach Minas Tirith, und dort wirst du so sicher sein, wie man heutzutage nur irgendwo sein kann. Wenn Gondor fällt oder der Ring erbeutet wird, dann wird auch das Auenland keine Zuflucht sein.«
    »Du gewährst mir keinen Trost«, sagte Pippin, aber dennoch überkam ihn der Schlaf. Das Letzte, an das er sich erinnerte, ehe er in einen tiefen Traum sank, war ein Aufleuchten hoher weißer Gipfel; wie über den Wolken schwebende Inseln schimmerten sie, als die Strahlen des im Westen stehenden Mondes auf sie fielen. Er fragte sich, wo Frodo wohl sei, ob er schon in Mordor oder tot sei; und er wusste nicht, dass Frodo von ferne denselben Mond betrachtete, der hinter Gondor unterging, ehe der Tag anbrach.
    Pippin erwachte von Stimmengeräuschen. Ein weiterer Tag in einem Versteck und eine durchrittene Nacht waren dahingeflogen. Es war Zwielicht: Die kalte Morgendämmerung nahte wiederum, und kühle graue Nebel umwogten sie. Schattenfell dampfte vor Schweiß, aber er hielt den Hals stolz und ließ keine Müdigkeit erkennen. Viele große Männer in schweren Mänteln standen neben ihm, und hinter ihnen erhob sich eine Mauer aus Stein. Halb eingestürzt schien sie zu sein, doch obwohl noch Nacht war, hörte man schon die Geräusche eiliger Arbeit: Hammerschläge, Klirren von Maurerkellen und Knirschen von Rädern. Fackeln und Leuchtfeuer glühten dunkel hier und dort im Nebel. Gandalf sprach mit den Männern, die ihmden Weg versperrten,

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