Der Herr der Welt
Höhepunkt ließ sie von ihm ab. Stöhnend blieb Kierszan liegen. Sein ganzer Körper schmerzte.
»Das reicht für heute«, sagte Lilith. »Ich will dich schließlich nicht überfordern.«
»Tust du nicht!« japste Kierszan trotzig. Er war mit seinen Kräften völlig am Ende. Seine Glieder schmerzten. Sein Verstand war leer. Am liebsten hätte er sich einfach zusammengerollt und wäre eingeschlafen.
Lilith lächelte.
»Ich werde wiederkommen«, versprach sie. »Vorerst benötigst du Ruhe und Schlaf.«
»Wie lange willst du uns hier gefangenhalten?« fragte er, während sie zur Tür ging.
»Du stellst Fragen! Woher soll ich wissen, wann Anum wiederkommt? Sobald er eintrifft, werde ich ihm von euch berichten. Und dann werden wir weitersehen ...«
*
Anum kam.
Lilith spürte seine Ankunft. Ihre Sinne waren mit Magie geschärft. Es war eine fremde Magie. Sie war auf Anums Festung begrenzt und sein Geschenk an seine unterwürfige Geliebte.
Anum hatte die Welt nach seinem Willen geformt. Sie war bar aller Technik, die er lediglich als einen pervertierten Ersatz für Magie ansah. Die Magie selbst war es, die sich Stück für Stück weiter ausbreitete. Jeder Zauber schien neue magische Kräfte zu erzeugen. Irgendwann würde vielleicht selbst Anum diese Kräfte nicht mehr beherrschen können.
Jetzt spürte Lilith Anums Ankunft in ihren Gedanken. Sie lag in seidene Tücher gehüllt auf ihrem Bett und erwartete ihn. Irgendwann würde er sie wieder aufsuchen. Wenn er wütend war, liebte er es, sie seine Macht spüren zu lassen. Manchmal genoß sie es sogar, unter seinen brutalen Händen von einem Höhepunkt zum anderen getrieben zu werden und ihm die unterwürfige Geliebte vorzuspielen.
Er war mißtrauisch. Seine Dienerkreaturen waren stets in der Nähe und warteten nur darauf, sich auf jeden zu stürzen, der ihn hätte angreifen wollen. In jeder Sekunde erinnerte er sie an ein Raubtier, das niemals schlief und seinen Gegnern niemals den Rücken zuwandte.
Seit Jahren war sie nun in dieser Festung und wartete auf ihre Stunde. Sie wußte: Irgendwann würde er ihr seine schwache Seite zeigen. Irgendwann würde er vergessen - und sei es auch nur für eine Sekunde -, daß sie eine tödliche Gegnerin war.
Es hatte lange genug gedauert, bis sie auch nur ansatzweise sein Vertrauen gewonnen hatte. Wie Landru hatte er sie gefangengehalten und erniedrigt. Mehrmals hatte er sie aufgesucht und mit Gewalt genommen, bis er schließlich halbwegs überzeugt davon war, daß ihre Unterwürfigkeit nicht gespielt sein konnte.
Er hatte ihr Freiheiten geschenkt, die in seinen Augen unermeßlich waren. Für Lilith war es nur eine andere Art von Gefängnis. Aber sie hatte ein Ziel. Und für dieses Ziel lohnte es, Jahre der Erniedrigung in Kauf zu nehmen. Zeit war für sie bedeutungslos.
Anum hatte ihr eigene Gemächer zur Verfügung gestellt. Er hatte sie in die magischen Kulte eingeweiht und einen Teil seiner Fähigkeiten auf sie projiziert. Außerdem gab es magische Utensilien, die ihr weitere Macht gaben.
Allerdings hatte sie feststellen müssen, daß ihre Fähigkeiten nur in Anums Festung funktionierten. Draußen waren sie wirkungslos.
Sie rekelte sich auf ihrem Bett und überlegte, auf was es Anum wohl am meisten gelüstete. Mal liebte er es, sie zu fesseln und zu züchtigen, dann wieder verlangte es ihm nach einer leidenschaftlichen, ungebändigten Geliebten. Einmal hatte sogar er sich fesseln lassen, während sie die dominante Liebhaberin spielen mußte. Aber selbst in dieser Situation hatte Lilith nicht den Hauch einer Chance gehabt, ihn anzugreifen.
Sie wußte nicht zu sagen, wie lange sie gelegen hatte, als sie seine unmittelbare Präsenz spürte. Er ließ seine Gedanken vorauseilen. Sie waren voller Ungeduld und Aggression. Was immer er auf seiner Reise erlebt hatte, er würde es sie spüren lassen.
Lilith versuchte sich gegen den Gedankenstrom abzuschotten. Es gelang ihr von Mal zu Mal besser, ohne daß Anum es bemerkte. Die Wut der Gedanken prallte an ihr ab wie an einem Panzer. Zugleich sandte sie selbst Gedanken der Unterwürfigkeit und sexuellen Bereitschaft aus. Auch diesmal würde er sich davon täuschen lassen, dessen war sie sicher.
Dann stand er neben ihr - gewaltig und scheinbar unüberwindbar in seiner Macht.
»Hoher Herr! Wie habe ich dich herbeigesehnt!« Sie hoffte, daß sie nicht zu dick auftrug. Aber im Grunde wußte sie, daß er diese Worte hören wollte.
Sie wollte sich erheben und ihm die Hände
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